Russland: Geistliche des Moskauer Patriachats fordern Ende des Kriegs
Priester und Diakone der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) haben in einem offenen Brief Versöhnung und eine sofortige Waffenruhe in der Ukraine gefordert. Sie drückten ihre Trauer über die „Prüfung“ aus, der die Ukrainerinnen und Ukrainer „unverdient“ unterzogen würden. Mit Verweis auf das Jüngste Gericht, das jeden Menschen erwarte, riefen sie alle, „von denen das Ende des brudermörderischen Kriegs abhängt“, zum Handeln auf.
Mit Blick auf die „gottgegebene Freiheit des Menschen“ erklärten sie, das ukrainische Volk müsse seine Wahl selbst treffen, nicht im Visier von Waffen und ohne Druck des Westens oder des Ostens. Sie wünschten zudem, dass alle Soldaten – sowohl die russischen wie auch die ukrainischen – unverletzt und heil nach Hause zurückkehrten. Besonders betrübt zeigten sich die Priester und Diakone über die „Kluft, die unsere Kinder und Enkel in Russland und der Ukraine werden überwinden müssen, um wieder miteinander befreundet sein zu können, einander zu respektieren und lieben“. Zum Verzeihen und zur Versöhnung gebe es keine Alternative. Deshalb riefen sie alle Seiten zum Dialog auf, wobei nur schon die Fähigkeit, einander zuzuhören, Hoffnung auf einen Ausweg aus dem Abgrund geben könne, in den die beiden Länder „in nur wenigen Tagen gestürzt wurden“. Sie kritisierten zudem die zahlreichen Verhaftungen an Protestaktionen in Russland. Kein gewaltloser Aufruf zu Frieden und Beendigung des Kriegs dürfe gewaltsam unterbunden und als Gesetzesverstoß betrachtet werden. Bisher haben 128 Priester, Diakone und Äbte den offenen Brief unterschrieben (Stand 1. März) und es werden laufend mehr.
Auf der Plattform change.org hat auch eine belarusische Gläubige eine Online-Petition an Patriarch Kirill gestartet. Darin bittet sie Patriarch Kirill im Namen von Christen, die der Belarusischen Orthodoxen Kirche angehören und somit dem Patriarchen von Moskau unterstehen, alles ihm Mögliche zu tun, um den brudermörderischen Krieg in der Ukraine zu stoppen. Sie fordert ihn auf, Metropolit Onufrij (Berezovskij) von der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) zu erhören und den Aggressor – Russland – beim Namen zu nennen. Er solle es ihm gleichtun und den russischen Präsidenten Vladimir Putin auffordern, das „kriminelle, militärische Eindringen in den souveränen Staat Ukraine“ zu beenden.
Die Initiantin bittet Kirill, sich „einzumischen“ und alles in seiner Macht Stehende zu tun, um das Blutvergießen zu stoppen. Als Oberhaupt der ROK bestehe Kirills „historische Mission“ darin, gerade für seine „Handlungen und Worte in diesen Tagen“ werde er sich vor dem Jüngsten Gericht verantworten müssen. Es sei auch das „Jüngste Gericht für unsere ganze Kirche, der entscheidende Moment, der ihr künftiges Schicksal bestimmen wird“. Die ganze Welt schaue auf den Patriarchen und warte auf sein friedensstiftendes Handeln. Die Petition schließt mit den Worten „Wir schauen auf Sie und warten auf Ihr prophetisches Wort, das den Krieg beenden wird. Gott schaut Sie an!“. Bis zum 1. März haben 432 Personen die Petition unterschrieben. (NÖK)
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