Ukraine: Inlandsgeheimdienst geht gegen Erzpriester Danylevytsch vor

18. April 2024

Der ukrainische Inlandgeheimdienst SBU hat Erzpriester Mykolaj Danylevytsch, den stellv. Leiter der Synodalabteilung für kirchliche Außenbeziehungen der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK), ins Visier genommen. Am 12. April führte er bei ihm eine Durchsuchung durch und er erklärte ihn daraufhin offiziell zum Verdächtigen. Ihm wird die Rechtfertigung der russischen Aggression gegen die Ukraine und das Schüren von religiösem Hass vorgeworfen.

Der SBU wirft Danylevytsch vor, nach der russischen Großinvasion dazu aufgerufen zu haben, mit den Invasoren zusammenzuarbeiten und für sie zu beten. Auf seinem Telegram-Kanal habe er mehrfach prorussische Narrative verbreitet. Zudem betreue er das „weit verzweigte Netz“ der Gemeinden der UOK im Ausland. Dort würden unter dem Deckmantel der seelsorgerischen Betreuung ukrainischer Emigranten und Flüchtlinge „propagandistische Narrative Russlands“ verbreitet. So habe der Verdächtige versucht, auf das Bewusstsein der Ukrainer im Ausland einzuwirken und die Ukraine auf der internationalen Bühne zu diskreditieren. Bei der Durchsuchung an seinem Wohnort sei ein Versicherungsausweis für das russische Rentensystem gefunden worden, was auf eine mögliche russische Staatsbürgerschaft verweise. Auch Dokumente, die seine Ausbildung an der diplomatischen Akademie des russischen Außenministeriums belegten, seien gefunden worden. Dem Verdächtigen drohen bis zu fünf Jahre Haft.

Erzpriester Danylevytsch hat die Vorwürfe als „unbegründet und absurd“ zurückgewiesen, aus den Unterlagen der Verdachtserklärung würden die ihm vorgeworfenen Verbrechen nicht ersichtlich. Die strafrechtliche Verfolgung sei politisch motiviert und auf seine Tätigkeit für die UOK zurückzuführen. Diese steht in der Ukraine unter großem Druck, da sie früher Teil des Moskauer Patriarchats war und seit ihrer offiziellen Trennung von der Russischen Orthodoxen Kirche im Mai 2022 angezweifelt wird, ob der Bruch wirklich konsequent ist. Danylevytsch wies zudem darauf hin, dass seine „patriotische Position allen bekannt“ sei. Er unterstellt den Behörden, mit nun wahrscheinlich folgenden Beschränkungen seiner Bewegungsfreiheit seine Arbeit als Vertreter der UOK, gerade im internationalen Bereich, behindern zu wollen.

Die bei ihm gefundenen Dokumenten bewiesen ebenfalls nichts. Lange vor dem Krieg habe er in Russland studiert und als Ausländer auch eine Versicherung gebraucht. An der diplomatischen Akademie habe er einen Englischkurs besucht. Die russische Staatsbürgerschaft habe er nie besessen. Die Gründung von Gemeinden im Ausland entspreche den Beschlüssen des Landeskonzils der UOK vom Mai 2022, an dem sie sich als vollständig unabhängig erklärt habe. Damit reagiere sie auf die spirituellen Bedürfnisse der ukrainischen Gläubigen, die aufgrund des russischen Angriffs ins Ausland geflüchtet seien, daher seien die Vorwürfe, dort werde prorussische Propaganda verbreitet, nicht wahr.

Das westeuropäische Vikariat der UOK unterstützte in einem Statement Erzpriester Danylevytsch. Die Anschuldigungen seien „künstlich, unbegründet und entsprechen nicht der Wirklichkeit“. Danylevytsch sei ein „treuer Patriot“, was er nie versteckt habe. Als einer der gebildetsten Geistlichen der UOK habe er sich auch im Ausland weitergebildet, und russische Diplome könnten nicht als Beleg gegen seine Haltung angeführt werden. Die Vorwürfe gegen das westeuropäische Vikariat seien nicht wahr und verletzten die religiösen Gefühle der Ukrainer, die vor dem russischen Angriff nach Europa hatten flüchten müssen.

Erzpriester Danylevytsch hatte gleich nach Kriegsbeginn die Eparchien der UOK, die aufgehört hatten den russischen Patriarchen Kirill zu kommemorieren, verteidigt. Dabei verurteilte er klar den russischen Großangriff und sagte, die Verteidigung des Landes sei „die heilige Pflicht jedes Bürgers“, dem habe sich auch die UOK angeschlossen.

Die belarusische Theologin Natallia Vasilevich, die Mikolaj Danylevytsch aus ihrer ökumenischen Arbeit kennt, berichtete auf Telegram, sie habe am 24. Februar 2022 mit ihm telefoniert. Er habe sie damals gebeten, in seinem Namen zu sagen, dass es keine Rechtfertigungen für die russische Invasion gebe, und dass alle russischen Aussagen über einen angeblichen „Schutz der kanonischen Orthodoxie“ völliger Blödsinn und eine Manipulation seien. Sie betonte, dass die globale und europäische ökumenische Bewegung Danylevytsch vertraue und ein gutes Verhältnis zu ihm habe. Das Vorgehen gegen ihr sehe nach „politischer Verfolgung, einer Einschüchterungsaktion und nach Druck“ aus. Kaum jemand aus der Ukraine habe so viel zur Formulierung eines Konsenses zum Krieg gegen die Ukraine in der ökumenischen Bewegung beigetragen wie er. Nur wenigen sei es gelungen, so die Narrative der ROK zu zerstören, wie ihm. Sie sage das als jemand, der an diesen Prozessen beteiligt sei und sie nicht nur beobachte. (NÖK)

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