Russland: Archimandrit Cyril Hovorun als ausländischer Agent eingestuft
Das russische Justizministerium hat Archimandrit Cyril Hovorun am 5. September zum „ausländischen Agenten“ erklärt. Der ukrainische Theologe, Philosoph und frühere Geistliche der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) ist international als Wissenschaftler und Publizist tätig und bekannt. Zurzeit ist er Direktor des Huffington Ecumenical Institute an der Loyola Marymount Universität in Los Angeles. Bereits 2023 hatte ihm der russische Patriarch Kirill die Priesterwürde aberkannt, nachdem er ihn kurz zuvor vom Dienst suspendiert hatte. Hovorun hatte dies auf seine Haltung gegen Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und seine Kritik an der Haltung der ROK zum Krieg zurückgeführt.
Hovorun gehörte früher zum engeren Kreis von Patriarch Kirill und versuchte, die geistliche Bildung in Russland zu reformieren. Er ist ein vehementer Unterstützer der ukrainischen Autokephalie. Dass Hovorun als ukrainischer Bürger ins russische Register ausländischer Agenten eingetragen wurde, rief einiges Erstaunen hervor. Tatsächlich stehe eine ganze Reihe Ausländer auf der Liste, erklärte Hovorun in einem Kommentar, das Hauptkriterium sei der Einfluss auf das russische Publikum, unabhängig von der Staatsbürgerschaft. Für ihn sei das eine Anerkennung, dass er diesen Einfluss habe und seit vielen Jahren systematisch versuche, „ukrainische oder proukrainische Narrative für Russen“ zu schaffen. Dazu diene unter anderem sein russischsprachiger Telegram-Kanal, auf dem ihm hauptsächlich Russen, darunter auch Vertreter des Moskauer Patriarchats und Beamte der russischen Regierung, folgten. Seine „jahrelangen Versuche, parallele, zum Kreml alternative Narrative zu schaffen“, sowohl über die Ukraine als auch über den Krieg, seien „offensichtlich“ der Grund für seinen Eintrag ins Register. Warum das gerade jetzt geschehen sei, wisse er nicht. Der Beschluss habe für ihn keine Bedeutung, erklärte Hovorun weiter. Allerdings drohten den Menschen in Russland, die seine Materialien teilen, nun Konsequenzen.
Im Verzeichnis für „ausländische Agenten“ stehen bereits mehrere Geistliche, so Erzpriester Andrej Kordotschkin, Erzdiakon Andrej Kurajev, der frühere Hauptrabbiner Moskaus, Pinchas Goldschmidt, oder der ehemalige oberste Lama Kalmykiens, Telo Tulku Rinpotsche. (NÖK)

Um in einem Nachkriegsrussland ohne Putin wieder eine gesellschaftliche Rolle spielen zu können, wird die Russische Orthodoxe Kirche sich mit den Fehlern ihrer Vergangenheit auseinandersetzen müssen, erklärt Priester Andrei Kordochkin.
Weiterlesen

Das Portal Christen gegen Krieg hat eine Gläubige in Russland, die sich seit dem 24. Februar 2022 mit kleinen Protestaktionen gegen den Krieg einsetzt, interviewt. Dekóder hat das Interview auf Deutsch übersetzt.
Weiterlesen

Wladimir Kara-Mursa, einer der bekanntesten russischen Oppositionellen, ist seit zwei Jahren in Haft. Das Portal Mir Vsem, das dissidente Geistliche der Russischen Orthodoxen Kirche unterstützt, hat ein Interview mit ihm geführt, das Dekoder auf deutsch übersetzt hat.
Weiterlesen

Die Repressionen innerhalb der Russischen Orthodoxen Kirche gegen abweichende Meinungen werden immer stärker. Ksenia Luchenko schildert mehrere Fälle und zeigt (fehlende) Perspektiven für Kriegsgegner in der Kirche auf.
Weiterlesen

Der verstorbene russische Oppositionspolitiker Alexej Navalnyj bezeichnete sich in den letzten Jahren wiederholt als gläubiger Christ. Ivan Petrov zeichnet seine christliche Weltanschauung und sein Handeln nach.
Weiterlesen

Anhand des Falls von Erzpriester Uminskij analysiert Sergei Chapnin die repressive und autoritäre Vorgehensweise der Leitung der Russischen Orthodoxen Kirche in enger Kooperation mit dem Staat sowie mögliche Entwicklungen der russischen Orthodoxie.
Weiterlesen

In der Russischen Orthodoxen Kirche gibt es neben der offiziellen Linie viele Kriegsgegner, die nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen. Priester Andrei Kordochkin versucht, die Betroffenen zu trösten und zu beraten.
Weiterlesen

2022 wurde Vladimir Kara-Murza, einer der bekanntesten Oppositionellen Russlands, wegen seiner Kritik am Regime und dessen Krieg gegen die Ukraine zu 25 Jahren Haft verurteilt. In einem Artikel aus dem Gefängnis schildert er seine Trauer über die Haltung der Russischen Orthodoxen Kirche zum Krieg.
Weiterlesen

Priestermönch Athanasius (Bukin) hat die Russische Orthodoxe Kirche aufgrund ihrer Haltung zum Krieg gegen die Ukraine verlassen. Hier schildert er den schwierigen und schmerzhaften Prozess der Loslösung von seiner Kirche.
Weiterlesen

Am Beispiel des Moskauer Priesters Ioann Koval zeigt Sergei Chapnin auf, wie das Moskauer Patriarchat mittels Einschüchterung seine Geistlichen unter Kontrolle hält. Koval hat seinen Priesterrang verloren, weil er in einem Gebet das Wort "Sieg" durch "Frieden" ersetzte.
Weiterlesen

In einem offenen Brief an die orthodoxen Bischöfe in Russland prangert Sergej Chapnin deren Schweigen zum russischen Krieg gegen die Ukraine an und fordert sie auf, Verantwortung zu übernehmen, und aufzuhören, den Krieg zu rechtfertigen.
Weiterlesen