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Russland: Kirche zur Statutenänderung bereit, um Pariser Exarchat aufzunehmen

04. Juli 2019

Die Russische Orthodoxe Kirche (ROK) ist offenbar bereit, ihr Statut anzupassen, um das Pariser Exarchat aufzunehmen. Das Exarchat mit der offiziellen Bezeichnung „Erzbistum der orthodoxen Gemeinden russischer Tradition in Westeuropa“ war im November 2018 vom Ökumenischen Patriarchat, dem es untersteht, aufgelöst worden. Seither werden verschiedene Zukunftsszenarien diskutiert, u. a. eine Vereinigung mit der Rumänischen Orthodoxen Kirche, mit der russischen Auslandskirche, mit der Orthodoxen Kirche in Amerika oder mit dem Moskauer Patriarchat. Eine Integration in die lokalen griechischen Eparchien, die das Ökumenische Patriarchat angeordnet hatte, lehnt der Rat des Erzbistums ab.

Bischof Savva (Tutunov), der stellv. Leiter der Verwaltung des Moskauer Patriarchats, sagte in einem Interview mit der russischen Zeitung Nezavisimaja Gazeta, dass die ROK ihr Statut zugunsten des Pariser Exarchats ändern könnte. Ausgehend von der Zusicherung Patriarch Kirills, das Erzbistum vollständig und mit seinem administrativen System aufzunehmen, erklärte er, die Existenz des Exarchats sei bisher im Statut der ROK nicht vorgesehen. Aber die nötigen Anpassungen würden im Fall einer Einigung eingeführt, so wie auch 2008 Änderungen am Statut vorgenommen wurden, um die Aufnahme der russischen Auslandskirche zu ermöglichen.
Savvas Ausführungen folgten auf ein Treffen am 21. Juni in Wien, an dem von der ROK außer ihm der stellv. Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats, Nikolaj Balaschov, und Metropolit Antonij (Sevrjuk) von Korsun und Westeuropa teilnahmen. Vom Pariser Exarchat war dessen Leiter, Erzbischof Jean (Renneteau), und zwei weitere Vertreter anwesend. Es sei nicht das erste oder einzige Treffen gewesen, bestätigte Savva. Gerüchten, wonach das letzte Gespräch harsch gewesen sei, widersprach Erzpriester Jean Gueit, der als Vizepräsident des Rats des Erzbistums an den Treffen teilnimmt. Er bezeichnete das Gespräch als „nicht einfach, aber nicht harsch“ sowie als „ernsthaft und verantwortungsbewusst“. Die Entscheidung hänge von der Generalversammlung des Erzbistums ab, deshalb sei es wichtig, nun alle möglichen Fragen zu klären und Garantien zu erhalten.
An ihrer Sitzung im Februar 2019 hatte die Generalversammlung des Erzbistums entschieden, sich nicht aufzulösen. Eine nächste Generalversammlung ist für den 7. September geplant, dann soll eine Entscheidung über die Zukunft des Erzbistums getroffen werden. Bischof Savva lobte den Dialog mit Erzbischof Jean als „reichhaltig“ und hofft auf einen Beschluss im September. Die Entscheidung liege jedoch „vollständig“ bei der Generalversammlung, und das Moskauer Patriarchat könne in keiner Weise darauf Einfluss nehmen, beteuerte er. (NÖK)

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