Russland: Patriarch will im westlichen Fernsehen auftreten
Der russische Patriarch Kirill hat sich über Bestrebungen des Westens beklagt, die Russische Orthodoxe Kirche (ROK) auszugrenzen und ihre Aktivitäten auf internationaler Ebene zu behindern. Dabei warf er „einigen politischen Kräften im Westen mit einer radikalen antirussischen Position“ vor, die ROK zum Schweigen bringen zu wollen. Im Gespräch mit dem Katholikos-Patriarchen der Assyrischen Kirche des Ostens, Mar Ava III., der derzeit Russland besucht, ging er in diesem Zusammenhang „auf einige für uns traurige Umstände“ ein, die zurzeit „auf dem Territorium unserer Kirche herrschen“. Dazu berichtete er von der „Situation, die sich im Donbass und in Neurussland ergeben hat“, wobei der Konflikt „offensichtlich politische Ursachen hat“.
Während des Kalten Kriegs seien sich die USA und die Sowjetunion noch weniger einig gewesen, aber die Kontakte zwischen den Kirchen seien nicht eingeschränkt worden, sagte Kirill. Delegationen seien ins jeweils andere Land gereist, und es seien theologische und politische Themen diskutiert worden. Heute hingegen versuche der Westen, die Kontakte der ROK zu ihren westlichen Partnern sowie den Dialog mit ihnen zu begrenzen. Dabei verwies er auf die „Druckversuche“ des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier an der Eröffnung der Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen im September in Karlsruhe. Er sei dankbar, dass die Vollversammlung nicht darauf eingegangen sei, die ROK zu „diskriminieren“.
Nun sei die „präzedenzlose Entscheidung“ getroffen worden, den Patriarchen nicht mehr in die EU einreisen zu lassen. So etwas habe es nicht einmal im Kalten Krieg gegeben, daher stelle sich die Frage nach dem Warum. Kirill forderte, sich im westlichen Fernsehen äußern zu können. Wenn „sie recht haben, und ich nicht, dann ladet mich ins Fernsehen ein, tretet mit mir in Dialog, beweist eure Richtigkeit“. Er unterstellte, dass „sie Angst haben, weil die Richtigkeit auf unserer Seite ist, und nicht auf ihrer“. Sie „haben eine sehr schwache Position“, fuhr der Patriarch fort, „überhaupt ist die Position des Isolationismus immer schwach“. Die ROK selbst sei hingegen offen für das Gespräch „sowohl mit denen, die uns lieben, als auch mit denen, die uns nicht lieben“.
Die EU hat bisher keine Sanktionen, zu denen ein Einreiseverbot gehören würde, gegen Patriarch Kirill verhängt. Ein entsprechender Versuch – Kirill hätte vom sechsten Sanktionspaket der EU betroffen sein sollen – wurde vom ungarischen Premierminister Viktor Orbán vereitelt. Einzelne EU-Mitglieder haben seither Kirill auf ihre eigenen Sanktionslisten gesetzt, so Litauen, auch Großbritannien sanktioniert das Oberhaupt der ROK. (NÖK)