Montenegro: Staat will Restitutionsprozess an katholische Kirche beschleunigen
Der montenegrinische Ministerpräsident Milojko Spajić hat angekündigt, die Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Kirche auszubauen. An einem Treffen mit dem neuen Bischof von Kotor, Mladen Vukšić, beteuerte er, dieser werde in seiner Arbeit maximale Unterstützung haben. Zudem könne er darauf zählen, dass sich die Exekutive kooperativ zeigen werde, um echte partnerschaftliche Beziehungen zu schaffen.
Montenegro wolle „endlich den Prozess der Rückgabe von Eigentumsrechten und anderen Vermögensrechten sowohl für das Bistum Kotor als auch für alle Glaubensgemeinschaften lösen“, erklärte Spajić weiter. Deshalb werde sehr bald eine Kommission gegründet, um effizient auf „die Fragen zu antworten, bei denen es absolut keine rechtlichen Barrieren gibt und die leicht nachweisbar sind“. Dabei wies er auch darauf hin, dass sich im März 2024 nach sechs Jahren Pause die Gemischte Kommission zur Implementierung des Grundlagenabkommens von 2011 zwischen Montenegro und dem Hl. Stuhl zu einer Sitzung getroffen habe. Weiter kündigte er an, es werde sofort ein direkter Kommunikationsweg zwischen dem Justizministerium und dem Bistum Kotor eingerichtet.
Bischof Mladen Vukšić von Kotor bedankte sich beim Ministerpräsidenten für den Empfang und erklärte, dass alle Religionsgemeinschaften dafür werben, vom Staat gleich behandelt zu werden. Die katholische Kirche akzeptiere völlig, dass Montenegro ein säkularer Staat sei. Aber es sei auch klar, dass die Kirche auf „höchster Ebene mit ihm zum Wohl der ganzen Gesellschaft zusammenarbeiten“ müsse. Spajić bekräftigte im Gespräch, dass Montenegro „vollständige Rechtstaatlichkeit erreicht haben wird“, wenn alle Individuen und Organisationen im Land spürten, dass für alle die gleichen Regeln gelten. Die Regierung werde alles daran setzen, dass die katholische Kirche und alle anderen Religionsgemeinschaften, aber auch alle Bürgerinnen und Bürger die gleiche Behandlung bekommen.
Am Treffen wurde auch über die Bedeutung kultureller Güter gesprochen, die dem Bistum Kotor gehören, und über die Notwendigkeit, diese gemeinsam zu restaurieren und bewahren. Denn von ihnen profitiere auch der Staat durch die Einnahmen aus dem religiösen Tourismus.
Mit der Serbischen Orthodoxen Kirche (SOK), der größten Religionsgemeinschaft in Montenegro, der ein Großteil der mehrheitlich orthodoxen Bevölkerung angehört, gab es in den vergangenen Jahren viele Spannungen wegen Eigentumsfragen. Von einem neuen Religionsgesetz befürchtete die SOK, dass Enteignungen ermöglicht würden, und organisierte Massenproteste dagegen. Der Regierungswechsel im August 2020 beruhigte die Lage, das bereits verabschiedete Religionsgesetz wurde abgeändert. Dennoch gestalteten sich die Verhandlungen um ein Grundsatzabkommen zwischen der SOK und dem Staat schwierig, erst 2022 wurde es schließlich abgeschlossen und zunächst vom Staat und dann von der SOK unterzeichnet. (NÖK)
Der Entwurf für ein neues Religionsgesetz hat in Montenegro zu verstärkten Spannungen zwischen der Serbischen Orthodoxen Kirche und dem Staat geführt. Emil Hilton Saggau erläutert die Position der nicht anerkannten Montenegrinischen Orthodoxen Kirche in diesem Konflikt.
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In Montenegro wird ein neues Religionsgesetz vorbereitet, das von der im Land dominierenden Serbischen Orthodoxen Kirche (SOK) kritisiert wird. Zur Stellung der SOK, ihrem Verhältnis zum Staat und zu den anderen Religionsgemeinschaften äußert sich Stefan Kube.
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