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Ukraine: Interkonfessionelle Arbeitsgruppe zu Kalenderfrage

12. Januar 2023

Die Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU) und die Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche (UGKK) wollen eine Arbeitsgruppe einrichten, um gemeinsam Vorschläge bezüglich des Oster- und Weihnachtsdatums zu erarbeiten. Das wurde bei einem Treffen von Großerzbischof Svjatoslav (Schevtschuk), dem Oberhaupt der UGKK, und Metropolit Epifanij (Dumenko), dem Oberhaupt der OKU, am 24. Dezember 2022 vorgeschlagen. Beide Kirchen sowie die Ukrainische Orthodoxe Kirche (UOK) feiern Weihnachten nach dem Julianischen Kalender am 7. Januar, während die römisch-katholischen und evangelischen Christen in der Ukraine am 25. Dezember feiern. Allerdings gibt es auch orthodoxe und griechisch-katholische Ukrainer, die das Weihnachtsfest am 25. Dezember begehen. Daher hat sich Großerzbischof Svjatoslav schon früher offen für eine Verlegung des Weihnachtsdatums gezeigt. Die OKU hat 2022 ihren Gemeinden erlaubt, am 25. Dezember einen zusätzlichen Weihnachtsgottesdienst durchzuführen. Umfragen zeigten, dass die Zahl der Befürworter einer Kalenderreform zunehme.

Am 6. Januar erklärte Metropolit Epifanij am Fernsehen, der Hl. Synod werde an seiner kommenden Sitzung den Gemeinden erlauben, völlig auf den Neujulianischen Kalender umzusteigen, wenn sie das wünschten. Die Kalenderfrage sei vom Krieg beschleunigt worden, noch vor einem Jahr sei er davon ausgegangen, dass eine Reform Jahre dauern würde. Mit ihren Entscheidungen reagiere die OKU auf die Nachfrage der Gläubigen.

Seit 2017 ist auch der 25. Dezember (wie der 7. Januar) in der Ukraine offiziell ein arbeitsfreier Feiertag. Die Befürworter der damaligen Gesetzesänderung, die von einer riesigen Mehrheit des Parlaments angenommen wurde, wollten damit zu einer besseren Verständigung zwischen den Christen im In- und Ausland beitragen. Innerhalb der Orthodoxie folgen u. a. die Russische, Serbische und Georgische Orthodoxe Kirche dem Julianischen Kalender und feiern so Weihnachten am 7. Januar; das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel, die Griechische, Bulgarische, Rumänische und Albanische Orthodoxe Kirch, feiern jedoch am 25. Dezember Weihnachten. Die UOK hatte sich gegen die Einführung des Feiertags entsprechend dem Gregorianischen Kalender oder gar eine Verlegung des Weihnachtsdatums ausgesprochen.

Da sich die Frage einer Kalenderreform vor den Weihnachts- und Osterfeiern zuspitze, wollen die UGKK und OKU ihre Positionen dazu in Einklang bringen, hieß es nach dem Treffen. Die gemeinsame Arbeitsgruppe soll die Frage umfassend untersuchen und konkrete Vorschläge für die Leitungen der beiden Kirchen im Vorfeld der 1700-Jahr-Feier des Ersten Ökumenischen Konzils in Nizäa erarbeiten. Dort seien 325 die Kalenderprinzipien des kirchlichen Lebens festgelegt worden. Die beiden Kirchenoberhäupter besprachen zudem das vergangene Jahr, die aktuelle Situation der interkonfessionellen Beziehungen und des Kirche-Staat-Verhältnisses in der Ukraine, die andauernde russische Aggression, Entwicklungsperspektiven für die Ukraine für die Nachkriegszeit sowie weitere aktuelle Fragen.

In einer nichtrepräsentativen Umfrage hat sich eine Mehrheit der Ukrainer für Weihnachtsfeiern am 25. Dezember ausgesprochen. Vom 24. bis 30. Dezember konnten die Nutzerinnen und Nutzer der E-Government-App „Dija“ in einer Umfrage angeben, ob sie lieber am 25. Dezember oder am 7. Januar Weihnachten feiern würden. Fast 60 Prozent der über 1,5 Mio. Teilnehmer:innen zogen den 25. Dezember vor. Allerdings konnten nur Nutzer der elektronischen Dienstleistung teilnehmen, die Beteiligten bilden kaum die gesamte ukrainische Gesellschaft ab. (NÖK)