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Russland: FSB präsentiert „Erkenntnisse“ im Fall des angeblichen Attentats auf Metropolit Tichon

20. November 2025

Der russische Geheimdienst FSB hat verkündet, das Ziel des angeblich vereitelten Anschlags auf Metropolit Tichon (Schevkunov) sei die Sabotage von Verhandlungen zwischen den USA und Russland über die „Beilegung des ukrainischen Konflikts“ gewesen. Die ukrainische Regierung habe damit gerechnet, dass Russland gezwungen wäre, die Gespräche abzubrechen, sollte das Attentat auf Metropolit Tichon glücken, der an den Friedensverhandlungen hätte beteiligt sein sollen. Hinter dem angeblich vereitelten Anschlag steckten die ukrainischen Sicherheitsdienste, ausführen sollten es die jungen Geistlichen Denis Popovitsch und Nikita Ivankovitsch, so der FSB.

Popovitsch und Ivankovitsch waren im Januar und Februar 2025 verhaftet worden, weil sie ein Attentat auf Metropolit Tichon geplant haben sollen. Popovitsch war der Sekretär von Tichon und unterrichtete bis 2023 am Geistlichen Seminar von Pskov, wo Tichon bis zu seiner Versetzung auf die Krim 2023 Metropolit war. Ivankovitsch ist Chorsänger und Altardiener in einer Moskauer Kirche sowie Subdiakon einiger Moskauer Vikarbischöfe. Die beiden besuchten zusammen das Geistliche Seminar Sretenskij und sind befreundet, zudem sind sie ukrainische Bürger, wobei Ivankovitsch in Moskau geboren ist.

Der FSB informierte über Durchsuchungen und Befragungen von Personen aus dem „engen Kreis der Beschuldigten“ am 11. November in Moskau, der Region Pskov und auf der Krim. Auf einem Video ist die Verhaftung und Befragung von Georgij Bitbunov, einem Dozenten des Geistlichen Seminars Sretenskij, zu sehen. Dabei bestätigte dieser, dass die Beschuldigten sich negativ über die „Militärische Spezialoperation“ geäußert hätten und der Meinung seien, Russland verübe einen Angriff auf die Ukraine. Auf dem Video beteuert zudem ein Mitabsolvent der beiden, er habe von den Anschuldigungen gegen die beiden durch Posts auf Telegram erfahren. Der FSB verkündete weiter, Beweise für die Anschuldigungen gegen Denis Popovitsch und Nikita Ivankovitsch gefunden zu haben, zudem seien Propagandasymbole einer namentlich nicht genannten, in Russland verbotenen Terrororganisation gefunden worden. Popovitsch und Ivankovitsch haben laut FSB-Meldung zugegeben, nach dem Beginn von Russlands Angriffskrieg vom ukrainischen Geheimdienst angeworben worden zu sein, um Metropolit Tichon auszuspionieren und Informationen über seine Kontakte zu Vertretern von Religionsorganisationen und Behörden zu sammeln. Im Februar 2025 hätten sie Tichon auf Anweisung des ukrainischen Geheimdienstes mit einer versteckten Bombe auf dem Gebiet des Klosters Sretenskij töten sollen.

Schon bei der Verhaftung der beiden gaben Kommentatoren zu bedenken, dass sie kaum einen Anschlag auf ihren Förderer verüben würden. Der Telegramkanal notterrorists zur Unterstützung von Popovitsch und Ivankovitsch hält es für unwahrscheinlich, dass zwei „einfache ukrainische Männer aus Moskau“ von hochrangigen Verhandlungen zwischen den USA und Russland gewusst haben sollen, und dass ausgerechnet Metropolit Tichon dabei eine Schlüsselrolle hätte spielen sollen. Sergei Chapnin vom Orthodox Christian Studies Center an der Fordham University verwies darauf, dass laut verschiedenen Informationen mehr als zehn Personen von den Durchsuchungen und Befragungen betroffen waren. Diese stünden Metropolit Tichon, der als Vertrauter von Präsiden Putin gilt, ebenfalls nahe. (NÖK)