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Ukraine: Sprecher der UOK rechtfertigt Ende der Kommemoration des Patriarchen

04. März 2022

Erzpriester Mykolaj Danylevytsch, der Sprecher der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK), hat das Ende der Kommemoration von Patriarch Kirill in einigen Eparchien der UOK kommentiert. Er bestätigte, dass viele Geistliche in der Liturgie den russischen Patriarchen, dem die UOK untersteht, nicht mehr erwähnten, das sei „die Realität“. Der Grund sei offensichtlich, nämlich der „hinterhältige offene Einfall in die Ukraine“. Dieser sei ein „riesiger Fehler Russlands“.

In der Ukraine habe sich das ganze Volk zum Schutz des Landes erhoben, und zwar zum Schutz des Landes, nicht des Präsidenten oder seiner Politik, führte Danylevytsch weiter aus. Die Kirche habe sich dem angeschlossen, das „ist eine Frage des Prinzips“. Die Verteidigung des Landes „ist die heilige Pflicht jedes Bürgers“, das habe auch das Oberhaupt der UOK, Metropolit Onufrij (Berezovskij), am ersten Kriegstag gesagt. Russland kämpfe nicht gegen die Machthaber, sondern gegen das Volk – „gerade so wird das bei uns wahrgenommen“, erklärte Danylevytsch. Zudem „haben die Menschen vom Patriarchen keine klare Bewertung dieses Kriegs und keinen Aufruf, diesen Irrsinn zu stoppen, gehört“. Von Metropolit Onufrij hingegen hätten sie diese Worte vernommen. Seinen Kommentar veröffentlichte Danylevytsch auf Telegram, nachdem er von einem russischen Medium, das ihn dazu angefragt habe, doch nicht publiziert worden war.

Die Stellungnahme des Hl. Synods der UOK zum Krieg wurde in Russland offenbar kaum verbreitet, lediglich die Website pravmir.ru zitiert sie. Allerdings ließ sie die Verurteilung der Versetzung der russischen Atomstreitkräfte in Alarmzustand und die Versicherung der Achtung und Gebete für die Verteidiger der Ukraine am Anfang des Statements weg. Auch die Beteuerung, dass die UOK die staatliche Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine unterstützt, fehlt. Der Aufruf an Patriarch Kirill bricht nach der Bitte um seine Gebete und seinen Appell zum Ende des Blutvergießens ab. Statt der Aufforderung, sich an die russische Regierung zu wenden, stehen lediglich drei Punkte. Zu dem Statement möchte sich die Russische Orthodoxe Kirche (ROK) offenbar nicht äußern. Jedenfalls lehnte es Vachtang Kipschidze, der stellv. Leiter der Synodalabteilung für die Beziehung der Kirche mit der Gesellschaft und den Medien, ab, den Aufruf dem russischen Medium Ridus gegenüber zu kommentieren.

Ganz anders als Erzpriester Danylovytsch äußerte sich der Geschäftsführer der UOK, Metropolit Antonij (Pakanitsch) von Borispol, ohne jedoch ausdrücklich Bezug auf das Ende der Kommemoration des Patriarchen zu nehmen. Er warnte die Geistlichen der UOK davor, sich von Emotionen und Provokationen leiten zu lassen und rief sie dazu auf, kirchliche Fragen in Ruhe und auf rein kanonischem Weg zu lösen. Bisher haben mehrere Eparchien der UOK offiziell erklärt, Patriarch Kirill beim Gottesdienst nicht mehr zu kommemorieren: die Eparchie Sumy, die Eparchie Rivne, die Eparchie Volodymyr-Volhynien, und die Eparchie Zhitomyr. Zudem haben zahlreiche Geistliche der Eparchie Lviv an ihr Oberhaupt, Metropolit Filaret (Kutscherov), appelliert, Metropolit Onufrij und den Hl. Synod der UOK um die Einberufung einer Bischofsversammlung zu bitten. An dieser soll entschieden werden, das Moskauer Patriarchat zu verlassen und die Autokephalie zu verkünden. Außerdem erklärte die Eparchie, als Kirche des ukrainischen Volks verurteile die UOK die Kriegshandlungen Russlands und helfe ukrainischen Soldaten und Flüchtlingen mit notwendigen Sachen und Lebensmitteln und biete Schutz. Zudem bete sie eifrig für den Sieg der Ukraine. Auch diese Eparchie kommemoriert Patriarch Kirill nicht mehr. (NÖK)

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