Litauen: Ökumenisches Patriarchat plant Exarchat
Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios hat vom 20. bis 22. März auf Einladung der litauischen Premierministerin Ingrida Šimonytė zum ersten Mal das baltische Land besucht, um die Beziehungen zu stärken und so in näherer Zukunft eigene kirchliche Strukturen aufzubauen. Patriarch Bartholomaios verwies darauf, dass die Orthodoxie seit dem 13. Jahrhundert in Litauen präsent sei, die „Mutterkirche“ in Konstantinopel und Litauen teilten also eine jahrhundertelange Verbindung. Und „heute öffnet sich mit der Möglichkeit, für die Einrichtung eines Exarchats des Ökumenischen Patriarchats in Litauen zusammenzuarbeiten, eine neue Perspektive“, so Bartholomaios. Der Ökumenische Patriarch und die Premierministerin unterzeichneten diesbezüglich ein Abkommen zur Zusammenarbeit.
Premierministerin Šimonytė bezeichnete den Besuch als „zweifellos historisch“. Die Orthodoxie sei die zweitgrößte Religion in Litauen und ein wichtiger Teil der litauischen Geschichte und Kultur. Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und dessen Unterstützung seitens des russischen Patriarchen sei es „natürlich und menschlich“, dass es für einige Orthodoxe in Litauen „unmöglich geworden ist, ohne Gewissenskonflikt Teil der Eparchie Litauen des Moskauer Patriarchats zu sein“. Dies betreffe nicht nur litauische Bürger:innen, sondern auch die Zehntausenden ukrainischen Flüchtlinge im Land sowie die wachsende belarusische Diaspora. Daher unterstütze die litauische Regierung die Bitte einiger Geistlicher und Gläubiger, sich dem Ökumenischen Patriarchat unterstellen zu dürfen. Letztlich läge die Entscheidung aber beim Patriarchat, es handle sich um eine Kirchenangelegenheit. Aber die Regierung sei entschlossen, die Glaubens-, Gewissens- und Religionsfreiheit mit allen Mitteln zu schützen.
Konkret geht es um mehrere orthodoxe Geistliche, die teils schon im Mai 2022 den Ökumenischen Patriarchen baten, die Jurisdiktion wechseln zu dürfen. Als Grund gaben sie einen Gewissenskonflikt an, da sie Patriarch Kirills Unterstützung für den russischen Krieg ablehnen. Im Anschluss wurden die Priester zunächst suspendiert, später wurde ihnen von Metropolit Innokentij (Vasiljev), dem Oberhaupt der Eparchie Litauen, die Priesterwürde aberkannt. Im Februar 2023 setzte das Ökumenische Patriarchat die Geistlichen wieder in ihren Rang ein und nahm sie in seine Jurisdiktion auf, was Šimonytė als „wichtigen Schritt Richtung Religionsfreiheit in Litauen“ bezeichnete. Metropolit Innokentij hat mehrfach den russischen Angriff und Patriarch Kirills Haltung dazu verurteilt. Zudem bemüht sich die Eparchie, die Teil der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) ist, um mehr Unabhängigkeit, genauer um einen autonomen Status innerhalb der ROK.
Am 19. März feierten die fünf neu aufgenommenen litauischen Geistlichen in Vilnius erstmals als Mitglieder des Ökumenischen Patriarchats einen Gottesdienst. Es war der erste Gottesdienst unter der Jurisdiktion des Patriarchats von Konstantinopel seit dem 17. Jahrhundert. (NÖK)