Bosnien-Herzegowina: Jugendfestival in Međugorje mit hohem Vatikan-Besuch
Am alljährlichen Jugendfestival in Međugorje haben dieses Jahr erstmals hohe Vertreter aus dem Vatikan teilgenommen. So feierte der Generalvikar von Rom, Kardinal Angelo de Donatis, mit den über 50‘000 Jugendlichen den Eröffnungsgottesdienst und übermittelte dabei Grüße und Segenswünsche von Papst Franziskus. Ebenfalls anwesend waren die Kurienerzbischöfe Rino Fisichella, Präsident des Päpstlichen Rates für die Förderung der Neuevangelisierung, und Jose Rodriguez Carballo, Sekretär der Kongregation für die Institute geweihten Lebens, Erzbischof Luigi Pezzuto, der Apostolische Nuntius für Bosnien-Herzegowina, sowie der Erzbischof von Sarajevo, Vinko Kardinal Puljić.
Ermöglicht hatte deren Teilnahme eine Entscheidung von Papst Franziskus im Mai 2019, offizielle Pilgerfahrten in den herzegowinischen Marienwallfahrtsort zu erlauben. Zuvor war der Besuch der Stätte nur im privaten Rahmen gestattet, doch nun dürfen Diözesen und Gemeinden auch offizielle Pilgerreisen organisieren. Über die Echtheit der angeblichen Marienerscheinungen hat der Vatikan allerdings noch kein abschließendes Urteil gefällt.
Zum internationalen Jugendfestival, das zum 30. Mal Anfang August stattfand, reisten neben den zahlreichen Jugendlichen aus 97 Ländern auch über 600 Priester sowie 14 Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe an. Den Auftakt am 1. August verfolgten laut Angaben der Pfarrei über 1,7 Mio. Gläubige weltweit über einen Livestream mit. Jährlich besuchen rund 2,5 Mio. Pilger den überaus beliebten Wallfahrtsort in der westlichen Herzegowina mit rund 5000 Einwohnern. Die schrittweise Öffnung des Vatikans gegenüber Međugorje wertete der Wiener Erzbischof, Christoph Kardinal Schönborn, in seiner Grußbotschaft als Zeichen dafür, dass die „Kirche dankbar anerkennt, was so viele Menschen seit Jahrzehnten in Međugorje erleben“.
Erzbischof Henryk Hoser, der Apostolische Visitator für die Pfarrei Međugorje, sagte an einer Pressekonferenz zu Beginn des Jugendfestivals, die Entscheidung des Papstes habe eine „große Tür geöffnet“. Er selbst sehe den Wallfahrtsort als ein „neues Modell der Neuevangelisierung“. In einem Interview mit der kroatischen Kirchenzeitung Glas Koncila strich Hoser im Vorfeld des Festivals die Bedeutung der Marienverehrung heraus und lobte Međugorje als Ort dieser Verehrung, an dem die Menschen zum Glauben geführt würden. Organisatorisch hält der Apostolische Visitator, dessen Aufgabe die spirituelle Begleitung der Pfarrei und der Pilger ist, einen „systematischen Ausbau“ für nötig. In erster Linie sollte das Bestehende bewahrt und gefestigt, die Aufnahme der Pilger sowohl materiell als auch geistlich gestärkt werden. Es gebe zahlreiche Übersetzer und lokale Führer sowie Orte zum Gebet, zudem lobte Hoser das „intensive abendliche Gebetsprogramm“ sowie die ganztags bestehende Gelegenheit zur Beichte. Das alles müsse „bewahrt, perfektioniert und vielleicht ein wenig ausgeweitet“ werden. Die „architektonische Infrastruktur“ jedoch sei ungenügend, wobei es schon reichen würde, den Gebetsort hinter der Kirche zu überdachen. Angesprochen auf die umstrittenen Marienerscheinungen erklärte Hoser, es sei absolut möglich, dass diese nie anerkannt würden und Međugorje trotzdem ein lebendiger Ort der Marienverehrung bliebe. Anerkannte Erscheinungen seien weder eine „Bedingung für die Marienverehrung“, noch seien sie der „Gegenstand der Verehrung“. Außerdem „dauert das Phänomen Međugorje noch immer an“, es lohne sich, „geduldig zu sein“.
Seine Anziehungskraft verdankt die Ortschaft in Bosnien-Herzegowina angeblichen Marienerscheinungen, die jedoch in der katholischen Kirche umstritten und vom Vatikan nicht anerkannt sind. Am 24. Juni 1981 berichteten erstmals sechs Kinder, ihnen sei die Gottesmutter erschienen. Die inzwischen erwachsenen „Seherinnen“ und „Seher“ erhalten angeblich noch immer sehr häufig Botschaften der „Gospa“ (Herrin), manche von ihnen täglich. (NÖK; mit Material von Kathpress)
Stefan Kube zum ersten hochrangigen Besuch aus dem Vatikan in Međugorje
Zum internationalen Jugendfest in Međugorje wird hochrangiger Besuch aus dem Vatikan erwartet. Stefan Kube erklärt, wie sich die Haltung des Vatikans zum umstrittenen Marienwallfahrtsort in Bosnien-Herzegowina gewandelt hat.
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