Ukraine: Orthodoxe Hierarchen kritisieren russisches Exarchat in Afrika
Metropolit Epifanij (Dumenko) von Kiew, das Oberhaupt der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU), hat Patriarch Theodoros von Alexandria im Konflikt mit der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) den Rücken gestärkt. Die „illegalen, bösen und verwerflichen Entscheidungen“ der ROK, mit der Schaffung eines Exarchats in Afrika in das kanonische Territorium des Patriarchats von Alexandria und ganz Afrika einzudringen, hätten ihn zutiefst betrübt. Damit hätten der Hl. Synod der ROK und der russische Patriarch Kirill die kanonischen Regeln „grob und grundlos“ verletzt.
Dem Beschluss der ROK, ein eigenes Exarchat in Afrika für orthodoxe Geistliche und Gläubige zu schaffen, die mit der Anerkennung der OKU durch Patriarch Theodoros nicht einverstanden sind, sprach Metropolit Epifanij alle „kanonischen, pastoralen und sogar christlichen Motive“ ab. Es gehe nur um Rache an Theodoros und seinem Patriarchat. Epifanij zeigte sich überzeugt, dass Alexandria zusammen mit dem Ökumenischen Patriarchat und den anderen Oberhäuptern der orthodoxen Lokalkirchen eine „angemessene kanonische Lösung für die Situation“ finden werde.
Auch andere orthodoxe Hierarchen kritisierten das Vorgehen des Moskauer Patriarchats und sprachen sich für ein Panorthodoxes Konzil aus. So befürchtet Erzbischof Anastasios (Yannoulatos) von Albanien nach dem ukrainischen Schisma nun auch eine Spaltung in Afrika, die die Orthodoxie schwächen würde. Er erinnerte daran, dass er schon lange dazu aufrufe, die Ukraine-Frage an einem Konzil zu lösen, da kirchliche Spaltungen und Schismen nicht von der Zeit geheilt, sondern im Gegenteil vertieft würden. Anastasios hat die OKU, die 2019 vom Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios die Autokephalie erhalten hat und in Konkurrenz zur Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) steht, die dem Moskauer Patriarchat untersteht, nicht anerkannt.
Metropolit Isaias (Kykkotis) von Tamassos bezeichnete die Schaffung des russischen Exarchats in Afrika als „offensichtlichen Nebeneffekt der Ukraine-Frage, die sich weiterhin mit unvorhersehbaren Konsequenzen entwickelt“. Diese habe das Vertrauen zwischen den Lokalkirchen erschüttert, und alle einzelgängerischen Entscheidungen, die „nicht kollektiv behandelt werden, werden unweigerlich die kirchlichen Beziehungen und das Gleichgewicht zwischen den Kirchen schädigen“, erklärte der Hierarch der Orthodoxen Kirche von Zypern in einem Statement. Dabei sieht er vor allem das synodale System der Orthodoxie in Gefahr, daher hält er ein Treffen der Oberhäupter der Lokalkirchen unter dem Vorsitz des Ökumenischen Patriarchen für dringend nötig. Jegliche dort getroffene Entscheidung solle respektiert werden. Metropolit Isaias gehört zu einer Reihe zypriotischer Hierarchen, die die Anerkennung der OKU durch ihr Oberhaupt verurteilt haben.
Metropolit Seraphim (Mentzelopoulos) von Piräus, der die Verleihung der Autokephalie an OKU immer verurteilt hat, drängt ebenfalls auf die Einberufung eines Panorthodoxen Konzils durch Patriarch Bartholomaios. Die ROK gehe von falschen Annahmen aus, wenn sie den Patriarchen von Alexandria für einen Schismatiker halte. Denn keine Lokalkirche könne allein jemanden zum Schismatiker erklären, diese Entscheidung müsse an einem Konzil getroffen werden. Seraphim bekräftigt in seinem Statement, dass Patriarch Bartholomaios das Recht habe, einer Kirche die Autokephalie zu verleihen. Allerdings sei es unzulässig, Exkommunizierte ohne die entsprechenden rechtlichen Prozeduren wieder in die Kirchengemeinschaft aufzunehmen.
Patriarch Theodoros hat inzwischen den Ökumenischen Patriarchen gebeten, ein Treffen der Oberhäupter der antiken Patriarchate – Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien und Jerusalem – einzuberufen, um das Vorgehen der ROK in Afrika zu besprechen. (NÖK)

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