RGOW 10/2023: Dauerbaustelle. Orthodoxie, Nation und Demokratie
Wie positionieren sich die orthodoxen Kirchen gegenüber den postkommunistischen demokratischen Systemen? Schätzen und fördern sie die soziopolitischen Bedingungen pluralistischer Zivilgesellschaften, oder streben sie eher eine privilegierte Stellung im Nationalstaat an, indem sie von einer engen Verknüpfung von religiöser und nationaler Identität ausgehen?
Während das 2020 vom Ökumenischen Patriarchat veröffentlichte Sozialethos der Orthodoxen Kirche vor einer „Verschmelzung von nationaler, ethnischer und religiöser Identität“ warnt (§10), unterstützt die Russische Orthodoxe Kirche den gegenwärtigen Krieg des russischen Regimes gegen die moderne „westliche Zivilisation“ und beschwört eine scheinbar harmonische „Symphonie“ zwischen (autoritärem) Staat und Kirche. Doch nicht nur im Extremfall Russlands ist Skepsis gegenüber liberalen Demokratien zu spüren, auch in anderen mehrheitlich orthodoxen Ländern stehen ihnen manche Gläubige aus historischen und theologischen Gründen zumindest ambivalent gegenüber.
Länderbericht Religionsfreiheit: Ukraine
Wie ist es um die Religionsfreiheit in der Ukraine bestellt? Aufschluss darüber gibt das Heft Nr. 59 der Reihe „Länderberichte Religionsfreiheit", das das Internationale Katholische Missionswerk missio jetzt gemeinsam mit dem Osteuropa-Hilfswerk Renovabis veröffentlicht hat.
Autorinnen: Dr. Regina Elsner und Dr. Irina Fenno
RGOW 9/2023: Schlaglichter. Ukraine in Geschichte und Gegenwart
In der Ukraine findet angesichts des russischen Angriffskriegs eine Neubewertung und teils auch Neuschreibung der eigenen Geschichte statt. Aktuell sichtbar ist das an der Umgestaltung der Mutter-Heimat-Statue in Kyjiw: Die über 100 Meter hohe Figur gilt als Wahrzeichen der Stadt; auf ihrem Schild, auf dem bisher die sowjetischen Symbole Hammer und Sichel prangten, wurde am 6. August der Dreizack des ukrainischen Wappens montiert.
Unter dem Eindruck dieser Entwicklungen werfen wir in dieser Ausgabe, die in Kooperation mit der Initiative Ukrainian Research in Switzerland (www.uris.ch) an der Universität Basel entstanden ist, Schlaglichter auf prägende historische und aktuelle Entwicklungen.
OWEP 3/2023: Estland, Lettland, Litauen
Das Baltikum lag lange im Schatten der Aufmerksamkeit. Dabei erstritten Estland, Lettland und Litauen sich nach dem Ende der Sowjetunion mutig ihre Unabhängigkeit. Schon seit 2004 sind die drei baltischen Staaten Mitglieder der Europäischen Union und der NATO. Dennoch blieb ihre politische Stimme im Konzert der Großmächte oft ungehört.
Spätestens seit der Ausweitung des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine 2022 ist das völlig verändert. Die baltischen Staaten sind verstärkt in den Mittelpunkt des außen- und sicherheitspolitischen Interesses in Europa gerückt. Das politische Gewicht der Regierungen in Riga, Tallinn und Vilnius hat deutlich zugenommen. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat angekündigt, zusätzliche 4.000 Bundeswehrsoldaten nach Litauen zu schicken, um die Ostflanke der NATO zu stärken. Viele Gründe, die ganze Region stärker in den Blick zu nehmen.
RGOW 7-8/2023: Im Fluss. Flusslandschaften im östlichen Europa
Seit Menschengedenken dienen Flüsse als wichtige Handelsrouten und verbinden unterschiedliche Bevölkerungsgruppen. Sie können aber auch trennen, indem sie politische Grenzen markieren. Flussverläufe sind jedoch nicht naturgegeben, sondern im Laufe der Geschichte immer wieder von den Menschen verändert worden. Technische Eingriffe haben die Flüsse schiffbar gemacht, spenden Wasserkraft und erlauben komplexe Bewässerungssysteme für die Landwirtschaft. Die Kehrseite der Medaille wird schmerzlich bewusst, wenn aufgrund dieser Eingriffe ganze Landstriche austrocknen, Hochwasser nicht mehr eingedämmt werden kann oder Dämme brechen. Der Mensch hat so spezifische Flusslandschaften geschaffen, die immer wieder Veränderungen unterliegen – mithin selbst im Fluss sind.
RGOW 6/2023: Stürmische Zeiten. Ökumene – Baltikum
Estland, Lettland und Litauen zählen zu den engagiertesten Unterstützern der Ukraine innerhalb der EU. Bereits vor dem 24. Februar 2022 haben sie auf das Aggressionspotential des Putin-Regimes hingewiesen. Heute versuchen sie der russischen Bedrohung unter anderem auf außen-, innen- und sicherheitspolitischer Ebene zu begegnen und einen adäquaten Umgang mit dem sowjetischen Erbe zu finden. Insbesondere ist auch die Erwartung an die orthodoxen Kirchen im Baltikum groß, sich deutlich von der Kriegslegitimierung durch das Moskauer Patriarchat zu distanzieren.
In der estnischen Hauptstadt Tallinn fand auch die Vollversammlung der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) statt, deren Statement zur Ukraine Klartext in Bezug auf die "illegale und brutale Invasion" durch die Russische Föderation spricht. Im Gegensatz zur KEK agiert der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) wesentlich zweideutiger und ermöglicht dem Moskauer Patriarchat immer wieder, seine Plattformen zu Propagandazwecken zu missbrauchen.
RGOW 5/2023: Schwierige Nachbarschaften. Russland, Südkaukasus und Zentralasien
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine strahlt auch in den postsowjetischen Raum aus, denn der Südkaukasus und Zentralasien sind durch vielfältige wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Verflechtungen mit Russland verbunden. Zudem sind die Länder der Region seit dem 24. Februar und insbesondere seit der Teilmobilmachung in Russland im September 2022 das Ziel vieler russischer Emigrant:innen geworden, wobei Georgien und Kasachstan die Spitzenplätze belegen.
Im Windschatten des Kriegs gegen die Ukraine schwelt zudem ein anderer Konflikt weiter: Berg-Karabach kommt seit der letzten großen Eskalation im September 2020 zwischen Armenien und Aserbaidschan nicht zur Ruhe. Trotz Gesprächen zwischen Armenien und Aserbaidschan kommt es immer wieder zu Zwischenfällen mit Toten, außerdem blockiert Aserbaidschan seit Dezember 2022 den Latschin-Korridor, was die schon zuvor besorgniserregende humanitäre Lage in Berg-Karabach noch verschlimmert hat.
OWEP 2/2023: Der Preis der Freizügigkeit
Die Gründe, warum Menschen ihr Heimatland verlassen, um in einem anderen Land zu arbeiten, könnten unterschiedlicher nicht sein. Die einen wollen ins Ausland, weil sie Karrierechancen sehen. Andere müssen fort, weil die Bedingungen in der Heimat sie zum Verlassen zwingen. Wieder andere wollen zwar ihr Land nicht verlassen, können sich aber das Bleiben nicht leisten.
Gerade das immer noch vorhandene Wohlstandsgefälle in Europa hat in den vergangenen Jahrzehnten zu einer verstärkten Arbeitsmigration geführt, vor allem in Richtung Westen. Der Krieg in der Ukraine hat diese Bewegung weiter verstärkt, weil die Angst um das Überleben Millionen von Ukrainern ins Ausland getrieben hat, wo sie sich ein neues Leben aufbauen müssen.
In dieser Ausgabe wollen wir die verschiedenen Facetten der Arbeitsmigration in Mittel-, Ost- und Südosteuropa, ihre Ursachen und Folgen beispielhaft aufzeigen.
RGOW 4/2023: Spurensuche. Russlands Weg in den Krieg
In dieser Ausgabe machen wir uns auf Spurensuche zu Russlands Weg in den Krieg. Es gibt verschiedene, jedoch einander ergänzende Erklärungsansätze, die sich mit dem russischen Regierungssystem als Elitenkartell oder Mafia-Staat, der revisionistischen Außenpolitik und dem Großmachtstreben auseinandersetzen.
Der Glanz der goldenen Kuppeln der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau vermag nicht über die Kriegsrhetorik von Patriarch Kirill hinwegzutäuschen: Der Rolle der Russischen Orthodoxen Kirche in der Zeit vor und im gegenwärtigen Krieg sind drei Beiträge gewidmet: zur Kollaboration der Kirchenleitung mit der Staatsmacht, zur kirchlichen Geschichtspolitik und über die Optionen von andersdenkenden, den Krieg verurteilenden Gläubigen und Geistlichen. Dass die russische Gesellschaft immer wieder auch freiheitsliebende und widerständische Kräfte hervorgebracht hat, zeigen zwei Beiträge zur Ideengeschichte und zum aktuellen feministischen Widerstand in Russland.