Frankreich: Pariser Exarchat löst sich nicht auf
An einer Außerordentlichen Generalversammlung hat das „Erzbistum der orthodoxen Gemeinden russischer Tradition in Westeuropa“ entschieden, sich nicht aufzulösen. Die Kleriker und Laiendelegierten der Gemeinden sprachen sich am 23. Februar in Paris mit 191 von 206 Stimmen dafür aus, das Erzbistum als „geeinte kirchliche Entität zu bewahren“. Damit geht das Leben des Erzbistums vorerst unverändert weiter. Eine Entscheidung über seine künftige Zugehörigkeit wurde nicht getroffen, voraussichtlich wird für den Juni eine weitere Außerordentliche Generalversammlung einberufen.
Nötig wurde die Versammlung, da die Hl. Synode des Ökumenischen Patriarchats, dem das Erzbistum als Exarchat mit Sitz in Paris untersteht, im November 2018 beschlossen hatte, das Exarchat aufzulösen und seine Gemeinden den jeweiligen lokalen griechischen Bischöfen zu unterstellen. Entsprechend seiner Statuen musste das Pariser Exarchat darüber beraten, ob es sich auflösen wolle oder nicht. Das Oberhaupt des Pariser Exarchats, Erzbischof Jean (Renneteau), sprach an der Generalversammlung von einer „Entscheidung über Leben und Tod“ und beschwor die Einheit des Erzbistums. In einem Interview wies er darauf hin, dass während er altere, Konstantinopel keine Weihen neuer Bischöfe zugelassen habe und somit „uns unsere Zukunft verwehrt“. Deshalb sei das Erzbistum nun auf der Suche nach einer neuen Zukunft, zentral sei dabei die Bewahrung seiner Autonomie und seiner Besonderheiten. Der Kontakt zum Moskauer Patriarchat gestalte sich bisher sehr positiv, führte Erzbischof Jean weiter aus.
Künftig könnte das Erzbistum Teil der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) werden oder sich der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland (ROCOR), einer autonomen Struktur innerhalb der ROK, anschließen. Ein Beitritt zur Rumänischen Orthodoxen Kirche wird ebenfalls erwogen. Der zum Ökumenischen Patriarchat gehörende Metropolit von Paris, Emmanuel (Adamakis), bot in einem Interview den Gemeinden in Frankreich an, in einem Vikariat unter seinem Omophorion zusammenzubleiben.
Erzbischof Antonij (Sevrjuk) von Wien hat in einem Brief, der an der Generalversammlung verlesen wurde, die Möglichkeit der Wiederaufnahme in die ROK umrissen. Die ROK habe die Trennung von ihren Gemeinden in Westeuropa immer als vorübergehend betrachtet und würde sich freuen, sie wieder aufzunehmen. Dabei versprach sie, die „historische Integrität der Gemeinden, Klöster und anderen Institutionen“ zu bewahren, ebenso das „historische Erbe wie liturgische und andere Traditionen“ sowie die Funktionsweise der Gemeinden. Die Wahl der Hierarche solle weiterhin entsprechend der Statuten des Erzbistums erfolgen, nachdem der russische Patriarch die Kandidatenliste abgesegnet habe. Alle Hierarchen würden Mitglieder der lokalen Konzile und des Bischofskonzils der ROK.
Das Exarchat geht auf die Emigration orthodoxer Russen nach der Revolution 1917 zurück, das Erzbistum wurde 1921 gegründet. 1931 unterstellten sich die russischen Gemeinden in Westeuropa unter der Leitung ihres Metropoliten dem Patriarchat von Konstantinopel. Das Exarchat umfasst derzeit 65 Pfarrgemeinden, zwei Klöster und sieben Skite. 100 Priester und 30 Diakone sind in der Seelsorge tätig. (NÖK)
Sebastian Rimestad zur aktuellen Situation des Pariser Exarchats
Am 23. Februar hat die Generalversammlung des Pariser Exarchats trotz der Entscheidung des Ökumenischen Patriarchats, seinen Status als Exarchat aufzuheben, entschieden, sich nicht aufzulösen. Sebastian Rimestad zum Selbstverständnis des Exarchats und seiner Rolle im Ukraine-Konflikt.
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