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Russland: Archimandrit Cyril Hovorun als ausländischer Agent eingestuft

11. September 2025

Das russische Justizministerium hat Archimandrit Cyril Hovorun am 5. September zum „ausländischen Agenten“ erklärt. Der ukrainische Theologe, Philosoph und frühere Geistliche der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) ist international als Wissenschaftler und Publizist tätig und bekannt. Zurzeit ist er Direktor des Huffington Ecumenical Institute an der Loyola Marymount Universität in Los Angeles. Bereits 2023 hatte ihm der russische Patriarch Kirill die Priesterwürde aberkannt, nachdem er ihn kurz zuvor vom Dienst suspendiert hatte. Hovorun hatte dies auf seine Haltung gegen Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und seine Kritik an der Haltung der ROK zum Krieg zurückgeführt.

Hovorun gehörte früher zum engeren Kreis von Patriarch Kirill und versuchte, die geistliche Bildung in Russland zu reformieren. Er ist ein vehementer Unterstützer der ukrainischen Autokephalie. Dass Hovorun als ukrainischer Bürger ins russische Register ausländischer Agenten eingetragen wurde, rief einiges Erstaunen hervor. Tatsächlich stehe eine ganze Reihe Ausländer auf der Liste, erklärte Hovorun in einem Kommentar, das Hauptkriterium sei der Einfluss auf das russische Publikum, unabhängig von der Staatsbürgerschaft. Für ihn sei das eine Anerkennung, dass er diesen Einfluss habe und seit vielen Jahren systematisch versuche, „ukrainische oder proukrainische Narrative für Russen“ zu schaffen. Dazu diene unter anderem sein russischsprachiger Telegram-Kanal, auf dem ihm hauptsächlich Russen, darunter auch Vertreter des Moskauer Patriarchats und Beamte der russischen Regierung, folgten. Seine „jahrelangen Versuche, parallele, zum Kreml alternative Narrative zu schaffen“, sowohl über die Ukraine als auch über den Krieg, seien „offensichtlich“ der Grund für seinen Eintrag ins Register. Warum das gerade jetzt geschehen sei, wisse er nicht. Der Beschluss habe für ihn keine Bedeutung, erklärte Hovorun weiter. Allerdings drohten den Menschen in Russland, die seine Materialien teilen, nun Konsequenzen.

Im Verzeichnis für „ausländische Agenten“ stehen bereits mehrere Geistliche, so Erzpriester Andrej Kordotschkin, Erzdiakon Andrej Kurajev, der frühere Hauptrabbiner Moskaus, Pinchas Goldschmidt, oder der ehemalige oberste Lama Kalmykiens, Telo Tulku Rinpotsche. (NÖK)

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