Ukraine: Noch kein Datum für ein Vereinigungskonzil
Die Hl. Synode des Ökumenischen Patriarchats hat ein weiteres Mal bestätigt, der Kirche in der Ukraine die Autokephalie zu verleihen. In Vorbereitung zur Verleihung des Autokephalie-Tomos sei an der jüngsten Sitzung der Hl. Synode vom 27. bis 29. November die Verfassungsurkunde der Ukrainischen Orthodoxen Kirche entworfen worden. Das Treffen des kirchlichen Leitungsgremiums war mit großer Spannung erwartet worden, weil im Vorfeld damit gerechnet worden war, dass die Hl. Synode ein konkretes Datum für das Vereinigungskonzil einer autokephalen Ukrainischen Orthodoxen Kirche verkündet, was allerdings nicht geschah.
Die Erklärung aus Istanbul wurde in Kiew und Moskau unterschiedlich aufgenommen: Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko sprach von einer „historischen Entscheidung“. Der Berater des Präsidenten, Rostyslav Pavlenko, der eigens zur Sitzung der Hl. Synode nach Istanbul gereist war, betonte, dass Patriarch Bartholomaios das konkrete Datum zum Vereinigungskonzil in den nächsten Tagen bekannt geben werde. Es soll noch in diesem Dezember stattfinden. Der Text des Tomos sei von der Hl. Synode verabschiedet worden, könne aber erst veröffentlicht werden, wenn er dem neu gewählten Oberhaupt der Ukrainischen Orthodoxen Kirche übergeben worden sei, so Pavlenko.
Dagegen kommentierte der stellvertretende Leiter des Kirchlichen Außenamtes des Moskauer Patriachats, Erzpriester Nikolaj Balaschov, nicht ohne Häme: „Etwas ist falsch gelaufen. […] Die erwartete Entscheidung zum Datum des ‚Vereinigungskonzil‘ kam nicht. Sie mussten einmal mehr wiederholen, dass grundsätzlich alles entschieden sei, dass der Tomos näher rücke und er noch niemals so nahe gewesen sei.“ Aber aufgrund der kompromisslosen Haltung der Ukrainischen Orthodoxen Kirche–Moskauer Patriarchat, deren Bischofsversammlung am 13. November ebenfalls beschlossen hatte, die Kirchengemeinschaft mit dem Ökumenischen Patriarchat abzubrechen, sei diesem nun klar, dass das ‚Vereinigungskonzil‘ nur „Schismatiker“ vereinigen würde. „Und mit diesen sei schwierig umzugehen, da sie nur in der Teilung, nicht in der Multiplikation gut sind“, so Balaschov.
Das Oberhaupt der Ukrainischen Orthodoxen Kirche–Kiewer Patriarchat, Filaret (Denisenko), trat dagegen im Vorfeld der Sitzung der Hl. Synode offensiv auf. Am 19. November erklärte er, dass die Wahl eines Oberhaupts der neuen Ukrainischen Orthodoxen Kirche bald an einem Konzil erfolgen werde. Anschließend ging er auf die Frage seiner Kandidatur ein: Das Kirchenrecht erlaube keine Eigen-Nominierung. Es sei aber berichtet worden, dass die Bischöfe des Kiewer Patriarchats ihn zur Wahl als Primas vorschlagen würden. Ohne direkt Stellung zu nehmen, stellte Filaret in diesem Zusammenhang fest: „Ich habe eine vorherrschende Vision, wie wir weiter vorgehen sollten und unsere Partner im Dialog wissen darüber durch unsere persönliche Kommunikation Bescheid. Ich versichere, dass wir im Rahmen dieses Dialogs zu unseren Verpflichtungen stehen und stehen werden. Was meine Antwort zum Vorschlag der Kandidatur betrifft, werde ich – wenn sie denn offiziell beim Sobor angekündigt wird – offiziell diese Versammlung informieren, meine Vision und Entscheidung darlegen und Unterstützung für meine Position erwarten.“ (NÖK; mit Material von Kathpress)
Assaad Elias Kattan über die Folgen des Bruchs zwischen Moskau und Konstantinopel
Der Bruch zwischen Moskau und Konstantinopel wird zahlreiche Auswirkungen haben, beispielsweise auf die Zusammenarbeit in orthodoxen Institutionen in der Diaspora, erklärt Assaad Elias Kattan. Zugleich bezweifelt er, dass andere orthodoxe Kirchen Moskau folgen werden.
Weiterlesen
The Case for Constantinople
John Chryssavgis, griechisch-orthodoxer Priester in Amerika und theologischer Berater des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios in Umweltfragen, nimmt zu den Spannungen zwischen den Patriarchaten von Moskau und Konstantinopel in der Ukraine-Frage Stellung.
Weiterlesen
Kann die Geschichte den Konflikt um die ukrainische Autokephalie lösen?
In den Debatten um eine mögliche Autokephalie für die Ukrainische Orthodoxe Kirche wird immer wieder historisch argumentiert. Thomas Bremer und Sophia Senyk untersuchen diese Argumentation und ihr Potential, zur Konfliktlösung beizutragen.
Weiterlesen
Sergii Bortnyk zur Situation der ukrainischen Orthodoxie
Die Entsendung zweier Exarchen in die Ukraine durch das Ökumenische Patriarchat hat die Spannungen um eine mögliche Autokephalie für die Ukrainische Orthodoxe Kirche zusätzlich befeuert. Zu den aktuellen Entwicklungen in der Ukraine nimmt Sergii Bortnyk Stellung.
Weiterlesen
Unabhängige Kirche in der Ukraine: Friendensgarant oder Kriegstreiber?
Der Streit um eine autokephale Kirche in der Ukraine eskaliert zusehends. Regina Elsner analysiert im ZOiS Spotlight anhand der vier friedensethischen Leitkategorien – Recht, Gerechtigkeit, Gewalt und Herrschaft – Risiken und Chancen der Entwicklung.
Weiterlesen
Die russische Kirche verliert die Ukraine
Sergej Chapnin interpretiert das Treffen der Patriarchen von Moskau und Konstantinopel vom 31. August 2018, bei dem es um die Frage der Autokephalie für die Ukrainische Orthodoxe Kirche ging, und vermutetet einen unerfreulichen Ausgang für die Russische Orthodoxe Kirche.
Weiterlesen
Liliya Berezhnaya zur Frage der Autokephalie in der Ukraine
Die jüngsten Bemühungen um die Autokephalie für die Ukrainische Orthodoxe Kirche haben zahlreiche Reaktionen ausgelöst. Liliya Berezhnaya erläutert die Rollen und Absichten der Beteiligten und setzt die Autonomiebestrebungen in einen historischen Kontext.
Weiterlesen
The Promise of Autocephaly in Ukraine: What’s at Stake?
Im April 2018 hat Präsident Petro Poroschenko, unterstützt vom Parlament, den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios offiziell um die Autokephalie für die Ukrainische Orthodoxe Kirche gebeten. Nicholas Denysenko analysiert, was für die verschiedenen Akteure auf dem Spiel steht.
Weiterlesen