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Russland: Weihnachtsdeklaration christlicher Aktivisten zum Ukraine-Krieg

22. Dezember 2022

Eine anonyme Gruppe christlicher Gläubiger in Russland hat eine Erklärung veröffentlicht, in der sie den Krieg gegen die Ukraine und die Tatenlosigkeit vieler christlicher Gemeinschaften verurteilen. Die Gruppe ruft Christinnen und Christen dazu auf, nicht die Augen vor den Ereignissen zu verschließen, Flüchtlinge und Gegner der Mobilisierung zu unterstützen und sich für ein schnellstmögliches Ende des Kriegs einzusetzen.

Angesichts der vorweihnachtlichen Stimmung in Russland erinnert die Gruppe, die sich „russische Christen-Friedenstifter“ nennt, daran, dass Russland einen Krieg in sein Nachbarland gebracht habe, so dass es für die Menschen in der Ukraine bereits ein Feiertag sei, wenn sie sich nur einmal aufwärmen oder ihr Mobiltelefon aufladen können. Zu den Ereignissen dürfe man nicht schweigen, es sei „unerträglich schmerzhaft“, dass die Ukraine in der Feiertagszeit beschossen werde und ihre Einwohner „durch die Hände unserer Mitbürger sterben“. Deshalb wendet sich die Gruppe, die aus russischen Christen verschiedener Konfessionen besteht und Laien, Pastoren, Lehrer und Geistliche umfasst, an „alle Christen Russlands“.

In der Deklaration erinnern die Verfasser an den Ruf Christi, alle zu lieben, sowie an das Gebot, nicht zu töten. Sie betrachten den „kriegerischen Angriff Russlands gegen die Ukraine“ als „Verbrechen gegen die göttlichen Gebote“; die „verkündete moralische Begründung“ widerspreche der christlichen Lehre. Die Gruppe ist überzeugt, dass die „Teilnahme am Krieg auf der Seite des Aggressors für einen Christen unzulässig ist“. Zudem könnten „scheinbare oder reale Verbrechen anderer Staaten“ die Verbrechen des eigenen Staates nicht rechtfertigten. Die Verfasser sind nicht damit einverstanden, dass sich Patriotismus in „blinder Ergebenheit gegenüber der Regierung und rechenschaftsloser Liebe zum Staat und Herrscher“ ausdrücke. Eine „höhere Form“ des Patriotismus sei das Predigen des Evangeliums und das Streben nach dessen Erfüllung. Mit „Bitterkeit im Herzen“ stellen sie fest, dass die „überwältigende Mehrheit der christlichen Gemeinschaften in Russland es nicht nötig oder wichtig findet, ihre Stimme zu erheben, um für die Unschuldigen einzutreten und die Gesetzlosigkeit zu entlarven“. Sie sind entsetzt, dass kirchliche Vertreter und Theologen den Sinn der christlichen Schriften verdrehen, um den Angriff zu rechtfertigen.

Die Verfasser der Deklaration rufen „alle Christen Russlands, die Friedensstifter sein möchten“, auf, sich ihnen anzuschließen und nicht abseits zu stehen, sondern die Ereignisse in ihrer ganzen Tragweite zu betrachten und aus der Perspektive der christlichen Lehre zu beurteilen. Zudem rufen sie zum Gebet auf, damit „unsere Mitbürger, staatlichen und kirchlichen Anführer“ bereuen. Trotz der eigenen Risiken wollen sie sich für einen sofortigen Truppenabzug aus der Ukraine einsetzen. Zudem rufen sie zum gewaltlosen Widerstand gegen die Mobilisierung auf, man solle Bekannte überzeugen, in keiner Form am Krieg teilzunehmen, und Kriegsdienstverweigerern helfen. Schließlich sollen ukrainische Flüchtlinge, egal wohin sie fliehen, unterstützt werden. Die Verfasser verweisen auf die Gefahren, die ein Eintreten gegen den Krieg in Russland mit sich bringt, dafür kann man zu einem Verräter oder ausländischen Agenten erklärt, gebüßt oder inhaftiert werden. Trotzdem rufen sie dazu auf, aus christlicher Überzeugung und Nächstenliebe so zu handeln.

Die Verfasser der Deklaration haben entschieden, ihre Namen nicht anzugeben, da sie keine öffentlichen Persönlichkeiten seien und somit ihre Unterschriften ihren Worten kaum zusätzliches Gewicht verleihen würden. Zudem könnten sie so auf ihren Posten – als Lehrer, Pastoren, Geistliche und Laien – weiterhin dem Frieden dienen. Zusätzlich zur Deklaration wollen sie bald ein ausführlicheres theologisches Begleitdokument veröffentlichen, in dem sie „systematisch die Argumente für eine Antikriegsposition darlegen“ wollen. Reaktionen zu ihrem Text begrüßen die Verfasser und wollen sie auf ihrer Website publizieren. (NÖK)

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Stellungnahme des "Arbeitskreises Orthodoxer Theologinnen und Theologen im deutschsprachigen Raum

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Kirchliche Reaktionen in Belarus auf die russische Invasion in der Ukraine

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The End of the Russian Orthodox Church as we Know it

In seinem Essay analysiert Sebastian Rimestad die neusten Entwicklungen im Moskauer Patriarchat in Bezug auf den Krieg in der Ukraine, insbesondere die Predigt von Patriarch Kirill am 6. März und mögliche Perspektiven für das Patriarchat.


Dorn im Auge Putins: Die Freiheit der Ukraine

In einem emotionalen Text schildert Bohdan Ohultschanskyj, Priester der Orthodoxen Kirche der Ukraine, seine Sicht auf die Entwicklungen, die zum aktuellen Krieg Russlands gegen die Ukraine geführt haben und verurteilt die imperiale Ideologie der Kirchenführung der Russischen Orthodoxen Kirche.


UCU: We demand action!

Die Ukrainische Katholische Universität in Lviv ruft dazu auf, die Zusammenarbeit aufrecht zu erhalten, sie und ihre Studierenden beim Wiederaufbau zu unterstützen und Teil des Network of Solidarity and Strategic Partnership with Ukrainian Catholic University (2022–2026) zu werden.


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Die Arbeitsgemeinschaft, die mehr als 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im deutschen Sprachraum vereinigt, die sich mit dem Christlichen Osten befassen, verurteilt in ihrer Stellungnahme den Angriff Russlands auf die Ukraine und ruft zu Frieden auf.


Die Russische Orthodoxe Kirche und das Militär: Verteidiger heiliger Grenzen

In den vergangenen Jahren haben sich die Beziehungen des Militärs in Russland mit der Russischen Orthodoxen Kirche vertieft. Was das für die Rolle der Kirche und ihre friedensstiftende Mission bedeutet, erläutert Regina Elsner in einem ZOiS Spotlight.


Debatte: Russland, die Ukraine und der Westen

Der Krieg in der Ukraine wirft Fragen über Ursachen und die Rolle der Kirchen auf. Ein Kommentar von der Freiburger Dogmatikerin Barbara Hallensleben und eine Replik von Stefan Kube, Chefredakteur von "Religion & Gesellschaft in Ost und West" auf kath.ch.


Patriarch Kirill and Vladimir Putin’s Two Wars

Sergei Chapnin vergleicht die Reaktionen von Patriarch Kirill und Metropolit Onufrij auf den Ausbruch des Krieges in der Ukraine. Es sei klar, dass der Patriarch seine Herde - weder das Volk in der Ukraine noch in Russland - gegen Putins aggressives Regime verteidigen könne.


Putins Traum einer Wiederbelebung der Sowjetunion ist zum Scheitern verurteilt

Konstantin Sigov berichtet, wie er den ersten Kriegstag am 24. Februar erlebt hat. Er ist überzeugt, dass die Ukrainerinnen und Ukrainer wie auf dem Majdan 2013/14 zusammenstehen.


NÖK Nachgefragt: Sergii Bortnyk zum russischen Angriff auf die Ukraine

In den frühen Morgenstunden des 24. Februar hat die russische Armee die Ukraine angegriffen. Sergii Bortnyk berichtet aus Kiew von den Reaktionen der Bevölkerung, der Politik und der Kirchen auf diese beispiellose Aggression.


Kiew hält die Erinnerung wach

Konstantin Sigov berichtet über die Atmosphäre in Kiew. Der Text ist zwei Tage vor dem russischen Angriff auf die Ukraine geschrieben worden und endet mit der Frage: "Wann endlich werden sich das Mädchen aus Mariupol und der Philosoph aus Donezk in Kiew in Sicherheit fühlen?"


NÖK Nachgefragt: Kirchen zum Ukraine-Konflikt

Der russische Truppenaufmarsch an der Grenze zur Ukraine ließ in den letzten Wochen die Sorge vor einem Krieg zwischen Russland und der Ukraine wachsen. Regina Elsner vom Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien (ZOiS) schildert die Reaktionen der orthodoxen Kirchen in der Ukraine und Russland auf die Kriegsgefahr. Das Interview wurde am 16. Februar 2022 geführt.