Europäische Bischöfe appellieren an Patriarch Kirill
Russisch-orthodoxe als auch anglikanische und lutherische Bischöfe in Europa haben den russischen Patriarchen Kirill aufgerufen, sich für ein Ende des Kriegs gegen die Ukraine einzusetzen und diesbezüglich auf die russische Regierung einzuwirken. Anlass für die Appelle sind die verstärkten russischen Angriffe auf zivile Ziele in der Ukraine und Kirills Rechtfertigungen des Kriegs.
Die Leitung der Erzdiözese der orthodoxen Gemeinden russischer Tradition in Westeuropa, die zur Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) gehört, hat am 13. Oktober eine Erklärung veröffentlicht, in der sie auf die Bestürzung in vielen ihrer Gemeinden verweist. Unter ihren Gemeindemitgliedern seien viele Russen und Ukrainer, die – wie auch alle anderen – unter der Situation litten. Insbesondere Patriarch Kirills Aussage, den im Kampf Gefallenen würden alle Sünden vergeben, sei bei den Gläubigen der Erzdiözese auf „großen Schmerz und Unverständnis“ gestoßen. Die Bischöfe und Mitglieder des bischöflichen Rats der Erzdiözese baten Kirill erneut, sich „mit der ganzen Kraft des Wortes des Patriarchen für einen Friedensprozess einzusetzen und alle Anführer und Verantwortlichen der Russischen Föderation zu diesem aufzurufen.“
Die Bischöfe der Erzdiözese hatten schon am 24. Februar ihre Sorge über die „dramatische Situation“ und Trauer über den Tod und das Leiden der Menschen geäußert. Wenig später hatte Metropolit Jean (Renneteau) von Dubna, das Oberhaupt der Erzdiözese, in einem Brief an Patriarch Kirill seine tiefe Besorgnis über dessen Aussage, es handle sich um einen metaphysischen Kampf, ausgedrückt. Schon damals hatte er Kirill aufgerufen, alles ihm mögliche für ein Ende des Kriegs zu tun.
In einem offenen Brief haben sich zudem 14 europäische Bischöfe an Patriarch Kirill gewandt. Sie gehören zur Porvoo-Gemeinschaft, einem losen Zusammenschluss von anglikanischen und lutherischen Kirchen in Großbritannien, Irland, Spanien, Portugal sowie skandinavischen und baltischen Staaten. Sie äußerten ihr Entsetzen über die „erneuten systematischen Angriffe gegen Zivilisten und lokale Infrastruktur“ in der Ukraine durch das russische Militär. Diese Angriffe verletzten die Menschenrechte und die Genfer Konventionen. Die Bischöfe riefen Kirill auf, sein Möglichstes zu tun, um „den Präsidenten Russlands zu überzeugen, diese Attacken sofort zu stoppen und diesen Krieg zu beenden“. Sie versicherten, für Patriarch Kirill zu beten, und vertrauen darauf, dass er alles tun werde, um die Entscheidungsträger zu beeinflussen, die die Eskalation des Kriegs vorantrieben und die Ukraine destabilisierten. „Zum Wohl aller, auch der Soldaten und ihrer Familien in Russland“, riefen sie den Patriarchen auf, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um den Krieg zu beenden. (NÖK)
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