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Russland: Orthodoxe Kirche will Zahl der Militärgeistlichen verfünffachen

13. Februar 2025

Metropolit Kirill (Pokrovskij) von Stavropol, der Leiter der Synodalabteilung für die Zusammenarbeit mit den Streitkräften und Sicherheitsorganen des Moskauer Patriarchats, hat einen eklatanten Mangel an Militärgeistlichen beklagt. An einem Runden Tisch zum Thema „Spirituelle Front Russlands“ am 30. Januar 2025 erklärte er, es brauche mindestens 1500 Militärgeistliche, um alle Militärdienstleistenden zu versorgen. Aktuell gebe es in der Armee aber nur 300 Militärgeistliche. Davon hätten einige einen Vertrag, andere seien Freiwillige. Zurzeit befinden sich laut dem Metropoliten76 Freiwillige und 64 angestellte Geistliche in den Kampfgebieten von Russlands Krieg gegen die Ukraine. Zwar bereiteten sich 32 Personen auf ihren Einsatz im Kriegsgebiet vor, aber die Zeit dränge, das Problem müsse schneller gelöst werden, betonte Metropolit Kirill.

Der Runde Tisch fand im Rahmen der XIII. Parlamentarischen Weihnachtstreffen in der Duma statt. Dort trat auch Erzpriester Dimitrij Vasilenkov, Metropolit Kirills Stellvertreter in der Synodalabteilung, an der Generalversammlung auf. Die Arbeit der Militärgeistlichen sei eine „zentrale Bedingung für den Sieg“ im Krieg gegen die Ukraine, erklärte er, denn die Armee mit dem stärkeren Kampfgeist sei mächtiger. Ein gläubiger Soldat verstehe den Sinn dieses Kriegs bestens, er wisse, dass er „für die Wahrheit“ kämpfe. Ihm falle es leichter in die „Schusslinie zu treten“ und dem Tod zu trotzen. Als Beispiel führte er an, wie Militärgeistliche im August 2024 in der russischen Region Kursk innerhalb zwei Tagen 700 Wehrpflichtige überzeugt hätten, auf ihre Positionen zurückzukehren, von wo sie zuvor weggerannt seien, und bis zum Äußersten zu kämpfen.

Am Runden Tisch sprach auch die Vorsitzende des Duma-Komitees für die Entwicklung der Zivilgesellschaft und Fragen gesellschaftlicher und religiöser Vereinigungen, Olga Timofejeva. Sie betonte, dass soziale Sicherheiten für Geistliche wichtig seien. 2024 sei die Frage des Schutzes der Militärgeistlichen gelöst worden, aber die Ausarbeitung ziehe sich hin und nicht alle Familien verwundeter oder getöteter Kapläne hätten Kompensationszahlungen erhalten. Diese Frage sei aber unter Kontrolle, und es werde nach zusätzlichen Hilfsmöglichkeiten für diejenigen gesucht, die „den Geist unserer Soldaten heben“. Zudem wurde diskutiert, dass es Rehabilitationsprogramme für Kriegsrückkehrer brauche, in denen auch eine geistliche Begleitung angeboten werde.

Den Teilnehmenden des Runden Tischs wurde außerdem ein Propagandafilm gezeigt, in dem Soldaten im Krieg verschiedene Gebete – christliche, muslimische und buddhistische – sprechen und an Kampfhandlungen teilnehmen. Am Ende des kurzen Videos werden schriftlich mit der Einleitung „Wir sind...“ zahlreiche Nationalitäten aufgezählt, die in Russland leben, darunter auch Ukrainer. Zuletzt steht, „Wir sind Russen, Gott ist mit uns!“.

Das Moskauer Patriarchat berichtete außerdem, dass in der Nähe von Moskau Vorbereitungskurse für Geistliche begonnen hätten, die bald an die Front reisen würden. Die Geistlichen lernen „taktische Medizin“, Grundlagen der psychologischen Hilfe, das richtige Verhalten bei Drohnenangriffen und in vermintem Gelände sowie die Arbeit mit Wärmebildkameras und funkelektronischen Kampfsystemen. Weiter wird ihnen der Transport mit Militärtechnik und das Verhalten bei einem Angriff auf diese vermittelt. Entsprechende Vorbereitungskurse gibt es auch in der Nähe von St. Petersburg.

Bereits im Sommer 2024 suchte die Synodalabteilung für die Zusammenarbeit mit den Streitkräften nach Militärkaplänen. Damals sollten 250 Freiwillige gefunden werden, die in einem Rotationssystem an der Front Dienst leisten sollten. (NÖK)