Slowakei: Von Kommunisten zerstörter Kirchturm vor Wiederaufbau
Der vom kommunistischen Regime zur Zeit der Tschechoslowakei niedergerissene Turm einer Kirche in der slowakischen Hauptstadt Bratislava soll neu errichtet werden. Der 50 Meter hohe beleuchtete Turm der Kalvarienbergkirche nördlich der Altstadt war den Machthabern in den 1950er Jahren ein Dorn im Auge und wurde zunächst gekürzt und dann zerstört. Nun will ein Komitee unter Leitung des früheren EU-Kommissars und slowakischen Außenministers Ján Figeľ zusammen mit der Erzdiözese Bratislava und dem Dominikanerorden für den Wiederaufbau sorgen, wie slowakische Medien berichten.
Die Vorgeschichte des als „Kirche ohne Turm“ bekannten Gotteshauses reicht ins 18. Jahrhundert zurück. Im Pestjahr 1712 ließ ein Bürger von Bratislava, Jan Lauermann, zum Dank für das Überleben seiner Familie eine Marienkapelle errichten. Eine von ihm gestiftete steinerne Replik der Mariazeller Muttergottes ziert heute den Hochaltar der Kirche.
Das heute bestehende Gotteshaus ist der Nachfolgebau einer Wallfahrtskirche, die 1824 wegen des Zustroms zahlreicher Pilger errichtet wurde. Als das Gebiet westlich des heutigen Hauptbahnhofs von Bratislava zunehmend verbaut und die kleine Maria-Schnee-Kirche auch Zentrum einer neuen, den Franziskanern anvertrauten Pfarre wurde, begann man die Errichtung einer größeren Kirche zu planen.
Der mitten im Zweiten Weltkrieg 1943 begonnene Bau wurde erst nach der Wiedererstehung der Tschechoslowakei 1945 und der Machtergreifung der Kommunisten 1948 fertiggestellt. Da der Innenausbau noch nicht abgeschlossen war, erfolgte im Oktober 1948 noch keine Kirchweihe, sondern nur eine Segnung (Benediktion) durch den damaligen Administrator der Tyrnauer Apostolischen Administratur.
Der in der Dunkelheit beleuchtete Kirchturm, der ein neues Wahrzeichen der slowakischen Hauptstadt sein sollte, war dem neuen Regime von Anfang an ein Dorn im Auge. Als unweit des Kalvarienbergs der „Slavin“, das monumentale Denkmal für die bei der Einnahme Bratislavas im Krieg gefallenen und hier bestatteten Soldaten der Sowjetarmee errichtet wurde, wurde der als Konkurrenz betrachtete rund 50 Meter hohe Kirchturm zunächst verkürzt und 1959 abgerissen.
Nach der Revolution von 1989 wurde die zugehörige Pfarre den Dominikanern übergeben, die von Staat und Kirche 1995 beschlossene Wiederherstellung des Ensembles zog sich hingegen aus Geldmangel in die Länge. Erst Mitte September 2020 erfolgte durch Erzbischof Stanislav Zvolenský die bischöfliche Weihe der Kirche.
Ausständig ist jetzt nur mehr die Wiedererrichtung des Kirchturms. „Ein Aufzug soll zum Glockenstuhl und zu einer Aussichtsplattform führen, zugleich aber soll damit ein Aufstieg zu Maria und zum Kreuz symbolisiert werden, denn auf der Spitze soll eine Statue der siebenfach schmerzensreichen Muttergottes, der Patronin der Slowakei, eingesetzt werden“, so Ján Figeľ, der Vorsitzende des Turmbaukomitees. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)