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Litauen: Neuer Exarch des Ökumenischen Patriarchats feiert erstmals Gottesdienst

25. Januar 2024

In Vilnius hat das neu ernannte Oberhaupt des litauischen Exarchats des Ökumenischen Patriarchats am 6. Januar seinen ersten Gottesdienst gefeiert. Das Exarchat befindet sich noch im Aufbau und hofft, bald die offizielle Registrierung seitens der litauischen Behörden zu erhalten. Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel hatte im März 2023 erstmals Litauen besucht, um die Beziehungen zur Regierung zu stärken und den Aufbau eigener kirchlicher Strukturen im Land anzustoßen.

Die Gründung des Exarchats ist die Folge des Übertritts mehrerer litauischer orthodoxer Geistliche zum Ökumenischen Patriarchat. Bis Ende April 2022 gehörten die Geistlichen zur Eparchie Litauen, die Teil der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) ist. Als Grund gaben die Geistlichen einen Gewissenskonflikt an, da sie die Kriegsunterstützung des russischen Patriarchen Kirill ablehnten. Sie wurden zunächst suspendiert, später wurde ihnen von Metropolit Innokentij (Vasiljev), dem Oberhaupt der Eparchie Litauen, die Priesterwürde aberkannt. Der Ökumenische Patriarch setzte die Geistlichen im Februar 2023 wieder in ihren Rang ein und nahm sie in seine Jurisdiktion auf. Neben diesen fünf Priestern und zwei Diakonen nahm Bartholomaios auch die Priester Alexander Kuchta und Georgij Roj, die aus Gewissensgründen aus Belarus nach Litauen geflohen sind, in die Jurisdiktion des Ökumenischen Patriarchats auf.

Zum ersten Exarchen hat das Ökumenische Patriarchat Priestermönch Justinus Kiviloo ernannt. Dieser gehörte bisher der Estnischen Apostolischen Orthodoxen Kirche (EAOK), die ebenfalls dem Patriarchat von Konstantinopel untersteht. Von den Priestern des litauischen Exarchats konnte keiner zum Exarchen berufen werden, da keiner von ihnen Mönch ist. In der Orthodoxen Kirche können nur Mönche für höhere Ränge geweiht werden. Aktuell umfasst das Exarchat zehn Geistliche und zehn Gemeinden in Litauen; Gottesdienste finden auf Litauisch, Belarussisch, Ukrainisch und Russisch statt.

Justinus hofft, dass sich das Exarchat bei der staatlichen Registrierung bereits auf der Zielgeraden befinde. Es verfüge auch schon über ein Statut, das von Juristen geprüft sei und bald auf Litauisch übersetzt werde. Richtig mit der Arbeit beginnen werde er, sobald er eine permanente Unterkunft in Litauen habe. Für die künftige Residenz gebe es ein mögliches Objekt, das aber noch umgebaut werden müsse. Im Moment wohnt Justinus im Hotel, was „für das Exarchat zu teuer ist“, deshalb bleibe er jeweils nur kurz. Momentan finden die Gottesdienste des Exarchats in verschiedenen katholischen und protestantischen Kirchen statt. Für eine eigene Kathedrale in Vilnius gebe es Ideen, aber noch kein konkretes Projekt, erklärte Justinus.

Bei anderer Gelegenheit hatte der Exarch betont, er sei kategorisch dagegen, dass der ROK Kirchen weggenommen würden, wie das gelegentlich vorgeschlagen werde. Zudem hält er es für notwendig, mit der ROK in Litauen in Kontakt zu sein. Er wolle keinen Streit und „keinen Krieg zwischen uns hier, in Litauen“. Wie es zu einem friedlichen Verhältnis kommen könne, werde sich weisen. Jedenfalls hoffe er, sich mit Metropolit Innokentij von Vilnius treffen zu können, sobald er seine Arbeit in Litauen aufnimmt.

Die neun Geistlichen des Exarchats haben außerdem eine internationale Auszeichnung für Religionsfreiheit seitens des US-Außenministeriums erhalten. Unter dem Druck Moskaus seien sie „aufgrund ihrer lautstarken Gegnerschaft zum Krieg Russlands gegen die Ukraine“ aus ihren Kirchen „ausgestoßen“ worden. Sie „haben in Litauen eine neue Religionsgemeinschaft aufgebaut“, die Orthodoxen offenstehe, die „frei vom Einfluss Moskaus“ ihre Religion ausüben wollten. Ihr „Mut bewies, wie wichtig ein von der Politik getrennter Glaube inmitten von Krieg und Diktatur ist“. Mit ihrem Blog bekämpfe die Gruppe zudem russische Propaganda und Desinformation unter orthodoxen Gläubigen. (NÖK)