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Orthodox Church in America ringt um Positionierung gegenüber dem russischen Angriffskrieg

08. April 2022

Der Hl. Synod der Orthodox Church in America (OCA) hat die russischen Machthaber aufgerufen, die Kampfhandlungen in der Ukraine zu beenden, und die „Invasion der Ukraine“ angeprangert. In ihrem Statement vom 27. März erklärten die Bischöfe, es sei für Christen unmöglich, angesichts des russischen Angriffskriegs und der daraus folgenden humanitären Krise „unparteiisch oder lauwarm“ zu bleiben und zu den Verbrechen zu schweigen. Deshalb verurteile der Hl. Synod den „Krieg, der Tod und Zerstörung verursacht, die Millionen unschuldiger Menschen in Mitleidenschaft ziehen“ und bedauere besonders, dass orthodoxe Christen andere orthodoxe Christen töten.

Die Bischöfe der OCA erklärten ihre Solidarität mit den Menschen in der Ukraine sowie den zivilen und religiösen Anführern und insbesondere mit Metropolit Onufrij (Berezovskij), dem Oberhaupt der Ukrainischen Orthodoxen Kirche, die dem Moskauer Patriarchat untersteht. Die internationale Gemeinschaft hielten sie dazu an, den Krieg zu verurteilen und alle diplomatischen Mittel zu nutzen, um eine schnelle Lösung zu finden. Zudem bekräftigte der Hl. Synod den Brief von Metropolit Tichon (Mollard), dem Oberhaupt der OCA, an den russischen Patriarchen Kirill mit der inständigen Bitte, alles ihm Mögliche zu tun, um „den Krieg in der Ukraine sowie das Leiden und den Tod zahlloser Opfer zu beenden“.

Die Erklärung hat der Hl. Synod nach Angaben auf der OCA-Website bereits in seiner Frühlingssession vom 14. bis 18. März verabschiedet. Gleich zu Beginn des Kriegs hatte Metropolit Tichon schon in einem Statement dazu aufgerufen, die Kampfhandlungen sofort einzustellen. Dabei hatte er die Ereignisse allerdings lediglich als „schmerzliche Entwicklungen“ bezeichnet. Anfang März hatte Tichon Metropolit Onufrij in einem Brief seiner Unterstützung versichert, und erklärt, er bete für ein „gerechtes und schnelles Ende des Kriegs“.

In einem offenen Brief kritisierte Erzpriester Denis J. M. Bradley die Kirchenleitung der OCA dafür, dass sie die Schuldigen zu wenig klar benenne. Die außer ihm anonymen Verfasser des Briefs seien „verstört, dass die bischöfliche Leitung der OCA sich nicht nur geweigert hat, öffentlich und geradeheraus die beiden hauptsächlichen und direkten Agenten, die für die Anordnung und Verteidigung des ungerechten russischen Angriffs auf die Ukraine verantwortlich sind, zu identifizieren, sondern sich sogar dafür entschieden hat, sie durch ihre Stille und Plattitüden über die Übel des Kriegs zu verschleiern und abzuschirmen.“ In der Verantwortung sehen sie Präsident Putin und Patriarch Kirill, der „Präsident Putin willentlich als religiöser Chefideologe und Propagandist dient“. Kirill verteidige „bereitwillig das bösartig aggressive und repressive Putin-Regime“. Die Bischöfe der OCA sollten sich ein Beispiel am Mut russischer Dissidenten nehmen, die trotz großer persönlicher Gefahren Putin, Kirill und den Krieg verurteilten. Zudem bestehe mit der „Deklaration gegen die Lehre der ‚Russischen Welt‘“ eine schlüssige theologische Zurückweisung und Verurteilung der dem Krieg zugrunde liegenden religiös-politischen Ideologie.

In dem Brief, der am 26. März veröffentlicht wurde, heißt es weiter, die OCA dürfe angesichts der existenziellen Gefahr für das ukrainische Volk und seine Kultur keine Realpolitik betreiben. Die „Suche und Besetzung ‚einer strategischen Mitte zwischen Griechen und Russen‘“ sei nicht länger möglich oder „moralisch glaubwürdig“. Schon jetzt würden Kritiker der OCA vorwerfen, „lediglich die Russische Orthodoxe Kirche in englischer Übersetzung“ zu sein. Damit wäre sie nicht länger der Verbündete einer „verfolgten Kirche“, sondern ein Ermöglicher einer „verfolgenden Kirche“. Das Schweigen und die Verschleierung des Hl. Synods sowie die Handlungen und Äußerungen prominenter Geistlicher der OCA, die Präsident Putin und Patriarch Kirill als Retter des dekadenten Westens verherrlichten, lassen die Verfasser des Briefs befürchten, dass die Kritiker der OCA richtig liegen. Solch eine Haltung des Hl. Synods werde von vielen Gemeinden, aber auch anderen orthodoxen Kirchen und der christlichen Welt insgesamt moralisch verurteilt werden. Deshalb bitten die Verfasser Metropolit Tichon und den Hl. Synod der OCA um ein öffentliches Statement, in dem die russische Aggression und jegliche Verwendung pseudo-religiöser Ideologie – insbesondere durch Patriarch Kirill und die Russische Orthodoxe Kirche – zur Rechtfertigung des Kriegs eindeutig verurteilt wird.

Erzpriester Bradley hat sich laut eigenen Angaben über den Inhalt des offenen Briefs ausführlich mit fünf erfahrenen Priestern der OCA und drei Laien beraten. Angesichts der angespannten Lage bleiben die Mitverfasser anonym.

Die OCA geht auf die Tätigkeit russischer Missionare in Nordamerika ab dem 18. Jahrhundert zurück. Sie versteht sich als autokephal, was von der Russischen Orthodoxen Kirche anerkannt wird, nicht aber vom Ökumenischen Patriarchat. (NÖK)

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