Russland: Geistlicher nach Gedenkgottesdienst für Navalnyj suspendiert
Das Moskauer Patriarchat hat den Priester bestraft, der Anfang März am Grab des Oppositionellen Alexej Navalnyj einen Gedenkgottesdienst gefeiert hatte. Dimitrij Safronov wurde von seinem Dienst in einer Moskauer Kirche entbunden und ist für drei Jahre als Priester suspendiert worden. Er darf in dieser Zeit keinen Segen sprechen, weder Priestergewand noch Priesterkreuz tragen und muss in einer anderen Moskauer Kirche als Psalmleser dienen. In drei Jahren, nach der Verbüßung seiner Strafe, wird über die Möglichkeit eines weiteren Priesterdienstes entschieden, dabei wird die Beurteilung seines neuen Arbeitsorts berücksichtigt werden.
Der Erlass wurde am 23. April auf der Website der Moskauer Eparchie veröffentlicht und ist vom russischen Patriarchen Kirill unterzeichnet. Gründe für die Suspendierung werden keine genannt. Damit reiht sich Dimitrij Safronov in eine Gruppe von Geistlichen der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) ein, die sich gegen Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine äußern oder für Oppositionelle Partei ergreifen und vom Dienst suspendiert oder denen die Priesterwürde aberkannt wurde. Offiziell gibt die ROK andere oder keine Gründe für die Bestrafungen an.
Am gleichen Tag veröffentlichte auch Aleksandr Vostrodymov, ein gegen den Krieg eingestellter Geistlicher der ROK, einen Erlass seines Bischofs, der ihm für drei Monate den Dienst verbietet. Erzpriester Vladimir Koroljov aus der Eparchie Tula wurde ebenfalls von seinem Dienst entbunden, weil er sich geweigert hatte, Mittel für die sog. „Militärische Spezialoperation“ zu sammeln. Er hatte auch das Statement von Geistlichen der ROK vom März 2022 gegen den Krieg unterzeichnet. In einem Video vom 21. April bedauerte er, dass sich in seiner Eparchie von 200 Geistlichen keiner gegen den Krieg ausgesprochen habe. Die ROK habe „sich verloren“, ihre „Zukunft steht sehr infrage“, sagte er weiter. (NÖK)
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