Tschechien: Gericht rehabilitiert 1950 zu Tode gefolterten Priester
Das Kreisgericht im nordostböhmischen Hradec Králové (Königgrätz) hat den katholischen Priester Josef Toufar (1902–1950) rehabilitiert und damit einen Stolperstein auf dem Weg zu dessen Seligsprechung aus dem Weg geräumt. Die Festnahme und Inhaftierung Toufars sei durch die damals geltenden Gesetze nicht gedeckt gewesen und daher null und nichtig. Der Priester ist eines der bekanntesten Opfer der kommunistischen Kirchenverfolgung in der früheren Tschechoslowakei.
Toufars Name ist verbunden mit dem angeblichen „Wunder von Číhošt‘“. Nach dem Bericht von Augenzeugen hatte sich beim Gottesdienst am ersten Adventsonntag 1949 hinter dem am Altar stehenden Pfarrer ein Kreuz bewegt. Der bis heute ungeklärte Vorfall hatte am 28. Januar 1950 Toufars Festnahme und nach seiner Weigerung, ein Protokoll zu unterschreiben, eine vierwöchige Folterung zur Folge. Drei Tage nach seinem schließlich erzwungenen Schuldbekenntnis erlag Toufar am 25. Februar den ihm zugefügten Torturen.
Das Schicksal des Pfarrers von Číhošt‘ erlangte Berühmtheit sowohl von Seiten seiner Gegner als auch seiner Anhänger. Das im Februar 1948 an die Macht gekommene kommunistische Regime wollte die Kirche anhand ihrer Wundergläubigkeit diskreditieren und drehte einen Film, in dem ursprünglich Toufar selbst mitwirken sollte, was aber durch dessen Gesundheitszustand nicht zustandekam. Toufar wurde so zum Synonym des katholischen Klassenfeindes im 20. Jahrhundert wie der Jesuit Antonin Konias (1691–1760) als bis heute sprichwörtlicher Gegenreformator im 18. Jahrhundert.
Auf der anderen Seite brachte der prominente Exilautor Josef Škvorecký 1972 einen Roman mit dem Titel „Das Mirakel“ heraus. Nach der Samtenen Revolution 1989 klärten Bücher und ein neuer Film die Bevölkerung über die Hintergründe der von Parteichef Klement Gottwald persönlich vorangetriebenen Kampagne auf. 2009 wurde vom Prager Nationaltheater Aleš Březinas Kammeroper „Toufar“ mit der damals schon 84-jährigen Altistin Soňa Červená (1925–2023) in der Titelrolle uraufgeführt.
Die Würdigung Josef Toufars ist ein besonderes Anliegen des Prager Alterzbischofs Kardinal Dominik Duka (81). Im Jahr 2013 stimmte die damals von ihm geleitete Tschechische Bischofskonferenz der Einleitung eines Seligsprechungsverfahrens zu. Im Jahr darauf wurden die Gebeine Toufars aus einem Massengrab in Prag exhumiert und 2015 in Toufars früherer Pfarrkirche in Číhošt‘ beigesetzt. 2018 begann der eigentliche Seligsprechungsprozess auf diözesaner Ebene, der nach dreijähriger Unterbrechung durch die Pandemie nun wieder Fahrt aufnimmt. Postulator ist der Priester und Historiker Tomáš Petráček (52). (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)