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Bulgarien: Orthodoxe Kirche gedenkt Wiedererrichtung des Patriarchats vor 70 Jahren

17. Mai 2023

Die Bulgarische Orthodoxe Kirche (BOK) hat am 10. Mai mit einem Festgottesdienst in der Alexander-Nevski-Kathedrale in Sofia den 70. Jahrestag der Wiedererrichtung des bulgarischen Patriarchats gefeiert. An der Liturgie nahmen zahlreiche Mitglieder des Hl. Synods sowie weitere Geistliche der BOK teil. Dem Gottesdienst wohnten auch Archimandrit Vassian und Priester Nelu Oprea, die Vorsteher der russischen und der rumänischen Gemeinde in der bulgarischen Hauptstadt bei. Während der Liturgie wurde die synodale Botschaft an die Gläubigen anlässlich des Jubiläums vorgelesen. Darin wurde kurz an die dramatischen Entwicklungen in der Geschichte der BOK erinnert und die Treue des Volkes zur Orthodoxie hervorgehoben. Nach der Liturgie erfolgte ein Bittgottesdienst.

Anlässlich des Jubiläums wurde in der Nationaloper das Stück „Der Einsiedler in der Rila-Wüste“ uraufgeführt. Die Musik wurde von Kyrill Popov, einem Priester und führenden Kirchenmusikkomponisten Bulgariens im 21. Jahrhundert geschrieben. Dirigent der Aufführung war der Metropolit von Stara Zagora, Kiprian (Dobrinov).

Schon im 10. Jahrhundert erhielt die Kirche im Ersten Bulgarischen Reich die Patriarchatswürde, verlor diese aber 1018 nach der Eroberung Bulgariens durch Byzanz wieder. Nach der Gründung des Zweiten Bulgarischen Reiches 1185 erfolgte ein 30-jähriges Intermezzo der Union mit dem Papst, das mit der Wiederherstellung des Patriarchats 1235 mit Sitz im Tarnovo auf der orthodoxen Synode in Lampsak (Kleinasien) beendet wurde. Mit der Eroberung Bulgariens Ende des 14 Jahrhunderts durch die Osmanen fand auch dieses zweite Patriarchat ein Ende, und die bulgarische Kirche wurde erneut dem Patriarchat von Konstantinopel unterstellt. In ihren Bestrebungen nach einer unabhängigen Kirche gerieten die Bulgaren 1872 in ein Schisma mit dem Ökumenischen Patriarchat, das erst 1945 mit der Anerkennung der Autokephalie der BOK seitens Konstantinopels überwunden wurde. Doch als am 10. Mai 1953 ein Landeskonzil der BOK die Wiederherstellung des Patriarchats ausrief, löste dies wiederum Verstimmungen mit Konstantinopel aus. Diese wurden erst 1961 ausgeräumt, als am Vorabend der ersten panorthodoxen Konferenz auf Rhodos Patriarch Athenagoras vor der Welt die orthodoxe Einheit demonstrieren wollte und offiziell die Patriarchatswürde der BOK anerkannte.

Vladislav Atanassov