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Montenegro: Serbischer Patriarch ruft zur Bewahrung der Identität auf

19. Oktober 2023

Der serbische Patriarch Porfirije hat in der montenegrinischen Hauptstadt Podgorica den zehnten Jahrestag der Weihung der Kathedrale gefeiert. Am 14. Oktober versammelten sich die Gläubigen zu Zehntausenden in und vor der Kathedrale, um ihm einen feierlichen Empfang zu bereiten. Die eigentlichen Jubiläumsfeierlichkeiten fanden am 15. Oktober statt, wobei Porfirije neben der Kathedrale auch eine Reihe von anderen Kirchen und kirchlichen Institutionen besuchte. Am 14. Oktober wurde der Patriarch zudem mit seinen Begleitern vom montenegrinischen Präsidenten Jakov Milatović empfangen.

In seiner Predigt vom 14. Oktober in der Kathedrale von Podgorica rief Patriarch Porfirije die Gläubigen auf, ihre Identität zu bewahren. Podgorica sei die Geburtsstadt von Stefan Nemanja, dem Vater des Hl. Sava, des ersten serbischen Erzbischofs. Hier müsse niemand „uns sagen, wer und was wir sind“, hier „wissen wir besser als anderswo, was unser Glaube ist, wer unsere Vorfahren sind“. Aber auch überall sonst „wissen wir gut, in welcher Sprache wir sprechen und zu welchem Volk wir gehören“. Es sei eine Zeit der Zerstörung „traditioneller, aber objektiver Identitäten“ und des „Aufdrängens von konstruierten Identitäten zum Zweck der Manipulation und Beherrschung“, sagte Porfirije. Daher sei es sehr wichtig, die eigene „religiöse, persönliche, familiäre, nationale Identität“, die „Identität unserer Vorfahren, aber auch unserer Nachfahren“ zu bewahren und zu verteidigen. Deshalb sei er von den Massenprozessionen in Montenegro begeistert gewesen, an denen die Gläubigen „hartnäckig, weise und mutig die grundlegenden Rechte der Serbischen Orthodoxen Kirche“ (SOK) verteidigt hätten. Mit den Prozessionen hatten Anhänger der SOK 2020 gegen ein neues Religionsgesetz protestiert, von dem sie befürchteten, es würde die Enteignung von Kirchengütern ermöglichen.

Als Patriarch sei er verpflichtet, fühle aber auch ein persönliches Bedürfnis, die Gläubigen in Montenegro zu unterstützen, wenn sie „mit Stolz und Würde“ ihre Identität als Gläubige der SOK bezeugten. Denn die SOK sei die Bewahrerin der Volksehre und -erinnerung. Nur wenn man sich selbst bewusst sei und sich selbst achte und wirklich kenne, könne man auch andere richtig erkennen und ohne Vorurteile akzeptieren und achten. Er rief dazu auf, auch für „alle anderen Völker“ zu beten, insbesondere diejenigen, „mit denen wir zusammenleben“.

Außerdem rief Patriarch Porfirije seinen Besuch im September 2021 in Erinnerung. Damals war er zur Inthronisation des jetzigen Metropoliten Joanikije (Mićović) von Montenegro angereist. Gegen die Inthronisation gab es heftige Proteste und gewalttätige Ausschreitungen. Trotz „kleiner Hindernisse“ habe die SOK damals dank der Liebe und des Gebets der Gläubigen ihre Aufgabe ausführen können, sagte Porfirije jetzt.

Eine große Mehrheit der montenegrinischen Bevölkerung gehört der SOK an, ungeachtet dessen, ob sie sich als Serben oder Montenegriner identifizieren. 1993 hat sich die Montenegrinische Orthodoxe Kirche von der SOK abgespalten, ist aber ein Elitenprojekt mit wenigen Anhängern geblieben. Von der Weltorthodoxie wird sie nicht anerkannt. (NÖK)

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