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Ukraine: Epifanij ruft zur Vereinigung der beiden orthodoxen Kirchen auf

10. März 2022

Das Oberhaupt der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU), Metropolit Epifanij (Dumenko), hat die Gläubigen und Geistlichen der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) zu einer Vereinigung der beiden orthodoxen Kirchen im Land aufgerufen. In seinem Appell vom 5. März betonte er, dass alle unter der russischen Invasion litten, und jede russische Bombe auf die Ukraine den Mythos von der „Heiligen Rus‘“ und dem „dreieinigen Volk“ endgültig zerstöre. Viele Angehörige der UOK würden daher schon darüber nachdenken, dass es „unmöglich ist, weiter in der Jurisdiktion des russischen Patriarchats zu bleiben“.

Die Angehörigen der UOK hätten immer ihre Treue zu den Kanones betont, die jedoch eine einige Lokalkirche vorsehen würden, erklärte Metropolit Epifanij. Deshalb rufe er sie nun dazu auf, „den kanonischen Weg zu betreten – den Weg der Einheit“. Da dies kein einfacher Weg sei, schlug er mehrere Vorgehensweisen vor. Wer schon bereit dazu sei, ob einzelne Gemeinden oder ganze Eparchien, werde von der OKU mit offenen Armen empfangen. Wer dazu nicht bereit sei, könne seine „guten Absichten“ mit gemeinsamen Gottesdiensten zeigen. Wer auch dazu nicht bereit sei, solle zumindest öffentlich von der eigenen Kirchenleitung fordern, Patriarch Kirill nicht mehr zu kommemorieren und baldmöglichst die „vollständige Unabhängigkeit von Moskau“ zu verabschieden.

Das Konzept der „russischen Welt“ habe der Ukraine schreckliches Leid gebracht, deshalb „muss für immer mit dieser blutbefleckten chauvinistischen Ideologie gebrochen werden“, sagte Epifanij weiter. Die Gläubigen seiner eignen Kirche und ihre Unterstützer rief er auf, nicht ihren Emotionen nachzugeben und „unseren Brüdern die Möglichkeit zu geben, den Weg zur Einheit zu absolvieren“.

Der Hl. Synod der OKU beschloss an seiner Online-Sitzung am 7. März eine Reihe von Änderungen bei Gottesdiensten aufgrund des Kriegs. Insgesamt geht es darum, Gottesdienste flexibel der Situation anpassen zu können und den Bedürfnissen der Gläubigen entgegenzukommen. So dürfen Geistliche den üblichen Gottesdienstplan ändern, Gottesdienste abkürzen und in Häusern oder Schutzräumen abhalten, um seelsorgerischen Bedürfnissen zu entsprechen und die Sicherheit der Teilnehmer zu gewährleisten. Auch Begräbnisriten können, wenn nötig, abgekürzt werden. Bewaffnete Verteidiger des Landes, aber auch Flüchtlinge oder Bewohner umkämpfter Gebiete dürfen nach eigenem Ermessen die Fastenregeln abschwächen oder ganz auf das Fasten – die vorösterliche Fastenzeit der Orthodoxen Kirche hat am 7. März begonnen – verzichten. Insgesamt sei der Dienst am Nächsten in der aktuellen Situation das Wichtigste, heißt es in der Mitteilung des Hl. Synods.

Metropolit Onufrij (Berezovskij), das Oberhaupt der UOK, hat in einer Predigt erneut der russischen Präsidenten Vladimir Putin aufgerufen, den Krieg zu beenden. Nach einem Gebet für Frieden in der Ukraine am 4. März verwies er darauf, dass Krieg dem Volk keinen Nutzen bringe, sondern Blut vergieße, was die Menschen spalte. Er glaube, dass Putin den Krieg beenden könne, und er hoffe, dass er dies tun werde. Beide Seiten – Russland und die Ukraine – forderte er auf, sich an den Verhandlungstisch zu setzen und dort alle Probleme zu lösen, statt „mithilfe des Schwerts“. Er rief zu gegenseitiger Toleranz, Achtung, Liebe und Einheit auf. Mit dem Schwert erzeugte Einheit sei kurzfristig und unzuverlässig, Einheit in Gott jedoch halte ewig. (NÖK)

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