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Russland: Moskauer Patriarchat gründet Exarchat in Afrika

13. Januar 2022

Der Hl. Synod der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) hat am 29. Dezember ein Exarchat für Afrika geschaffen, das aus einer Süd- und einer Nordafrikanischen Eparchie besteht. Zudem entschied das kirchliche Leitungsgremium, zahlreiche afrikanische Geistliche aus dem Patriarchat von Alexandria in die ROK aufzunehmen. Diese hätten in den letzten zwei Jahren darum gebeten, sich dem Moskauer Patriarchat anschließen zu dürfen, da sie mit der Anerkennung der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU) durch ihr Oberhaupt nicht einverstanden seien. Patriarch Theodoros von Alexandrien hatte im November 2019 Metropolit Epifanij (Dumenko), den Vorsteher der OKU, kommemoriert und im August 2021 mit ihm konzelebriert.

Nach dem gemeinsamen Gottesdienst von Theodoros, Epifanij und dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios auf der türkischen Insel Imbros hatte der Hl. Synod der ROK in seiner Sitzung vom 24. September 2021 beschossen, die Anfragen der afrikanischer Geistlicher zu untersuchen, dabei fanden auch Treffen mit ihnen statt. Die eucharistische Gemeinschaft mit Alexandria hatte die ROK schon im Januar 2020 abgebrochen. Der Hl. Synod erklärte nun, es sei unmöglich, diese Bitten weiter abzulehnen, die die ROK schon seit 2019 erreichten, und nahm 102 Geistliche aus acht Ländern in ihre Jurisdiktion auf. Zum Exarchen Afrikas mit dem Titel Metropolit von Klin bestimmte der Hl. Synod Erzbischof Leonid (Gorbatschov) von Jerewan und Armenien. Er soll auch die Nordafrikanische Eparchie leiten und die Südafrikanische Eparchie vorübergehend verwalten. Vorerst soll er auch die Eparchie Jerewan-Armenien weiterhin leiten, von seiner Funktion als stellv. Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats wird er befreit.

Metropolit Ilarion (Alfejev), der Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats, rechtfertigte den Beschluss in seiner wöchentlichen Sendung „Kirche und Welt“ auf Rossija-24. Ohne die Bitten der afrikanischen Geistlichen wäre die ROK „nicht nach Afrika gegangen“. Seit der ersten Anfrage vor zwei Jahren habe die ROK „geduldig gewartet“. Sie habe dem „alexandrinischen Patriarchen verschiedene Signale“ gesandt, dass sie „das Territorium Afrikas nicht betreten will“. Aber als klar geworden sei, dass Theodoros nicht beabsichtige, seine Position zur Ukraine zu ändern, sei der ROK nichts anderes übrig geblieben. Neben den 102 bereits aufgenommenen gebe es noch mehr Geistliche, die sich der ROK anschließen wollten. Auch diese werde man aufnehmen. Laut Ilarion handelt es sich um keine Einmischung, und auch eine Schwächung des alexandrinischen Patriarchats sei nicht beabsichtigt. Den orthodoxen Gläubigen in Afrika, die nichts mit dem Schisma zu tun haben wollten, solle lediglich die Möglichkeit gegeben werden, mit der „kanonischen orthodoxen Kirche in Gemeinschaft zu stehen und von kanonischen Geistlichen die Kommunion und andere Sakramente zu empfangen“. Ablehnung rufe die Entscheidung nur „bei denen hervor, die schon seit Jahren gegen die ROK kämpfen“, allen voran das Patriarchat von Konstantinopel.

In einem Interview mit RIA Novosti signalisierte Metropolit Ilarion Offenheit gegenüber Hierarchen des alexandrinischen Patriarchats, die sich von Patriarch Theodoros‘ Anerkennung der OKU distanzieren. Mit diesen würde die ROK Verhandlungen aufnehmen, theoretisch wäre es möglich, deren Territorium aus dem Exarchat auszuklammern. Allerdings sei wesentlich wahrscheinlicher, dass diese Hierarchen von ihren Ämtern entfernt würden. Ilarion betonte, die ROK sei durch die Handlungen des Ökumenischen Patriarchats – die Verleihung der Autokephalie an die OKU und die weiteren Entwicklungen in der Ukraine-Frage – zu ihrem Vorgehen gezwungen worden. Ebenso wie sie die afrikanischen Geistlichen nicht mehr habe abweisen können, „können wir auch nicht den orthodoxen Gläubigen in der Türkei [dem kanonischen Territorium des Ökumenischen Patriarchats] die seelsorgerische Betreuung verweigern, wenn der Patriarch von Konstantinopel auf die Seite des Schismas getreten ist“, führte er weiter aus.

In einer ersten Reaktion drückte das Patriarchat von Alexandria zunächst seine „tiefste Trauer“ über die Entscheidung der ROK aus. Es beabsichtige, seine „seelsorgerischen Pflichten“ gegenüber seinen Gläubigen weiterhin wahrzunehmen. Die Hl. Synode des Patriarchats von Alexandria kritisierte am 10. Januar die „verwerfliche Invasion“ der ROK mit unkanonischen und unanständigen Mitteln. Sie habe im Grunde genommen alexandrinische Geistliche „erworben“, als Gegenschlag und letztlich Erpressung oder Rache. Aussagen zur Unterstützung der ROK kämen von Geistlichen, die entweder das alexandrinische Patriarchat verlassen hätten oder unbekannten Ursprungs seien und sich selbst als orthodox bezeichneten, aber nie zum alexandrinischen Patriarchat gehört hätten. Die Hl. Synode warf dem Moskauer Patriarchat „Neo-Kolonialismus“ und einen „Anspruch auf Weltherrschaft“ vor.

Die Hl. Synode des Patriarchats von Konstantinopel stufte den Schritt der ROK als „antikanonisch“ ein. An ihrer Sitzung am 11. Januar erklärte sie, sie erwarte eine „Wiederherstellung der kanonischen Ordnung auf dem afrikanischen Kontinent“. Dem alexandrinischen Patriarchat sicherte sie ihre „brüderliche Solidarität“ zu. (NÖK)

Besuch des Ökumenischen Patriarchen bestärkt Orthodoxe Kirche der Ukraine
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Anhand soziologoscher Daten untersucht Sergii Bortnyk untersucht das Verhältnis der Ukrainer zur Verleihung der Autokephlie an die Orthodoxe Kirche der Ukraine und zur Nachfolge der Kiewer Rus'.


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