Ukraine: Teile des Höhlenklosters an Nationalpark zur Nutzung übergeben
Künftig wird ein größerer Teil des Kyjiwer Höhlenklosters vom dort ansässigen Nationalpark genutzt werden, so hat es der Kyjiwer Stadtrat am 8. Februar entschieden. Der Nationalpark verwaltet das ganze Areal und betreibt einen Museumskomplex in der sog. oberen Lavra. Der Stadtrat hat ihm nun Grundstücke zur dauerhaften Nutzung zugewiesen, um Einrichtungen an der Lavrska Straße 9 zu unterhalten.
Das Kyjiwer Höhlenkloster ist eine der ältesten Klosteranlagen in der Ukraine und gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO. In der sog. unteren Lavra hatte die Ukrainische Orthodoxe Kirche (UOK) ihren Sitz, das Höhlenkloster gilt als ihr wichtigstes Heiligtum. Im März 2023 hatte das ukrainische Kulturministerium jedoch den seit 2013 unbefristet geltenden Vertrag zur kostenlosen Nutzung der unteren Lavra durch die UOK aufgelöst und sie aufgefordert, das Höhlenkloster zu verlassen. Dagegen wehrt sich die UOK vehement, zugleich führten die Behörden Inventarisierungen durch und übernahmen mehrere Gebäude. Die Theologische Akademie der UOK musste das Höhlenkloster im September 2023 verlassen, die Mönche des Klosters konnten bleiben. Das Oberhaupt der UOK, Metropolit Onufrij (Berezovskij), feiert noch immer regelmäßig Gottesdienste im Höhlenkloster.
Der Direktor des Nationalparks, Maxim Ostapenko, und die Direktorin der Abteilung für Kulturerbe des ukrainischen Kulturministeriums, Marjana Tomin, berichteten von den Plänen für das Höhlenkloster. Laut Tomin soll es einen anderen „Klang“ und Inhalt bekommen und zu einer Art „ukrainischem Vatikan“ werden. Insbesondere die äußere Gestalt soll völlig umgestaltet werden. Außerhalb der Mauern der Lavra soll ein „Gebetskreis des Dialogs“ geschaffen werden, der Vertreter verschiedener Konfessionen vereint. Der Gebetskreis solle künftig ein Ort für den Allukrainischen Rat der Kirchen und religiösen Organisationen werden, erklärte Tomin weiter. Dabei gehe es nicht um eine konkrete architektonische Lösung, sondern um einen Raum für Ruhe, Meditation und die Durchführung religiöser Riten. Zudem ist eine Marienkirche zu Ehren der in Mariupol Umgekommenen geplant.
Ein weiteres großes Projekt sei die Schaffung eines Pantheons für die nationalen Helden des Landes, ebenfalls außerhalb der Mauern des Höhlenklosters, berichtete der Direktor des Nationalparks. Der Ort sei noch nicht festgelegt, aber direkt neben der Lavra befänden sich Neubauten der UOK, die abgerissen werden müssten. Diese Stelle würde sich gut eignen, erklärte Ostapenko weiter. Die Idee ist, die Lavra mit umliegenden Gedenkorten wie dem Nationalmuseum über den Holodomor und dem nationalen historischen Museum über die Ukraine im Zweiten Weltkrieg zu verbinden. So würde ein „riesiges Heiligtum“ entstehen, in dessen Zentrum sich das Höhlenkloster befindet. (NÖK)
Angesichts der starken Emotionen und verbreiteten Gerüchte rund um den Konflikt um das Kyjiwer Höhlenkloster trägt Nicholas Denysenko Fakten zusammen, zeigt auf, wo Informationen fehlen, verweist auf Schwierigkeiten bei der Beurteilung und plädiert für Besonnenheit.
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Die Auflösung der Nutzungsvereinbarung für das Kyjiwer Höhlenkloster betrifft auch die Theologische Akademie der Ukrainischen Orthodoxen Kirche, die dort untergebracht ist. Ihr Rektor, Erzbischof Sylvester, befürchtet das Ende der Akademie, da die Kirche keine anderen geeigneten Räumlichkeiten hat.
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In den illegalen Neubauten auf dem Areal des Höhlenkloster sieht Sergii Bortnyk lediglich einen Vorwand zur Auflösung des Nutzungsvertrags mit der Ukrainischen Orthodoxen Kirche. Vielmehr gehe es darum, deren Leitung unter Druck zu setzen, damit sich diese schneller an die Orthodoxe Kirche der Ukraine annähert.
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Im Konflikt um das Höhlenkloster spiegelt sich das Unvermögen der Ukrainischen Orthodoxen Kirche wider, mit der ukrainischen Zivilgesellschaft in einen konstruktiven Dialog zu treten. Deren Kirchenleitung habe es versäumt, sich den neuen gesellschaftspolitischen Realitäten zu stellen, meint Oleksandr Klymenko.
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Zum Gesicht der Auseinandersetzung um das Höhlenkloster ist die kontroverse Figur seines Vorstehers, Metropolit Pavlo, geworden. Er und als prorussisch geltende Hierarchen der Ukrainischen Orthodoxen Kirche schädigen insgesamt deren Ruf, erklärt Bohdan Ohultschanskyj.
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