Vatikan: Papst schreibt Tschetschenen und Burjaten Kriegsgräuel zu
Papst Franziskus hat wieder einmal mit Äußerungen zum Krieg gegen die Ukraine für Aufregung gesorgt. In einem Interview mit der amerikanischen Jesuiten-Zeitschrift America versuchte er, seine Position zu rechtfertigen. Er wehrte sich gegen Vorwürfe, er benenne den Aggressor im Ukraine-Krieg zu wenig und kritisiere Russland nicht direkt. Natürlich sei es der „russische Staat“, der in die Ukraine einmarschiert sei, sagte Franziskus, das sei „sehr klar“. Aber manchmal versuche er, „nicht genau zu benennen, um nicht zu verletzen, sondern lieber allgemein zu verurteilen, obwohl bekannt ist, wen ich verurteile“. Es sei nicht nötig, einen Namen und Nachnamen anzuführen, erklärte er weiter.
Empörung löste Papst Franziskus mit seiner Aussage über die Grausamkeiten im Krieg aus, über die er „viele Informationen“ habe. Generell seien vielleicht diejenigen Soldaten „am grausamsten“, die „aus Russland sind, aber nicht der russischen Tradition angehören, wie die Tschetschenen, die Burjaten und so weiter“. Damit schrieb er die Schuld an Gräueltaten russischen Minderheiten zu, die keine Christen sind; die Tschetschenen sind Muslime und die Burjaten, die in Sibirien leben, mehrheitlich Buddhisten oder Anhänger des Schamanismus. Aus den verarmten Regionen im Nordkaukasus und in Burjatien wurden überdurchschnittlich viele Soldaten rekrutiert.
Aus den betroffenen Regionen, aber auch aus gesamtstaatlichen russischen Institutionen kam viel Kritik an diesen Äußerungen des Papstes. So protestierte der russische Botschafter beim Vatikan, Alexander Avdejev, gegen „diese Unterstellungen“. Die „Einheit des multiethnischen russischen Volks ist unerschütterlich und niemand wird das je herausfordern“, sagte er weiter. Marija Zacharova, die Sprecherin des russischen Außenministeriums, erklärte, das sei „schon keine Russophobie mehr, sondern eine Perversion“. In den 1990er Jahren habe man behauptet, dass Russen die Völker im Nordkaukasus quälten, und jetzt heiße es, dass ebendiese nordkaukasischen Völker Russen quälten.
Ramsan Kadyrov, das Oberhaupt der Republik Tschetschenien, schrieb auf Telegram, der Papst sei ein Opfer von Propaganda und der Hartnäckigkeit ausländischer Medien. Die Tschetschenen würden ihre „Heimat, Religion und Volk eifrig verteidigen“, das habe nichts mit Grausamkeit zu tun. Alexej Tsydenov, das Oberhaupt der Republik Burjatien, bezeichnete die Aussagen von Papst Franziskus als „seltsam“. Die burjatischen Soldaten erfüllten ihren Dienst ehrenhaft und verkörperten die besten Traditionen der russischen Armee.
Das Oberhaupt der Buddhisten Russlands, Pandito Hambo-Lama Damba Ajuschejev, nannte die „unerwarteten und unvorhergesehenen“ Worte des Papstes „unfreundlich“. Er glaube, die „lateinischen Europäer“ verständen nicht, dass das Leben in der Kälte Sibiriens und des russischen Fernen Ostens die Wesensart der Menschen beeinflusste, sie seien beharrlicher, geduldiger und widerstandsfähiger. Sein Volk sei nicht grausam, sondern „muss wieder seine Heimat vor dem Nazismus beschützen, so wie unsere Großväter und Väter“.
Auch die Russische Orthodoxe Kirche (ROK) kritisierte Papst Franziskus für seine Äußerungen. Metropolit Leonid (Gorbatschov) von Klin, der Leiter des Afrikanischen Exarchats der ROK, erklärte, der Westen, darunter auch die römisch-katholische Kirche „hat schon lange aufgehört, ein Barometer der Moral und Anständigkeit zu sein (falls er es überhaupt je war!)“. Der Papst häufe „ungewöhnlich schnell kritische Fehler“ an, man erwarte eine Erklärung des Vatikans. Zudem verwies er auf eine Aussage von Metropolit Antonij (Sevrjuk), dem Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats, dass es für die ROK viel einfacher sei, Berührungspunkte mit der muslimischen Welt zu finden, als mit der westlich christlichen. (NÖK)
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