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Armenien: Kirche in Schuschi zerstört

02. Mai 2024

In der Stadt Schuschi in Berg-Karabach ist offenbar die armenische Johannes der Täufer-Kirche zerstört worden. Auf Satellitenbildern war die auch als Kanach Zham (grüne Kapelle) bekannte Kirche Ende Dezember 2023 noch zu sehen, am 4. April 2024 jedoch nicht mehr, sie muss in der Zwischenzeit abgerissen worden sein. Die 1847 erbaute Kirche war im Krieg um Berg-Karabach 2020 beschädigt worden. Danach hatte die Eparchie Baku der Russischen Orthodoxen Kirche Anspruch auf die Kirche erhoben und angekündigt, sie zu renovieren. Schuschi (Schuscha auf Aserbaidschanisch) steht seit dem Krieg 2020 unter aserbaidschanischer Kontrolle.

Wenige Kilometer südlich ist offenbar ein ganzes Dorf abgerissen worden. Auf Satellitenbildern ist fast nur noch nackte Erde und die Baustelle einer großen Moschee zu sehen. Außer einigen wenigen Gebäuden neben der Baustelle steht nur noch die Kirche des Dorfs. Laut einem Forscher von Caucasus Heritage Watch, das die Satellitenbilder veröffentlicht hat, ist die Kirche rechtlich als Kulturerbe geschützt, möglicherweise sei sie deshalb ganz geblieben. Auf Fotos von einem Besuch des aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Alijev im Juli 2023 sind im Hintergrund noch Häuser zu sehen. Von seinem Besuch im Dezember 2023 gibt es nur Nahaufnahmen von ihm und der Baustelle, daher ist nicht zu erkennen, in welchem Zustand das Dorf damals war.

Caucasus Heritage Watch listet rund 20 beschädigte und zerstörte Stätten in den seit 2020 von Aserbaidschan zurückeroberten Gebieten auf, eine Reihe weiterer stuft es als gefährdet ein. Die Forscherin und Mitbegründerin von Caucasus Heritage Watch, Lori Khatchadourian, verweist auf die aserbaidschanische Exklave Nachitschwan als möglichen Präzedenzfall. Dort wurde das armenische Erbe seit den späten 1990er Jahren fast vollständig ausgelöscht. Mit der Beschädigung von Kulturerbe in Berg-Karabach verstößt Aserbaidschan gegen ein Urteil des Internationalen Strafgerichtshofs vom Dezember 2021. Dieser hatte Aserbaidschan angewiesen, alle nötigen Maßnahmen zu ergreifen, um armenisches Kulturerbe vor Beschädigung und Entweihung zu schützen. (NÖK)

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