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Griechenland: Kirche warnt vor Zugeständnissen im Namensstreit mit Makedonien

25. Januar 2018
Die Orthodoxe Kirche von Griechenland hat ihre Sorge über die aktuellen Entwicklungen im griechisch-makedonischen Namensstreit bekundet; sie könne in einer nationalen Angelegenheit dieser Größenordnung nicht „gleichgültig“ bleiben. Die Hl. Synode beschloss am 10. Januar 2018 an ihrer Sitzung, in dieser Frage nicht „klein beizugeben“ und bekräftigte ihre Bedenken gegen die Bezeichnung „Makedonien“ im Namen der früheren jugoslawischen Republik.

Erzbischof Hieronymos (Liapis) betonte, dass es sich nicht nur um eine politische und nationale, sondern auch eine ekklesiologische Angelegenheit handle. Die Hl. Synode befürchtet, dass ein offizieller Landesname, der die Bezeichnung „Makedonien“ enthält, den Anspruch der unkanonischen Makedonischen Orthodoxen Kirche (MOK) auf diesen Namen stützen könnte. In seinem Neujahrsbrief stellte Hieronymos eine Verbindung zwischen den diplomatischen Aktivitäten hinsichtlich einer Lösung im Namensstreit und den Bemühungen um Anerkennung der MOK her. Seine Kirche habe „seit der Antike für das Griechischsein Makedoniens gekämpft“ und könne daher den Gebrauch des Namens durch nichtgriechische Gruppierungen nicht akzeptieren. Nachdem Mitarbeiter des griechischen Außenministeriums die Kirche wegen dieser Position in die Nähe der neonazistischen Partei Chryssi Avgi („Goldene Morgenröte“) gerückt hatten, versuchte Ministerpräsident Alexis Tsipras die Spannungen mit einem Brief an Erzbischof Hieronymos abzubauen. Darin versicherte er, die ekklesiologischen Sorgen würden berücksichtigt, und rief die kirchlichen Behörden zur Zusammenarbeit auf.

In den letzten Wochen ist es zu einer Annäherung zwischen Griechenland und Makedonien im Namensstreit gekommen, die am 17. Januar in ein Treffen zwischen Diplomaten beider Länder am UN-Hauptsitz in New York mündete. Davor lagen die Verhandlungen seit 2014 auf Eis. Matthew Nimetz, der zuständige UN-Mediator, zeigte sich hoffnungsvoll und sieht eine Lösung für den bereits 27 Jahre währenden Streit in Reichweite. Er glaube wirklich, die Führungen in Athen und Skopje seien „ehrlich“ an einer Lösung interessiert. Nimetz, der seit 1994 in der Angelegenheit vermittelt, wollte sich nicht zu den Lösungsvorschlägen äußern, merkte aber an, es sei nicht „realistisch zu erwarten, dass die ehemalige jugoslawische Republik Makedonien nicht Makedonien in irgendeiner Form in ihrem Namen haben wird.“

Griechenland befürchtet, der Name seines nördlichen Nachbars impliziere einen territorialen Anspruch auf die gleichnamige nordgriechische Provinz. Nach seiner friedlichen Loslösung von Jugoslawien 1991 nahm Makedonien offiziell den Namen „Republik Makedonien“ an. Aufgrund des Namensstreits mit Griechenland wurde der Staat 1993 aber unter der Bezeichnung FYROM („Former Yugoslav Republic of Macedonia“, „Ehemalige jugoslawische Republik Makedonien“) in die UNO aufgenommen, wobei der Sicherheitsrat festhielt, es handle sich um einen provisorischen Namen. Trotz dieser provisorischen Lösung blockierte Griechenland jedoch die Aufnahme Makedoniens in die NATO und die EU. (NÖK)

Im Dezember hatte der neue makedonische Ministerpräsident Zoran Zaev erklärt, den Anspruch seines Landes, der einzige Erbe Alexanders des Großen zu sein, aufzugeben. „Die Geschichte gehört nicht uns, sondern auch Griechenland und vielen anderen Ländern“, sagte Zaev in einem Fernsehinterview. Dass Makedonien zumindest einen Teil des Erbes des berühmten antiken Herrschers für sich beansprucht hatte, war ebenfalls ein großer Streitpunkt mit Griechenland. Die vorherige konservative Regierung, die Zaev im Frühling 2017 abgelöst hat, hatte den Konflikt zusätzlich befeuert, indem sie die wichtigste Autobahn und den internationalen Flughafen des Landes nach Alexander dem Großen benannt hatte. Ein konkretes Zugeständnis erfolgte nun bei einem Treffen zwischen Zaev und Tsipras am 24. Januar am Weltwirtschaftsforum in Davos. „Um praktisch zu beweisen, dass wird gewillt sind eine Lösung zu finden, verkünde ich, dass wir den Namen des Flughafens und der Straße ändern werden“, sagte Zaev gegenüber Reportern. Ein neuer Name für den nach Alexander dem Großen benannten Flughafen in Skopje müsse noch bestimmt werden, die Autobahn von Makedonien nach Griechenland, die ebenfalls Alexanders Namen trägt, werde in Freundschaftsautobahn umbenannt.

Eine neuere Umfrage zeigt jedoch, dass mehr als zwei Drittel der Griechen gegen jegliche Verwendung der Bezeichnung „Makedonien“ durch ihren Nachbarn sind. So gingen am 21. Januar in der nordgriechischen Stadt Thessaloniki rund 90‘000 Demonstranten aus ganz Griechenland auf die Straße. Obwohl die Kirche die Proteste offiziell nicht unterstützt, nahmen auch Geistliche daran teil. Die Organisatoren, die rechte Bürgerbewegung „Thermaikos Stunde Null“ aus Nordgriechenland, drohten weitere Proteste in Thessaloniki und anderen griechischen Städten an und riefen Tsipras zu einem Referendum in der Namensfrage auf.