Zum Hauptinhalt springen

Slowakei: Gedenken an Untergrundkirche-Schlüsselfigur Krčméry

15. August 2024

Legendär ist Krčmérys Abschlussrede nach seiner Verurteilung durch das Militärgericht in Trenčín am 24. Juni 1954: „Ihr habt in den Händen die Macht, aber wir haben die Wahrheit.“ Die Verfolgten beneideten das Regime um diese Macht nicht und strebten sie auch nicht an, ihnen genüge die Wahrheit, die größer und stärker sei als die Macht. Der Mächtige glaube, die Wahrheit „unterdrücken, erschlagen, ja kreuzigen zu können“. Sie sei aber „immer noch von den Toten auferstanden“ und werde das auch in Zukunft tun. Krčméry wurde damals zu 14 Jahren Kerker verurteilt, sein Eigentum wurde konfisziert und vorübergehend wurden ihm auch die Bürgerrechte entzogen.

Silvester Krčméry wurde am 5. August 1924 in Trnava geboren. Bereits als Pfadfinder und Mittelschüler stellte er sich in den Dienst der Kirche und erwog Priester zu werden. Sein Vater hielt ihn jedoch an, zunächst Medizin zu studieren. Das in Bratislava begonnene und in Paris fortgesetzte Medizinstudium beendete er im Jahr der kommunistischen Machtergreifung 1945. Bereits als Student engagierte er sich mit seinem Priesterfreund Vladimír Jukl in der Evangelisierung unter der Prager Studentenschaft und Arbeitern im tschechischen Grenzgebiet, was ihm schon 1946 vier Wochen Gefängnis einbrachte. 1943 hatte Krčméry den kroatischen Priester und Theologen Tomislav Kolaković kennengelernt, der die jungen Studenten vor allem anhielt, die Realität des Lebens wahr- und anzunehmen.

Ende Juli 1951 wurde Krčméry abermals festgenommen und des Hochverrats angeklagt. Er verbrachte drei Jahre in Untersuchungshaft, davon 14 Monate in Einzelhaft. Es wurden ihm zwölf Rippen gebrochen, sein Glaube und seine Überzeugung jedoch nicht. Nach der Freilassung am 21. Oktober 1964 wirkte er zwanzig Jahre als Arzt in Bratislava. Daneben widmete er sich zusammen mit Vladimír Jukl der Evangelisierung zunächst von Hochschülern, später auch von Lehrlingen, Drogensüchtigen, Alkoholikern und Häftlingen. 1974 gründeten die beiden die Missionsgesellschaft Fatima, in der sich Krčméry insbesondere an der Herausgabe von Samisdatliteratur (Untergrundliteratur) und der Organisation kleiner Gruppen der Geheimkirche beteiligte.

In den Achtzigerjahren entwickelte er zusammen mit Jukl das Laienapostolat, das nach der Wende von 1989 die Grundlage für die christliche Kinder-, Jugend- und Familienbewegung bilden sollte. Im März 1988 war Krčméry einer der Organisatoren der „Kerzendemonstration“ in Bratislava, der größten Protestkundgebung in der Tschechoslowakei vor dem Sturz des Regimes. Krčméry verstarb am 10. September 2013 im Alter von 89 Jahren. Sein Andenken wird heute vor allem von der Bewegung „Unauffällige Helden“ hochgehalten, die auch für das Gedenken zu seinem 100. Geburtstag verantwortlich zeichnete.

Besonders geschätzt wurde Silvester Krčméry von Papst Johannes Paul II., der seine Größe bereits als Erzbischof von Krakau erkannt hatte und mit dem er in regelmäßigem Kontakt stand. 1991 verlieh ihm der Papst den Silvester-Orden. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)