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Polen: Neuer Geschäftsführer der Katholischen Nachrichtenagentur KAI berufen

17. Juli 2025

Der 74-jährige Dominikaner Stanisław Tasiemski ist am 4. Juli zum neuen Geschäftsführer der polnischen Katholischen Nachrichtenagentur berufen worden. Ein neuer Chefredakteur steht noch nicht fest. Der aus fünf Bischöfen bestehende Rat der Stiftung für den katholischen Informationsaustausch mit dem Warschauer Erzbischof Adrian Galbas als Vorsitzendem ernannte Tasiemski zum Nachfolger des bisherigen Geschäftsführers und Chefredakteurs, Marcin Przeciszewski (66), der Ende Juni nach 32-jähriger Leitung der Agentur seinen Rücktritt erklärt hatte.

Przeciszewski hatte seinen Schritt mit der Planung eines Medienkonsortiums durch die Polnische Bischofskonferenz und der Befürchtung begründet, dass im neuen Rahmen die journalistische Unabhängigkeit und die Autonomie der Agentur nicht mehr gewährleistet sei. Przeciszewski war zuletzt auch mit dem Pressesprecher der Bischofskonferenz, Leszek Gęsiak, bezüglich der Berichterstattung der KAI zur von der Bischofskonferenz erneut vertagten „Aufarbeitungskommission für Missbrauchsfälle“ aneinandergeraten. Przeciszewski hatte das Vorgehen als „Ohrfeige für die Missbrauchsopfer und mediale Katastrophe“ bezeichnet.

Der neue Geschäftsführer der KAI, Stanisław Tasiemski, war von 1998 bis 2008 Mitarbeiter der polnischen Abteilung von Radio Vatikan und betreute von 2005 bis 2008 die polnischen Pilger in Rom als Seelsorger. Seit 2008 ist er als kirchlicher Assistent der KAI-Geschäftsführung tätig. Am 8. Juli trat auch Tomasz Królak vom Amt des stellv. Geschäftsführers der KAI zurück, er bleibt jedoch Leiter des Inlandressorts der KAI, für die er seit ihrer Gründung vor 32 Jahren arbeitet.

Die Personalwechsel bei der KAI sorgen in Polen für Kritik. Die katholische Zeitschrift Tygodnyk Powszechny titelte „Die Bischöfe wollen die Agentur [KAI] in ein Propagandaorgan verwandeln.“ Der Journalist Tomasz Terlikowski hält diese und weitere jüngste Beschlüsse des Präsidiums der Bischofskonferenz für verantwortungslos, weil sie das Vertrauen in die Kirche erodierten und einen kirchlichen Realitätsverlust offenbaren würden. Eine Unterordnung der KAI unter die Pressestelle der Bischofskonferenz zeuge von einem völligen Unverständnis für die Aufgabe der Medien im Gegensatz zu Pressestellen. Er bezweifle auch, dass unabhängige Medien einen solchen abhängigen Nachrichtendienst noch abonnieren würden. Am Beispiel zweier kirchenleitungskonformer Berichterstattungen zeigte Terlikowski auf, dass kritische Berichte über Missbrauchsfälle durch Geistliche als Angriffe auf die Autorität und als Übergriffe auf das Vermögen der Kirche dargestellt würden: „Jeder vernünftige Mensch empfindet Empathie für ein Kind, das als Kind vergewaltigt wurde, nicht für eine mächtige Institution, auch nicht mit finanziellem Einfluss. Das ist wahrlich eine gesunde Reaktion eines normalen Menschen, und keine Medienverschwörung.“ Terlikowski geht mit der Kirchenleitung hart ins Gericht: „Es ist schwer, sich eine größere Bedrohung für die Institution [der Kirche] vorzustellen als ihre Leitungspersonen, die sie unbewusst und aus Angst demontieren.“

Regula M. Zwahlen