Polen: Johannes-Paul-II.-Museum in Warschau eröffnet
Polens Präsident Andrzej Duda hat am 16. Oktober in Warschau das größte Papstmuseum des Landes eröffnet. Das „Johannes-Paul-II.-und-Primas-Wyszyński-Museum“ präsentiert Schlüsselmomente aus den Biografien des am 16. Oktober 1978 zum Papst gewählten und 2014 heiliggesprochenen Krakauer Erzbischofs Karol Józef Wojtyła (1920–2005) und von Kardinal Stefan Wyszyński (1901–1981), der in Polen als „Primas des Jahrtausends“ verehrt wird.
Die Ausstellung erfülle die wichtige Aufgabe, der jungen Generation die Werte von Papst Johannes Paul II. und Kardinal Wyszyński zu vermitteln, sagte Duda. Den polnischen Papst würdigte er als „größten Polen in unserer Geschichte“ und als Mensch, der zum Fall des Kommunismus beigetragen habe. Der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Stefan Wyszyński habe ihn dabei viele Jahre lang unterstützt. Beide Kirchenmänner hätten die Werte vertreten, die es den Polen ermöglicht hätten, die schwierigsten Momente ihrer Geschichte zu überstehen.
Ursprünglich sollte die Ausstellung rings um die gewaltige Kuppel der neuen Nationalkirche „Heiligtum der göttlichen Vorsehung“ im südlichen Stadtbezirk Wilanów in Warschau schon zur Polen-Reise von Papst Franziskus im Sommer 2016 eröffnet werden. Doch die Errichtung des bedeutendsten polnischen Sakralbaus der jüngsten Zeit dauerte deutlich länger als geplant. Auch das Ziel, das Museum anlässlich der 100-Jahrfeier der Unabhängigkeit Polens 2018 zu eröffnen, wurde nicht erreicht. Anders als die im November 2016 geweihte Kirche ist das Museum auch jetzt noch nicht ganz fertig. Seine Tore für Besucher soll es noch in diesem Jahr öffnen. Wann genau, teilten die Ausstellungsmacher jedoch noch nicht mit.
An der Eröffnungsveranstaltung nahmen neben Präsident Duda auch der Erzbischof von Warschau, Kazimierz Kardinal Nycz, und Kulturminister Piotr Gliński teil. Kardinal Nycz hatte den Bau des Museums vor 10 Jahren initiiert. Finanziert wurde der Museumsbau zum Großteil aus dem Staatshaushalt. Laut der Zeitung Gazeta Wyborcza hat der Staat zwischen 2008 und 2016 ca. 60 Mio. Złoty (ca. 14 Mio. Euro) und 2018 weitere 29 Mio. Złoty für das Museum bereitgestellt, was 2014 im Parlament auf Kritik der Opposition stieß.
Den Projektwettbewerb für das Museum hatte 2009 das Studio Kłaput Project gewonnen, deren Leiter jedoch in den letzten Monaten aufgrund von Modifikationen die Zusammenarbeit gekündigt haben. Vor kurzem wurde dem Namen des Museums noch das Kürzel „Mt 5,14“ des Verses aus dem Matthäus-Evangelium – „Ihr seid das Licht der Welt“ – vorangestellt. Das Museum in 26 Metern Höhe ist mit mehr als 2000 Quadratmetern fast doppelt so groß wie die Ausstellung im Geburtshaus des Johannes Paul II. im südpolnischen Wadowice. Einige Säle sind multimedial erfahrbar, so kann man sich im Saal „Gemeinschaft“ dank einer großformatigen Projektion inmitten der von Papst Johannes Paul II. gefeierten Liturgie auf dem Siegesplatz in Warschau im Juni 1979 wähnen und seine Predigt hören.
Dem neuen Museum kommt 2020 vermutlich eine wichtige Rolle zu: Im nächsten Jahr wird Polen den 100. Geburtstag und das 15. Todesjahr von Papst Johannes Paul II. sowie die am 21. Oktober von Papst Franziskus für den 7. Juni 2020 angekündigte Seligsprechung von Kardinal Stefan Wyszyński feiern; eine neue Internetseite informiert über die Vorbereitungen für die Seligsprechung.
Außerdem hat sich im Oktober der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanisław Gądecki, im Namen der Bischofskonferenz mit der Bitte an Papst Franziskus gewandt, Johannes Paul II. zum Doktor der Kirche und Schutzpatron Europas zu erklären. Kardinal Stanisław Dziwisz bekräftigte diese Bitte in einem Vortrag am Kongress „Europa Christi“ in Warschau am 22. Oktober. An der vergangenen Bischofskonferenz Mitte Oktober hatten die Bischöfe zudem den Wunsch formuliert, Papst Johannes Paul II. zum Schutzpatron der polnisch-ukrainischen Versöhnung zu erklären. Die Bischofskonferenz erklärte sich außerdem einverstanden, dass die Erzdiözese Krakau einen Prozess zur Seligsprechung der Eltern von Johannes Paul II. einleitet.
Regula Zwahlen