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Nordmakedonien: Ökumenisches Patriarchat lehnt serbischen Autokephalie-Tomos für makedonische Kirche ab

18. April 2024

Metropolit Kyrillos (Dragunis) von Imbros, ein hochrangiger Vertreter des Ökumenischen Patriarchats, hat die Verleihung der Autokephalie an die Makedonische Orthodoxe Kirche–Erzbistum Ohrid (MOK–EO) durch die Serbische Orthodoxe Kirche (SOK) scharf kritisiert. In einem Interview mit dem nordmakedonischen Medium 360 stepeni erklärte er, nur das Ökumenische Patriarchat habe das Recht, einer anderen Kirche die Autokephalie zu gewähren. Zudem warf er der SOK vor, von der Russischen Orthodoxen Kirche manipuliert zu werden.

2022 hatte sich die SOK mit der MOK–EO versöhnt, die sich 1967 von ihr getrennt und einseitig für autokephal erklärt hatte und in der Folge von der Weltorthodoxie nicht anerkannt wurde. Im Juni 2022 überreichte die SOK der MOK–EO den Tomos zur Autokephalie. Zahlreiche orthodoxe Lokalkirchen haben seither die Beziehungen zur MOK–EO wieder aufgenommen oder sogar ihre Autokephalie anerkannt. Zwischen der MOK–EO und der Griechischen Orthodoxen Kirche bestehen aufgrund ihres Namens Spannungen, mit dem Ökumenischen Patriarchat ist die Frage nach dem Umgang mit der Diaspora ein Streitpunkt.

Metropolit Kyrillos betonte im Interview, dass alle orthodoxen Lokalkirchen außer den fünf antiken Patriarchaten ihre Autokephalie vom Ökumenischen Patriarchat erhalten hätten. Die MOK–EO selbst habe sich früher mit der Bitte um Hilfe an das Ökumenische Patriarchat gewandt, weil sie von der SOK nicht anerkannt worden war. Jahrelang habe sich Konstantinopel um eine Lösung bemüht, was aber an der SOK gescheitert sei. Der Tomos der SOK sei eine „Provokation“ und eine „Schande“. Den Schritt habe die SOK erst unternommen, als sich die Lage der MOK–EO zu ändern begonnen äatte. Daraufhin habe die SOK sich der ROK angeschlossen, ihre Position übernommen und sich zu ihrem „Organ“ gemacht sowie diese „große Übertretung“ begangen. Das Dokument sei inhaltslos, ein gefälschter Tomos, den überhaupt niemand außer der ROK anerkannt habe.

Auch die Art und Weise, wie die Versöhnung zwischen der SOK und MOK–EO zustande gekommen war, kritisierte Metropolit Kyrillos. Sie hätten sich an einem Geheimtreffen in Niš abgesprochen, hinter dem Rücken des Ökumenischen Patriarchats und auf Anordnung der ROK, das sei eine „unehrliche Arbeit“. Konstantinopel habe die MOK–EO wieder in die eucharistische Gemeinschaft aufgenommen. So war das Ökumenische Patriarchat laut Kyrillos auf dem Weg, das Problem zu lösen, als die ROK Angst bekommen habe, auch dieses Land zu verlieren, denn es gehe letztlich darum, Nordmakedonien Russland aufzuzwingen. Deshalb habe die ROK die SOK „schnell-schnell“ dazu gebracht, den „Pseudo-Tomos“ zu verleihen, was niemandem geholfen habe, sondern im Gegenteil die MOK–EO zur Untertanin der SOK gemacht habe.

Der Interviewer verwies darauf, dass einige nordmakedonische Bischöfe öffentlich darüber berichtet hätten, dass die Bedingungen des Ökumenischen Patriarchats für die Verleihung der Autokephalie „unmöglich“ seien. Dies bezeichnete Metropolit Kyrillos als „Lügen“. Weiter beklagte er, dass die MOK–EO in ihrer heutigen Situation eine „Metropolie der SOK“ sei. Auf die Frage, was die Hauptbedingung, falls es eine gebe, für einen Autokephalie-Tomos des Ökumenischen Patriarchats sei, antwortete der Metropolit, man sollte von der Frage der Anerkennung und Konzelebration der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU) ausgehen. Zuerst sollte die 15. und erst dann die 16. orthodoxe Lokalkirche anerkannt werden.

Metropolit Kyrillos traf sich am 8. April mit Erzbischof Stefan (Veljanovski), dem Oberhaupt der MOK–EO, in Skopje. An dem Treffen waren auch Metropolit Damaskinos (Kazanakis) von der Griechischen Orthodoxen Kirche sowie der Sekretär des Hl. Synods der MOK–EO anwesend. Über den Inhalt der Gespräche wurde nichts bekannt. Kyrillos und Damaskinos verbrachten mehrere Tage als Gäste der MOK–EO in Nordmakedonien.

In einem Interview mit der makedonischen Nachrichtenagentur Meta äußerte der Journalist und Betreiber der Newsseite religija.mk, Marjan Nikolovski, ähnliche Ansichten zum Einfluss der ROK in Nordmakedonien, ohne Bezug auf das Interview mit Kyrillos zu nehmen. Das russische Interesse am Balkan sei unbestreitbar, da Russland aber politisch und wirtschaftlich, aber auch in den Medien, wenig Einfluss in Nordmakedonien habe, benutze es seine Kirche zu diesem Zweck. Auch er meint, dass die SOK erst unter dem Einfluss der ROK ihre Strategie in Bezug auf die MOK–EO geändert habe, als das Ökumenische Patriarchat sich verstärkt um eine Lösung zu bemühen begann. Bei einer künftigen Anerkennung der Autokephalie durch Konstantinopel spielt laut ihm die Anerkennung der OKU durch die MOK–EO eine zentrale Rolle. Die aktuellste ihm bekannte Information dazu ist, dass die MOK–EO eine Kommission eingerichtet hat, um die Frage zu untersuchen. (NÖK)

Kirchenstreit Nordmakedonien

Die Bemühungen der Makedonischen Orthodoxen Kirche um ihre Anerkennung in der Weltorthodoxie seit 2017. (aktualisiert Mai 2024)

pdfKirchenstreit Nordmakedonien


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