Zum Hauptinhalt springen

Ukraine: Erzbischof auf der Krim verhaftet

07. März 2019

Auf der Krim ist Erzbischof Kliment (Kuschtsch) von der neu gegründeten Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU) einen Tag lang von der Polizei festgehalten worden. Er wurde am 3. März morgens in Simferopol aufgrund zweier zweifelhafter Anschuldigungen verhaftet und erst am späten Abend wieder freigelassen. Zum Zeitpunkt der Verhaftung war Kliment dabei, nach Rostov am Don in Russland abzureisen, um an der dortigen Gerichtsverhandlung des ukrainischen Studenten Pavlo Hryb teilzunehmen.

Einerseits wurde der Erzbischof beschuldigt, religiöse Gegenstände aus seiner eigenen Kirche gestohlen zu haben, andererseits wurde ihm Fluchen in der Öffentlichkeit vorgeworfen. Beide Anschuldigungen basierten angeblich auf anonymen Beschwerden. Zunächst sah es aus, als ob die Behörden einen administrativen Arrest von bis zu 15 Tagen verhängen wollten, doch dann wurde der Erzbischof wieder freigelassen. Das ukrainische Außenministerium kritisierte das Vorgehen der Behörden auf der Krim. Die „russischen Besatzer setzen ihre systematischen Attacken gegen die OKU auf der Krim fort“, twitterte die Sprecherin des Außenministeriums. Die amerikanische Botschaft in Kiew zeigte sich auf Twitter „tief besorgt“ über Kliments Verhaftung und rief Russland dazu auf, die Religionsfreiheit zu respektieren.
Erzbischof Kliment glaubt, die „Gefahr meiner Verfolgung“ bestehe weiter. Das Ziel der Verhaftung sei die Verhinderung seiner Reise zum „politischen Gefangenen“ Hryb gewesen, zudem sollte sein Name durch den Dreck gezogen werden. Er wisse nicht, was als nächstes komme, aber die Fälle vieler ukrainischer politischer Gefangener hätten mit einem administrativen Verfahren begonnen.
Vor kurzem hat sich die OKU bei der OSZE beschwert, sie würde auf der Krim verfolgt. Auslöser war die Aufforderung der Behörden, von ihr genutzte Gebäude in Simferopol zu räumen. Kliment hatte bei einer Pressekonferenz am 12. Februar die internationale Gemeinschaft und die Botschafter europäischer Länder, der USA und Kanadas aufgerufen, sich persönlich um die Angelegenheit zu kümmern. Als Russland 2014 die Krim annektierte, hatte die Kirche unter Kliment, damals noch Teil des inzwischen in der OKU aufgegangenen Kiewer Patriarchats, gegen die Okkupation protestiert und weigert sich seither, sich bei den russischen Behörden zu registrieren. Die fehlende Registration erleichtert den Behörden das Vorgehen gegen die OKU, insbesondere den Entzug von Gebäuden. (NÖK; mit Material von Kathpress)

Kirche in Kiew: Lokales Handeln und globaler Glauben
Über die Autokephalie der Orthodoxen Kirche der Ukraine werden hitzige Debatten geführt. Konstantin Sigov ruft in Erinnerung, dass aus theologischer Sicht alle orthodoxen Kirchen den einen Leib Christi bilden. Diese Einheit ist tiefer als alle ethnischen, politischen oder linguistischen Unterschiede.

Orthodoxie in der Ukraine: Panorama und Entwicklungstendenzen
Anlässlich des Vereinigungskonzils vom 15. Dezember, an dem das Oberhaupt der neuen autokephalen Orthodoxen Kirche der Ukraine gewählt wurde, blickt Bohdan Ohultschanskyj auf die Spaltungen und Bemühungen um Autokephalie in der Ukraine seit den 1990er Jahren zurück.

After the Council: Challenges Facing the Orthodox Church of Ukraine
Am 15. Dezember hat ein Vereinigungskonzil in der Ukraine das Oberhaupt der neuen autokephalen Orthodoxen Kirche der Ukraine gewählt. Nicholas Denysenko identifiziert drei zentrale Herausforderungen, vor denen die neue Kirche nun steht.


Die Autokephaliefrage der Ukrainischen Orthodoxen Kirche: Plädoyer für einen sozialethischen Ansatz
In der Debatte um die Autokephalie für die Ukrainische Orthodoxe Kirche wird oft kanonisch oder historisch argumentiert, dabei bleibe die konkrete Situation der Betroffenen auf der Strecke, erklärt Cezar Marksteiner-Ungureanu; deshalb plädiert er für einen sozialethischen Ansatz.

Assaad Elias Kattan über die Folgen des Bruchs zwischen Moskau und Konstantinopel
Der Bruch zwischen Moskau und Konstantinopel wird zahlreiche Auswirkungen haben, beispielsweise auf die Zusammenarbeit in orthodoxen Institutionen in der Diaspora, erklärt Assaad Elias Kattan. Zugleich bezweifelt er, dass andere orthodoxe Kirchen Moskau folgen werden.

The Case for Constantinople
John Chryssavgis, griechisch-orthodoxer Priester in Amerika und theologischer Berater des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios in Umweltfragen, nimmt zu den Spannungen zwischen den Patriarchaten von Moskau und Konstantinopel in der Ukraine-Frage Stellung.

Kann die Geschichte den Konflikt um die ukrainische Autokephalie lösen?
In den Debatten um eine mögliche Autokephalie für die Ukrainische Orthodoxe Kirche wird immer wieder historisch argumentiert. Thomas Bremer und Sophia Senyk untersuchen diese Argumentation und ihr Potential, zur Konfliktlösung beizutragen.

Sergii Bortnyk zur Situation der ukrainischen Orthodoxie
Die Entsendung zweier Exarchen in die Ukraine durch das Ökumenische Patriarchat hat die Spannungen um eine mögliche Autokephalie für die Ukrainische Orthodoxe Kirche zusätzlich befeuert. Zu den aktuellen Entwicklungen in der Ukraine nimmt Sergii Bortnyk Stellung.

Unabhängige Kirche in der Ukraine: Friendensgarant oder Kriegstreiber?
Der Streit um eine autokephale Kirche in der Ukraine eskaliert zusehends. Regina Elsner analysiert im ZOiS Spotlight anhand der vier friedensethischen Leitkategorien – Recht, Gerechtigkeit, Gewalt und Herrschaft – Risiken und Chancen der Entwicklung.

Die russische Kirche verliert die Ukraine
Sergej Chapnin interpretiert das Treffen der Patriarchen von Moskau und Konstantinopel vom 31. August 2018, bei dem es um die Frage der Autokephalie für die Ukrainische Orthodoxe Kirche ging, und vermutetet einen unerfreulichen Ausgang für die Russische Orthodoxe Kirche.

Liliya Berezhnaya zur Frage der Autokephalie in der Ukraine
Die jüngsten Bemühungen um die Autokephalie für die Ukrainische Orthodoxe Kirche haben zahlreiche Reaktionen ausgelöst. Liliya Berezhnaya erläutert die Rollen und Absichten der Beteiligten und setzt die Autonomiebestrebungen in einen historischen Kontext.

The Promise of Autocephaly in Ukraine: What’s at Stake?
Im April 2018 hat Präsident Petro Poroschenko, unterstützt vom Parlament, den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios offiziell um die Autokephalie für die Ukrainische Orthodoxe Kirche gebeten. Nicholas Denysenko analysiert, was für die verschiedenen Akteure auf dem Spiel steht.