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Deutschland: Erzbischof Tichon will Reform der Orthodoxen Bischofskonferenz

21. März 2019
Um die durch die Auseinandersetzung zwischen den Patriarchaten von Moskau und Konstantinopel blockierte Zusammenarbeit in der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland (OBKD) wieder in Gang zu bringen, hat der Leiter der Diözese von Berlin und Deutschland der Russischen Orthodoxen Kirche, Erzbischof Tichon (Zajcev) von Podolsk) vorgeschlagen, die Frage einer regelmäßigen Rotation beziehungsweise der freien Wahl des Vorsitzenden der OBKD zu prüfen. 

Im Vorfeld Frühjahrssitzung der OBKD wandte sich Tichon mit einem Aufruf an die übrigen Konferenzmitglieder. Darin bekräftigte er die Kritik am Vorgehen Konstantinopels in der Ukraine-Frage, würdigte aber auch die fast 25-jährige Zusammenarbeit der orthodoxen Kirchen in Deutschland. Es gebe viele Erfolge, etwa bei schulischer Bildung und Religionsunterricht, beim Sozialdienst, in der Jugendarbeit und in der Ökumene mit Katholischen und Protestanten. Deshalb sollen die „lieben Mitbrüder im Bischofsamt“ alles in ihrer Macht Stehende tun, um „unsere fruchtbare Zusammenarbeit“ fortzusetzen.

Als Ausweg schlug Tichon eine Änderung der Satzung der OBKD vor, in der festgeschrieben ist, dass der Vorsitzende immer ein Bischof des Patriarchats von Konstantinopel ist – seit der Gründung der OBKD 2010 ist dies der in Bonn ansässige Metropolit Augoustinos. Tichon plädierte nun dafür, „die Frage einer regelmäßigen Rotation bzw. der freien Wahl des Vorsitzenden“ zu prüfen. Dann könnten alle orthodoxen Bischöfe in Deutschland weiterhin zusammenarbeiten. Erzbischof Tichon hielt in seinem Schreiben wörtlich fest: „In einer Situation, in der die Machtansprüche des Patriarchats von Konstantinopel, das leider die Adäquatheit seines Selbstverständnisses verloren hat, auf der einen Waagschale und auf der anderen die Sorge um die Einheit und das Wohlergehen der Orthodoxen Kirche liegen, scheint eine solche Lösung des Problems die einzig mögliche Option zu sein.“ 

Die Einführung von Bischofskonferenzen in den Ländern der orthodoxen Diaspora war an der 4. Panorthodoxen Präkonziliaren Konferenz 2009 in Chambesy als Kompromiss beschlossen worden. Da man sich nicht auf eine endgültige Regelung der Diaspora-Frage einigen konnte, beschloss man die Bildung von Bischofskonferenzen, auf der gemeinsame Anliegen der orthodoxen Kirchen besprochen und die Kirche geeint nach außen hin auftreten könnten. Die Unabhängigkeit der einzelnen Kirchen bleibt dabei aber stets gewahrt. Laut den Beschlüssen von Chambesy soll jeweils lokale Vertreter des Ökumenischen Patriarchats den Vorsitz in den Bischofskonferenzen führen. 

Erzbischof Tichon betonte nun, dass dieses „Monopol der Hierarchie des Patriarchats von Konstantinopel“ schon „nicht mehr den Anforderungen und wahren Bedürfnissen der Kirche in der modernen Welt, wie sie sich in dieser Zeit und vor allem im vergangenen Jahr entwickelt haben“. Im Februar hatte bereits der Erzbischof der deutschen Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland, Mark (Arndt), den OBKD-Mitgliedern eine Wiederaufnahme des Dialogs vorgeschlagen – allerdings außerhalb ihrer Strukturen.

Die drei russisch-orthodoxen Vertreter hatten wegen des Streits um die Anerkennung der Autokephalie der Orthodoxen Kirche der Ukraine durch den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios zuletzt nicht mehr an Sitzungen von Gremien der OBKD teilgenommen. Das Moskauer Patriarchat hatte im September seinen Geistlichen die Mitarbeit in allen Gremien unter Vorsitz (oder Co-Vorsitz) eines Vertreters des Patriarchats von Konstantinopel untersagt. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)