Russland: Moskauer Patriarchat sieht keine Abspaltung der Ukrainischen Orthodoxen Kirche
In Reaktion auf das Konzil der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) hat sich der Hl. Synod der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) am 29. Mai zu einer Sondersitzung getroffen. Einmal mehr wird im Protokoll nur allgemein von „Feindseligkeiten in der Ukraine“ gesprochen. Dafür macht der Hl. Synod „den beispiellosen Druck von Vertretern schismatischer Organisationen, lokalen Behörden, Massenmedien, extremistischen Organisationen und nationalistisch gesinnten Teilen der Öffentlichkeit“ auf Geistliche und Laien der UOK verantwortlich. Die vom Konzil der UOK angenommenen Ergänzungen und Veränderungen ihres Statuts müssten erst studiert und auf ihre Übereinstimmung mit dem am 27. Oktober 1990 von Patriarch Alexij II. gewährten Status geprüft werden.
Der Hl. Synod bedauerte, dass in einigen Eparchien der UOK Patriarch Kirill nicht mehr kommemoriert werde, was bereits zu kircheninternen Spannungen geführt habe. Zudem heißt es in dem Protokoll, dass der Patriarch mehrfach zum Schutz der Zivilbevölkerung und zur Hilfe für Flüchtlinge aufgerufen habe.
In der Lesart von Metropolit Ilarion (Alfejev), dem Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats, hat sich die UOK nicht von der ROK abgespalten und nur ihre ihr 1990 gewährte Autonomie erneut betont. Das alles geschehe vor dem Hintergrund des präzedenzlosen Drucks des ukrainischen Staats auf die UOK zugunsten der „spalterischen Struktur“, d.h. der 2018 gegründeten Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU). Die ganze ROK bete für die leidende und verfolgte UOK im Glauben, dass der Herr sich um seine Kirche kümmere und die „Pforten der Hölle sie nicht überwinden werden“ [Mt 16,18].
Patriarch Kirill ging in seiner Sonntagspredigt am 29. Mai ebenfalls auf das Thema ein und griff die Argumentation von Präsident Vladimir Putin vom 21. Februar auf, indem er an den „Beschluss zur Aufspaltung der Rus, den der damalige Führer Lenin gefällt hatte“ erinnerte: „Bis dahin hatten Feinde versucht, die eine Rus zu spalten, doch die Kiewer Fürsten und danach die Moskauer Fürsten, Zaren und Imperatoren verteidigten die Einheit des Landes. Dann kam dieser Herr oder Genosse daher und liquidierte das einheitliche Land, indem er auf dem Territorium der historischen Rus unabhängige Staaten schuf. […] Der oberste Regent hatte beschlossen, sein Land zu zerstören, und wir wissen, dass die Folgen dieser schrecklichen Entscheidung sich bis heute auf unser aller Schicksal auswirken – der Menschen, die in der Russländischen Föderation, in der Ukraine, in Belarus und an anderen Orten wohnen. […] Doch das großartige Land, die Hochburg der Orthodoxie, die Kraft, die alle anderen Kräfte aufwiegt, wurde durch diese schrecklichen historischen Entscheidungen geschwächt. Zwar nicht so sehr, dass man gar nicht mehr mit ihm rechnen würde, und deshalb stehen wir heute wieder Auge in Auge mit neuen Problemen, die damit zusammenhängen, dass man erneut gefährliche Versuche unternimmt, unser Vaterland zu schwächen.“
Die bolschewistischen Kirchenverfolgungen verglich Kirill mit den gegenwärtigen Geschehnissen in der Ukraine, wo „dieselben bösen Geister des Firmaments“ heute versuchten, die Kirche und die orthodoxen Menschen der Rus und der Ukraine zu spalten und Schützengräben zwischen ihnen ausheben. Er sei überzeugt, dass dies nicht gelingen werde. Er habe größtes Verständnis dafür, dass die leidende UOK in dieser Situation „maximal weise“ handle, um das gläubige Volk zu schützen. Insofern bete er weiterhin für die geistige Einheit des einen Volkes, das demselben Kiewer Taufbecken entstamme.
Regula Zwahlen

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Die evangelische Theologin Jennifer Wasmuth, der orthodoxe Theologe Ioan Moga und die katholische Theologin Regina Elsner, die alle im ökumenischen Dialog engagiert sind, sprechen über die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf die ökumenischen Beziehungen insbesondere zur Russischen Orthodoxen Kirche. Sie zeigen mögliche Strategien im Umgang mit dieser und Potentiale für den künftigen Dialog auf.
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Angesichts des Kriegs in der Ukraine und der Haltung der Russischen Orthodoxen Kirche dazu argumentiert Archimandrit Serafim Pankratov dafür, dass sich die Ukrainische Orthodoxe Kirche selbstständig macht, bevor sie den Rückhalt bei den Gläubigen verliert.
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Nach 70 Tagen Krieg geht Sergii Bortnyk auf die Bemühungen der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) um einen humantären Korridor aus Mariupol, die innerkirchlichen Debatten um den zukünftigen kanonischen Status der UOK sowie die Idee des Papstes zu einer Reise nach Moskau ein.
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Mit dem Statement unterstützen nicht-orthodoxe Theologinnen und Theologen die Ablehnung des Konzepts der "Russischen Welt", die seit Beginn des Kriegs in der Ukraine von orthodoxer Seite wiederholt zu hören war.
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Angesichts der Gräuel in Butscha sucht Erzpriester Georgiy Kovalenko, Rektor der Offenen Orthodoxen Hl. Sophia-Universität, im Glauben nach Antworten auf die Frage: "Wo war Gott".
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Das Entsetzen über den Krieg gegen die Ukraine verbindet sich bei vielen mit einem Schauder über seine vermeintlich religionspolitische Notwendigkeit. Regula M. Zwahlen schärft den Blick für solche Narrative.
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In seinem Essay analysiert Sebastian Rimestad die neusten Entwicklungen im Moskauer Patriarchat in Bezug auf den Krieg in der Ukraine, insbesondere die Predigt von Patriarch Kirill am 6. März und mögliche Perspektiven für das Patriarchat.
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In einem emotionalen Text schildert Bohdan Ohultschanskyj, Priester der Orthodoxen Kirche der Ukraine, seine Sicht auf die Entwicklungen, die zum aktuellen Krieg Russlands gegen die Ukraine geführt haben und verurteilt die imperiale Ideologie der Kirchenführung der Russischen Orthodoxen Kirche.
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Die Ukrainische Katholische Universität in Lviv ruft dazu auf, die Zusammenarbeit aufrecht zu erhalten, sie und ihre Studierenden beim Wiederaufbau zu unterstützen und Teil des Network of Solidarity and Strategic Partnership with Ukrainian Catholic University (2022–2026) zu werden.
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Die Arbeitsgemeinschaft, die mehr als 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im deutschen Sprachraum vereinigt, die sich mit dem Christlichen Osten befassen, verurteilt in ihrer Stellungnahme den Angriff Russlands auf die Ukraine und ruft zu Frieden auf.
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Sergei Chapnin vergleicht die Reaktionen von Patriarch Kirill und Metropolit Onufrij auf den Ausbruch des Krieges in der Ukraine. Es sei klar, dass der Patriarch seine Herde - weder das Volk in der Ukraine noch in Russland - gegen Putins aggressives Regime verteidigen könne.
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Konstantin Sigov berichtet, wie er den ersten Kriegstag am 24. Februar erlebt hat. Er ist überzeugt, dass die Ukrainerinnen und Ukrainer wie auf dem Majdan 2013/14 zusammenstehen.
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In den frühen Morgenstunden des 24. Februar hat die russische Armee die Ukraine angegriffen. Sergii Bortnyk berichtet aus Kiew von den Reaktionen der Bevölkerung, der Politik und der Kirchen auf diese beispiellose Aggression.
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Konstantin Sigov berichtet über die Atmosphäre in Kiew. Der Text ist zwei Tage vor dem russischen Angriff auf die Ukraine geschrieben worden und endet mit der Frage: "Wann endlich werden sich das Mädchen aus Mariupol und der Philosoph aus Donezk in Kiew in Sicherheit fühlen?"
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Der russische Truppenaufmarsch an der Grenze zur Ukraine ließ in den letzten Wochen die Sorge vor einem Krieg zwischen Russland und der Ukraine wachsen. Regina Elsner vom Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien (ZOiS) schildert die Reaktionen der orthodoxen Kirchen in der Ukraine und Russland auf die Kriegsgefahr. Das Interview wurde am 16. Februar 2022 geführt.
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