Ukraine: Breite Unterstützung für Verbot des Moskauer Patriarchats in der Ukraine
Eine Mehrheit der Ukrainerinnen und Ukrainer unterstützt einer Umfrage zufolge ein Verbot der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) in der Ukraine aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum Moskauer Patriarchat. Die 51 Prozent Befürworter verteilen sich allerdings ungleich auf die ukrainischen Regionen: im Westen des Landes unterstützen zwei Drittel der Befragten ein Verbot, im Osten sind es nur 29 Prozent. Über 20 Prozent wollen Privilegien für die UOK abschaffen und Mietverträge annullieren. Allerdings sprachen sich auch 20 Prozent der Befragten dafür aus, dass der Staat sich nicht in kirchliche Angelegenheiten einmischt.
Die Umfrage wurde am 6. April von der unabhängigen soziologischen Forschungsorganisation Rating durchgeführt und ist für die ukrainische Bevölkerung (außerhalb der besetzten Gebiete) repräsentativ. Rating führt seit dem Kriegsbeginn in kurzen Abständen Umfragen zur Ukraine im Krieg durch, diejenige vom 6. April war die achte. Die Umfragen zeigen eine wachsende Unterstützung für eine Trennung der UOK von der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK). Der Anteil der Befürworter ist bis zum 6. April auf 74 Prozent angestiegen, einen Monat zuvor lag er noch bei 63 Prozent.
Ein Verbot der UOK wird aktuell von zwei Gesetzesvorschlägen der Opposition gefordert. Die Abgeordnete, die den Entwurf zum Verbot der UOK in der Ukraine eingereicht hat, begründet ihren Vorstoß damit, dass das Zentrum der UOK in Moskau sei und die dortige Kirche einen „ideologischen Krieg“ führe. Angesichts des Kriegs und eines Gesetzes gegen Kollaboration müsse nun auch diese Form der Kollaboration unterbunden werden.
Ein Verbot des Moskauer Patriarchats in der Ukraine befürwortet auch der Sprecher der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU), Erzbischof Evstratij (Zorja). Seiner Meinung nach muss der Staat den „religiösen Raum“ ebenso vor der russischen Aggression schützen wie Territorium, Informationsraum, Wirtschaft und Transportverbindungen. Die religiösen Strukturen dürften nicht ein „Instrument der Aggression des Kremls“ sein. Die Verhängung von Sanktionen gegen die Leitung der ROK findet Evstratij „logisch“, analog zu Sanktionen gegen Oligarchen, die zwar nicht Beamte seien, aber das Regime unterstützten. Falls der russische Patriarch Kirill mit Sanktionen belegt würde, dürfte es keinerlei Verbindungen zwischen ihm und der UOK mehr geben, da dies gegen das Anti-Kollaborationsgesetz verstoßen würde.
Der Stadtrat von Ivano-Frankivsk findet ebenfalls, dass die „Aktivitäten der ROK in Form der UOK auf dem Gebiet der Ukraine“ unterbunden werden sollten. In einem Statement auf der Facebook-Seite des Bürgermeisters wird diese Haltung damit begründet, dass die angebliche Verfolgung der UOK ein offizieller Grund Russlands für den Angriff auf die Ukraine gewesen und die Position der ROK und des Patriarchen „maximal menschenhassend“ sei. Die Abgeordneten betonten, sie riefen keinesfalls zu interreligiösem Hass auf, aber bäten den Präsidenten und die Rada, den Gesetzesentwurf zum Verbot des Moskauer Patriarchats zu unterstützen. Die Eparchie Ivano-Frankivsk der UOK hatte sich erst kürzlich beim ukrainischen Präsidenten über Druckversuche seitens der Lokalverwaltung und des Bürgermeisters beklagt.
Mit seiner Position ist das Stadtparlament von Ivano-Frankivsk keineswegs allein. Auch die Abgeordneten von Novohrad-Volynskyj, Uzhhorod und Rachyv befürworten das Gesetzesprojekt. Um das ukrainische Volk zu festigen und einen, forderten Abgeordnete von Malynsk und Novohrad-Volynskyj zudem die Geistlichen und Gläubigen der UOK auf, den kanonischen Status ihrer Kirche zu ändern und das Moskauer Patriarchat zu verlassen. (NÖK)
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