Republik Moldau: Spannungen in der Orthodoxie halten an
Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine haben zahlreiche Geistliche der Moldauischen Orthodoxen Kirche (MolOK), die dem Moskauer Patriarchat untersteht, ihre Kirche verlassen. Sie haben sich der Bessarabischen Metropolie der Rumänischen Orthodoxen Kirche (RumOK) angeschlossen, einerseits wohl aus ideologischen Gründen, andererseits bietet die Metropolie offenbar bessere Anstellungsbedingungen. Einigen von ihnen wurde von der MolOK die Priesterwürde aberkannt, was die Bessarabische Metropolie nicht anerkennt. Metropolit Vladimir (Cantarian), das Oberhaupt der MolOK, hat kürzlich den rumänischen Patriarchen Daniel zu einem Dialog aufgerufen, um die Probleme zu lösen. Das Moskauer Patriarchat kritisierte er im Oktober 2023 für seine Haltung im Ukraine-Krieg und machte es für die schwierige Lage der MolOK verantwortlich, eine Trennung von der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) lehnt er jedoch ab.
Nun hat Metropolit Vladimir einen Appell an die abtrünnigen Geistlichen gerichtet, zur MolOK zurückzukehren. Der Hl. Synod der MolOK bestätigte an seiner Sitzung am 23. April den Wortlaut des Statements. Darin heißt es, das Abkommen der Geistlichen vom Weg, den zu beschreiten sie geschworen hätten, löse „Trauer und Enttäuschung“ aus. Der Metropolit rief sie auf, nicht nur „über ihre Fehler nachzudenken“, sondern „tief zu bereuen“ und „in den Schoss der Kirche zurückzukehren“. Es sei „inakzeptabel und zutiefst bedauerlich, der heiligen Pflicht aus irgendwelchen weltlichen oder persönlichen Gründen den Rücken zu kehren“. Er verwies auf den Ernst der Lage und den „negativen Einfluss“, den ihr Handeln auf die ihnen anvertrauten Gläubigen habe. Ihre Rückkehr sei für das „Wohl der Seelen“, deren Seelsorge sie versprochen hätten, dringend nötig. Die Gemeinschaft erwarte sie mit „offenen Armen“, heißt es in dem Statement weiter.
An der gleichen Sitzung entschied der Hl. Synod aufgrund eines Berichts von Erzbischof Markell (Mihăescu) von Bălţi über drei Geistliche seiner Eparchie, die unerlaubt seine Jurisdiktion verlassen und sich einer anderen Religionsgemeinschaft angeschlossen haben, diesen die Priesterwürde abzuerkennen und ihnen den Dienst zu verbieten. Ebenfalls an dieser Sitzung beschloss der Hl. Synod die Errichtung einer neuen Eparchievon Soroca und Drochia. Das ist ungewöhnlich, da die Entscheidung über das Errichten oder Auflösen von Eparchien oder die Veränderung ihrer Grenzen beim Moskauer Patriarchen und dem Hl. Synod der ROK liegt. Im moldauischen Protokoll steht jedoch eindeutig, dass die Eparchie eingerichtet wurde, auch eine englische Meldung auf der offiziellen Seite der MolOK informiert über diesen Entscheid. Im russischen Protokoll der Sitzung hingegen steht, der Hl. Synod unterstütze die Initiative von Metropolit Vladimir zur Errichtung einer neuen Eparchie, und dass der Metropolit beim russischen Patriarchen und Hl. Synod der ROK um die Bestätigung dafür ersuchen werde.
Am 16. April rief das Oberhaupt der Bessarabischen Metropolie, Metropolit Petru (Părinte), in einem Kommuniqué die Gläubigen in der Republik Moldau auf, in der laufenden Volkszählung ihre rumänische Nationalität und Rumänisch als ihre Muttersprache anzugeben. Der Zensus, der vom 8. April bis 7. Juli 2024 dauert, sei eine „gute Gelegenheit, zu bezeugen, wer wir sind, woher wir kommen und was unser Glaube ist“, heißt es in dem Statement. Die rumänische Nationalität eine die Gemeinschaft über „Grenzen und historische Kontexte“ hinweg. Als Rumänen und Orthodoxe „sind wir verpflichtet, unsere rumänische Identität mit Würde und voller Dankbarkeit zu bezeugen, unsere Nation zu ehren und zur Aufrechterhaltung unsere Werte und der Traditionen, die uns definieren, beizutragen“, erklärte Metropolit Petru weiter. Die rumänische Sprache sei der „wertvollste Schatz“ der kulturellen und sprachlichen Identität. Der orthodoxe Glauben sei der Eckpfeiler der spirituellen und religiösen Identität. Er bete um Stärke, „in unserer Entschlossenheit, unter allen Umständen Zeugen der Wahrheit und unseres Glaubens zu sein“. (NÖK)
Das Oberhaupt der Moldauischen Orthodoxen Kirche hat sich vorsichtig von Patriarch Kirill distanziert. Gleichzeitig gibt es vermehrt Übertritte von Geistlichen zur Bessarabischen Metropolie, die zur Rumänischen Orthodoxen Kirche gehört. Mihai-D. Grigore ordnet die jüngsten Entwicklungen ein.
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