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Russland: Kirchliche Vertreter sprechen offen von „Heiligem Krieg“

15. Dezember 2022

Am 12. und 13. Dezember fand in Stavropol das jährliche Forum der lokalen Unterabteilung des Allrussischen Volkskonzils unter dem Titel „Heiliger Krieg: Verwandlung (Verklärung) Russlands“ statt. Vorsitzender der Plenarsitzung war Metropolit Kirill (Pokrovskij) von Stavropol, der auch Co-Präsident der Unterabteilung ist. Organisiert wurde das Forum vom Allrussischen Volkskonzil, der Metropolie Stavropol, der Regierung der Region Stavropol und der föderalen Universität des Nordkaukasus. Das Volkskonzil wurde 1993 von der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) ins Leben gerufen, um alle Russen ungeachtet ihres Aufenthaltsstaates und ihrer politischen Anschauungen zu vereinen. An ihm nehmen Vertreter aus Politik, Militär, Gesellschaft, Wissenschaft und Kultur sowie Geistliche verschiedener Religionsgemeinschaften teil.

Noch am 17. Oktober hatte der russische Patriarch Kirill, der das Allrussische Volkskonzil leitet, bei einem Besuch des Generalsekretärs des Ökumenischen Rats der Kirchen, Ioan Sauca, gesagt, ein Krieg könne nicht heilig sein. Alexander Schramko, Priester der Belarusischen Orthodoxen Kirche, die dem Moskauer Patriarchat untersteht, kommentierte auf Facebook den Event in Stavropol:  „Noch gestern“ sei man für das Wort allein vor Gericht gezerrt und gebüßt worden. Die „friedliche ‚Spezialoperation‘ so zu nennen, ist eine Falschinformation und eine Diskreditierung der Armee“, so sei die Angelegenheit noch bis vor Kurzem dargestellt worden. Nun sei es plötzlich nicht einfach ein Krieg, sondern ein „Heiliger Krieg“. Zudem sei es „unser Krieg“, nicht gegen die Ukraine, „nicht einmal nur gegen die NATO und die ganze Welt, sondern gegen den ‚Antichrist‘ selbst“.

Anhand von Zitaten aus den Reden verschiedener Vortragender am Forum zeichnete Schramko die Perspektive der ROK und der Regierung Russlands nach, dass im Westen ein Wertezerfall vonstattengehe und Russland „die Rolle des Kämpfers gegen das Teufelszeug der liberalen Rechtsordnung auf sich genommen hat“. Zudem kritisierte Schramko die alles beherrschende Rolle des Staats, wie sie in den Reden deutlich werde und neben der auch Recht und Religion unwichtig seien. Dabei zitierte er auch einige besonders drastische Aussagen wie, dass „je härter und aggressiver wir uns verteidigen werden, umso richtiger wird es“, oder dass es Zeit sei, „zu gehen und zu nehmen, was wir wollen, sogar das Fremde, und es unter uns aufteilen, wir das historisch immer getan haben“. Schramko hatte den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine gleich zu Beginn offen verurteilt. Er war auch an den Protesten gegen die gefälschten Präsidentenwahlen im August 2020 in Belarus beteiligt und setzte sich auch damals gegen Gewalt ein.

Metropolit Kirill, der auch Vorsitzender der Synodalabteilung für die Zusammenarbeit mit den Kosaken ist, erinnerte in seiner Eröffnungsrede an das Thema des ersten Forums der Unterabteilung: „Für den Frieden im Kaukasus“. Er fragte nach dem Weg, den Russland in den letzten neun Jahren im Kampf für den Frieden zurückgelegt habe. Mit dem Heiligen Krieg im diesjährigen Titel sei nicht die „Spezialoperation“ in der Ukraine gemeint, auch wenn sie den Anlass gegeben habe, obwohl dort „heute tatsächlich ein Krieg gegen den Nazismus, Satanismus und Antichristen“ stattfinde. Russland kämpfe „jetzt um seine Seele und seine Heiligtümer“. Der spirituelle Krieg Russlands gegen den Rest der Welt dauert laut Metropolit Kirill schon seit Tausend Jahren an und hört nie auf. In der Verabschiedung der „Grundsätze der staatlichen Politik zum Schutz und zur Stärkung traditioneller geistlich-moralischer Werte“ am 9. November und am 5. Dezember des Gesetzes, das „LGBT-Propaganda“ verbietet, sieht er Erfolge in diesem Kampf. Er würdigte zudem die in der Ukraine gefallenen Geistlichen. Die ROK sei „wie immer“ an der Seite ihres Volkes, der Armee, der Regierung und des Präsidenten Russlands, und kämpfe für den Frieden. Aber um „echten Frieden zu verdienen, brauchen wir den Sieg“, erklärte Kirill weiter. (NÖK)

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Vertreter meherer evangelischer theologischer Bildungseinrichtungen in der Ukraine haben den russischen Krieg gegen die Ukraine verurteilt, aber auch das teilweise Schweigen ihrer Glaubensgeschwister in Russland und internationaler Partner.


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Butscha. Wo war Gott?

Angesichts der Gräuel in Butscha sucht Erzpriester Georgiy Kovalenko, Rektor der Offenen Orthodoxen Hl. Sophia-Universität, im Glauben nach Antworten auf die Frage: "Wo war Gott".


Eine Einladung an Papst Franziskus, nach Kiew zu reisen

Ein Besuch von Papst Franziskus in Kiew wäre ein symbolträchtiger Schritt, der zum Frieden beitragen könnte, findet Konstantin Sigov. Zudem sei es unabdingbar, diejenigen, die Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen hätten, vor Gericht zu stellen.


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NÖK Nachgefragt: Sergii Bortnyk zu vier Wochen Krieg in der Ukraine

Einen Monat nach dem Beginn des Kriegs in der Ukraine befindet sich Sergii Bortnyk weiterhin in der Ukraine und berichtet über die aktuelle Lage vor Ort, die Aktivitäten der Kirchen aus dem In- und Ausland sowie die interkofessionelle Zusammenarbeit.


Ukrainian Nationhood, "Russkii Mir,” and the Abuse of History

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Stellungnahme des "Arbeitskreises Orthodoxer Theologinnen und Theologen im deutschsprachigen Raum

Der Arbeitskreis orthodoxer Theologinnen und Theologen in Deutschland, Österreich und der Schweiz verurteilt die Instrumentalisierung des Glaubens und solidarisiert sich mit Kolleginnen und Kollegen in der Ukraine.


Vom "homo sovieticus" zum "homo dignus"

Der ukrainische Philosoph Konstantin Sigov hat sich entschieden, als Zeuge in der Ukraine zu bleiben. Er berichtet vom Abgleiten seines Landes in den Krieg, vom Widerstand seines Volkes, von seinem eigenen Widerstand und dem seines Sohnes.


Krieg in der Ukraine: Ende des „byzantinischen“ Modells?

Entsetzen löst aus, auf welche Weise die Führung der Russischen Orthodoxen Kirche Putin und seinen Angriffskrieg unterstützt. Johannes Oeldemann skizziert, was der Ukraine-Krieg für die Orthodoxe Kirche langfristig bedeuten könnte.


A Declaration on the "Russian World" (Russkii Mir) Teaching

Orthodoxe Theologinnen und Theologen weltweit verurteilen in einer Deklaration die Vorstellung der "Russischen Welt", die in den letzen Jahren vom russischen Staat und Patriarch Kirill propagiert wurde. Die Lehre von der "Russsichen Welt" sei eine "Häresie".


Kirchliche Reaktionen in Belarus auf die russische Invasion in der Ukraine

Putins Krieg gegen die Ukraine wird auch von Belarus aus geführt. Natallia Vasilevich beleuchtet die Reaktionen der katholischen und orthodoxen Kirche in Belarus auf die Invasion im Nachbarland.


Das Licht der Freiheit in ukrainischen Bunkern

Das Entsetzen über den Krieg gegen die Ukraine verbindet sich bei vielen mit einem Schauder über seine vermeintlich religionspolitische Notwendigkeit. Regula M. Zwahlen schärft den Blick für solche Narrative.


The End of the Russian Orthodox Church as we Know it

In seinem Essay analysiert Sebastian Rimestad die neusten Entwicklungen im Moskauer Patriarchat in Bezug auf den Krieg in der Ukraine, insbesondere die Predigt von Patriarch Kirill am 6. März und mögliche Perspektiven für das Patriarchat.


Dorn im Auge Putins: Die Freiheit der Ukraine

In einem emotionalen Text schildert Bohdan Ohultschanskyj, Priester der Orthodoxen Kirche der Ukraine, seine Sicht auf die Entwicklungen, die zum aktuellen Krieg Russlands gegen die Ukraine geführt haben und verurteilt die imperiale Ideologie der Kirchenführung der Russischen Orthodoxen Kirche.


UCU: We demand action!

Die Ukrainische Katholische Universität in Lviv ruft dazu auf, die Zusammenarbeit aufrecht zu erhalten, sie und ihre Studierenden beim Wiederaufbau zu unterstützen und Teil des Network of Solidarity and Strategic Partnership with Ukrainian Catholic University (2022–2026) zu werden.


Stellungnahme der „Gesellschaft zum Studium des Christlichen Ostens“ (GSCO) zum Krieg in der Ukraine

Die Arbeitsgemeinschaft, die mehr als 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im deutschen Sprachraum vereinigt, die sich mit dem Christlichen Osten befassen, verurteilt in ihrer Stellungnahme den Angriff Russlands auf die Ukraine und ruft zu Frieden auf.


Die Russische Orthodoxe Kirche und das Militär: Verteidiger heiliger Grenzen

In den vergangenen Jahren haben sich die Beziehungen des Militärs in Russland mit der Russischen Orthodoxen Kirche vertieft. Was das für die Rolle der Kirche und ihre friedensstiftende Mission bedeutet, erläutert Regina Elsner in einem ZOiS Spotlight.


Debatte: Russland, die Ukraine und der Westen

Der Krieg in der Ukraine wirft Fragen über Ursachen und die Rolle der Kirchen auf. Ein Kommentar von der Freiburger Dogmatikerin Barbara Hallensleben und eine Replik von Stefan Kube, Chefredakteur von "Religion & Gesellschaft in Ost und West" auf kath.ch.


Patriarch Kirill and Vladimir Putin’s Two Wars

Sergei Chapnin vergleicht die Reaktionen von Patriarch Kirill und Metropolit Onufrij auf den Ausbruch des Krieges in der Ukraine. Es sei klar, dass der Patriarch seine Herde - weder das Volk in der Ukraine noch in Russland - gegen Putins aggressives Regime verteidigen könne.


Putins Traum einer Wiederbelebung der Sowjetunion ist zum Scheitern verurteilt

Konstantin Sigov berichtet, wie er den ersten Kriegstag am 24. Februar erlebt hat. Er ist überzeugt, dass die Ukrainerinnen und Ukrainer wie auf dem Majdan 2013/14 zusammenstehen.