Litauen: Exarchat des Ökumenischen Patriarchats offiziell registriert
Das Exarchat des Ökumenischen Patriarchats in Litauen hat offiziell den Status einer traditionellen Religionsgemeinschaft erhalten. Damit wird die Orthodoxie im Land neu von drei Organisationen vertreten, neben dem Exarchat sind das die Eparchie Litauen des Moskauer Patriarchats und die Altgläubigen. Der Status eröffnet dem Exarchat unter anderem Zugang zu staatlicher Finanzierung und ermöglicht ihm, Religionsunterricht in Bildungseinrichtungen anzubieten.
Die Gründung des Exarchats ist die Folge des Übertritts mehrerer litauischer orthodoxer Geistlicher im April 2022 vom Moskauer Patriarchat zum Ökumenischen Patriarchat. Als Grund gaben die Geistlichen einen Gewissenskonflikt an, da sie die Kriegsunterstützung des russischen Patriarchen Kirill ablehnten. Sie wurden zunächst suspendiert, später wurde ihnen von Metropolit Innokentij (Vasiljev), dem Oberhaupt der Eparchie Litauen, die Priesterwürde aberkannt. Der Ökumenische Patriarch setzte die Geistlichen im Februar 2023 wieder in ihren Rang ein und nahm sie in seine Jurisdiktion auf. Neben diesen fünf Priestern und zwei Diakonen nahm Bartholomaios auch die Priester Alexander Kuchta und Georgij Roj, die aus Gewissensgründen aus Belarus nach Litauen geflohen sind, in die Jurisdiktion des Ökumenischen Patriarchats auf.
Der erste Exarch ist der Priestermönch Justinus Kiviloo, der bisher zur Estnischen Apostolischen Orthodoxen Kirche gehörte, die ebenfalls dem Patriarchat von Konstantinopel untersteht. Gemeinsam mit Metropolit Emmanuel (Adamakis) von Chalcedon, einem hochrangigen Hierarchen des Patriarchats von Konstantinopel, besuchte Justinus die litauische Ministerpräsidentin Ingrida Šimonytė, um sich als neues religiöses Oberhaupt vorzustellen. Bei seiner Visite traf Emmanuel auch die Geistlichen des Exarchats, denen er den Segen von Patriarch Bartholomaios übermittelte.
Metropolit Innokentij zeigte sich in einem Interview unbesorgt über die bevorstehende Registrierung des Exarchats. Der Prozess müsse als „Realität unserer Zeit wahrgenommen werden“, und alle seien frei, entsprechend ihren moralischen Überzeugungen damit umzugehen. Allerdings verwies er auf „gesellschaftlich-politische Kreise“ in Litauen, die eigene Ansichten und Pläne für die religiösen Entwicklungen im Land hätten. Über Priestermönch Justinus Kiviloo äußerte er sich positiv, warf ihm jedoch vor, dass die „Freiheit seines Denkens von der Kirchenpolitik des Patriarchats von Konstantinopel begrenzt ist, mit der die Mehrheit der orthodoxen Lokalkirchen nicht einverstanden ist“. Die Schaffung einer parallelen Kirchenstruktur sei unkanonisch, was auch Kiviloo gesagt habe, und verschärfe die Spannungen in den innerorthodoxen Beziehungen. Am Status seiner Kirche ändere das jedoch nichts, ebenso wenig an ihrer unverrückbaren Unterstützung für die litauische Unabhängigkeit. Den übergetretenen litauischen Geistlichen warf er weiterhin schismatisches Verhalten vor, die Priesterwürde sei ihnen auf rechtlichen Grundlagen entzogen worden. Er werde niemals akzeptieren, dass sie wieder in ihren Rang eingesetzt wurden, und anerkenne die von ihnen gespendeten Sakramente nicht. (NÖK)