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Ukraine: Orthodoxe Kirchen beschuldigen sich gegenseitig an OSZE-Treffen

28. September 2017
An einer Tagung über „Toleranz und Nicht-Diskriminierung“ der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) warf Bischof Viktor (Kocaba) von Baryschevka von der Ukrainischen Orthodoxen Kirche-Moskauer Patriarchat (UOK-MP) der Ukraine Rechtsverletzungen gegenüber Gläubigen und Organisationen seiner Kirche vor. Die Tagung fand am 14. September im Rahmen des jährlichen „Human Dimension Implementation Meetings“ der OSZE in Warschau statt.

Bischof Viktor, der seine Kirche bei der internationalen Organisation repräsentiert, verwies auf zahlreiche dokumentierte Fälle von Übergriffen auf die UOK-MP wie Kirchenbesetzungen, tätliche Angriffe, Brandstiftung und Beschädigung von Kircheneigentum. Sogar bei medial stark verbreiteten, eindeutigen Fällen ergriffen die Sicherheitskräfte keine effektiven Maßnahmen, um die Rechte der Gläubigen wiederherzustellen.

Der Bischof ging zudem auf die Gesetzesentwürfe Nr. 4128, 4511 und 5309 ein, die von der UOK-MP als diskriminierend und gegen sie gerichtet aufgefasst werden. Trotz einer negativen Einschätzung des wissenschaftlichen Expertenbüros der Rada, Protesten sowie zahlreichen kritischen Äußerungen kirchlicher Vertreter aus dem Ausland, wurden die Entwürfe erneut den Parlamentariern zur Diskussion vorgelegt. Angesichts der aktuellen Beziehung zwischen Staat und Kirche könne von Rechtsstaatlichkeit in der Ukraine keine Rede sein, erklärte Bischof Viktor weiter.

Am folgenden Tag warf Erzbischof Evstratij (Zorja) von der Ukrainischen Orthodoxen Kirche-Kiewer Patriarchat (UOK-KP) der UOK-MP an der OSZE-Konferenz vor, seine Kirche seit der Unabhängigkeit der Ukraine zu verleumden. Seit mehr als 25 Jahren werde die UOK-KP „auf der nationalen und internationalen Ebene systematisch vom Moskauer Patriarchat und der Russischen Föderation diffamiert“. In unzähligen Büchern, Artikeln, Auftritten, Predigten und offiziellen Dokumenten verwende die UOK-MP in Bezug auf die UOK-KP eine „Sprache des Hasses und der Feindschaft“. Zusätzlich verschlimmert werde die Situation dadurch, dass sich die UOK-MP dabei selbst als Opfer von Aggression darstelle und jeglichen positiven Dialog verweigere, erklärte der Erzbischof weiter.

Das Kiewer Patriarchat habe der UOK-MP nie das Existenzrecht abgesprochen, während das Moskauer Patriarchat die Existenz der UOK-KP völlig ablehne, hielt Erzbischof Evstratij fest. Aus Sicht der UOK-KP seien sie beide orthodoxe Christen und Teil derselben Kirche. Obwohl die UOK-MP sie nicht einmal als Christen anerkenne, „sind wir überzeugt, dass früher oder später die Periode der systematischen Diffamation“ enden werde und „wir ebenso gute Beziehungen, wie sie unsere Kirche zu den anderen Kirchen und Religionsgemeinschaften in der Ukraine hat, aufbauen können“.

Beide Kirchenvertreter riefen die OSZE, ihre Teilnehmerstaaten und die internationale Gemeinschaft auf, ihre jeweilige Kirche in ihren Bestrebungen zu unterstützen. (NÖK)