Polen: Umfrage: Aggressionen gegen Geistliche und Kultobjekte nehmen zu
Laut einer aktuellen Umfrage des Statistik-Instituts der Katholischen Kirche (ISKK) in Polen haben die Hälfte der befragten Priester im vergangenen Jahr Aggressionen erlebt. Die Umfrage wurde im Oktober/November 2024 online durchgeführt und bezog sich auf die letzten zwölf Monate. 966 Geistliche nahmen daran teil. 41,6 Prozent berichteten von Spott, Bedrohungen und Beleidigungen, 3,9 Prozent von physischen Angriffen und 33,6 Prozent von Aggressionen im Internet. Zusätzlich kam es zu Angriffen auf Kirchen (19,3 Prozent), Zerstörung von Eigentum (10,8 Prozent), Beschädigung von Gräbern (7,2 Prozent), Störung von Messen und Gottesdiensten (15,4 Prozent), am häufigsten richteten sich die Aggressionen jedoch gegen die Priester selbst.
Die große Mehrheit (80,8 Prozent) von ihnen haben die Angriffe nicht bei ihren Institutionen angezeigt. 46,2 Prozent hielten die Angelegenheit für zu wenig wichtig, 22,6 Prozent scheuten die Formalitäten, 14,6 Prozent nannten mangelndes Vertrauen in die Behörden. Von den 19,2 Prozent, die über das Ereignis sprachen, wandten sich 33,3 Prozent an die kirchlichen Vorgesetzten, 88,9 Prozent an die staatlichen Behörden.
47 Prozent unternehmen keine besonderen Maßnahmen, um ähnliche Situationen zu vermeiden. 36 Prozent meiden gewisse Personen oder Orte, 27 Prozent der Betroffenen tragen außerhalb der Gemeinde kein Priestergewand oder keinen Priesterkragen mehr, 3 Prozent haben gewisse Aufgaben oder Funktionen abgegeben. 57,2 Prozent der Priester fühlen sich außerhalb der Kirchgemeinde im Priestergewand sicher, während sich 89,7 Prozent ohne das Priestergewand sicherer fühlen.
Gemäß den Befragten sind die Hauptgründe für die Aggressionen ein negatives Image der Priester in den Medien (96,4 Prozent) sowie zunehmende ideologische und politische Spannungen (91,1 Prozent). 75,2 Prozent sehen die Gründe in persönlichen Traumata von Personen, die sich von einem Priester schlecht behandelt fühlen, 46,9 Prozent in persönlicher Abneigung gegenüber dem Priester.
85,9 Prozent der Befragten glauben, dass die Aggressionen gegen Priester in Polen in den vergangenen zehn Jahren zugenommen haben. Der Sprecher der Polnischen Bischofskonferenz, Leszek Gęsiak, betonte, dass es für die Priester wichtig sei zu wissen, dass sie nicht allein seien, und dass die Menschen, für die sie da sind, auch Verantwortung für sie übernehmen und sie in unangenehmen Situationen schützten.
Die Umfrage hatte explorativen Charakter und soll durch eine repräsentative Studie unter allen Priestern und Ordensleuten weitergeführt werden. Das Institut möchte aufzeigen, dass es sich bei Angriffen auf Priester nicht um Einzelfälle handelt, wie dies oft in den Medien dargestellte werde, sondern um ein breiteres und zunehmendes Phänomen.
Regula M. Zwahlen